Bald auch künstliche Intelligenz im Weltall?

Autor: Ralf Schmitt
Datum: 01.03.2018

Cimon begleitet deutschen Astronauten Alexander Gerst auf ISS-Mission

Künstliche Intelligenz ist zurzeit einer der Trends überhaupt. So möchten natürlich auch Astronauten Teil an dem Trend haben. Daher wird bei der nächsten „ISS“-Mission „Horizon“ ein Assistenzsystem mit dem deutschen Astronauten Alexander Gerst zur „Internationalen Raumstation“ fliegen.

Das System wurde auf der Grundlage der künstlichen Intelligenz „Watson“ von der US-Firma IBM entwickelt. Bekannt aus der US-Quizshow „Jeopardy!“ besiegte Watson schon vor Jahren menschliche Konkurrenten mit Bravour, damals noch als unsichtbares Computersystem. Heute verfügt Watson auch über einen Körper, ein Gesicht und eine eigene Stimme.

Die künstliche Intelligenz an Bord der ISS wird auf den Namen „Cimon“ hören. Cimon ist eine Abkürzung für Crew Interactive Mobile CompanioN und entstand aus einer Kooperation zwischen IBM und Airbus, welche im Auftrag des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt handelte.

Cimon ist eine ungefähr Medizinball-große Kugel, die mit fünf Kilogramm ins Gewicht fällt. Er ist die erste künstliche Intelligenz für Astronauten, quasi ein schwebendes Gehirn. Die Hülle von Cimon besteht aus Kunststoff und Metall, welches von einem 3-D-Drucker hergestellt wurde. Sein Gesicht wird auf einem Display an der Oberfläche angezeigt. Den Astronauten soll Cimon das Gefühl vermitteln, dass es sich bei ihm um einen echten Kollegen handelt.

Alexander Gerst soll Cimon an Bord der ISS auf seine Funktionen hin prüfen. Im Anschluss wird der Roboter in drei Experimenten eingesetzt werden: Bei einem Versuch mit Kristallen, beim Lösen eines Rubik-Zauberwürfels und bei einem medizinischen Experiment.

Cimon wurde auf der Basis der Technologie der Neuronalen Netzwerke gebaut und besitzt die Fähigkeit zu lernen. So hat Cimon zum Beispiel schon gelernt wie Alexander Gerst aussieht und wie sich seine Stimme anhört, sodass er „seinen Herrn“ auch unter vielen anderen Menschen wiedererkennen könnte. Übrigens eignet sich die künstliche Intelligenz auch dazu, Filmaufnahmen an Bord, zum Beispiel zur Dokumentation von Experimenten, einzusetzen.

Auf lange Zeit gesehen, sollen die Roboter die Astronauten auch bei Routinearbeiten unterstützen und Lösungen für Probleme vorschlagen. Die Astronauten sollen dabei in einen echten Dialog mit der Cimon treten. Dadurch soll die Arbeit an Bord laut Experten effizienter werden.

Zudem könnte das System als Frühwarnsystem dienen, da es technische Probleme weitaus früher erkennen kann oder diese sogar voraussagen kann. Etwa 50 Wissenschaftler vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, IBM und der Ludwig-Maximilians-Universität München waren an der Entwicklung von Cimon beteiligt.

In Zukunft soll es sogar möglich sein den Raumfahrtassistenten mit emotionaler Intelligenz auszustatten. Dadurch wäre es bei Langzeitflügen – beispielsweise zum Mars – möglich die Maschinen mit den Menschen sozial interagieren zu lassen.

Möglichkeiten wie diese liegen jedoch noch weit in der Zukunft. Eine Weiterentwicklung des Assistenten auf der Erde ist nach Ansicht der Entwickler jedoch weitaus wahrscheinlicher. So könnte Cimon beispielsweise auch in Krankenhäusern oder Pflegeheimen eingesetzt werden.