China lässt Einkäufer aufhorchen

Autor: Duran Sarikaya
Datum: 20.01.2016

Widersprüchliche Signale in chinesischer Wirtschaft nehmen Prognosen ihre Validität

Die chinesische Wirtschaft schwankt. Mal sieht es besser aus, mal sieht es schlechter aus. Experten versuchen Prognosen für die nächsten Monate aufzustellen. Doch die Validität der Prognosen kann momentan nicht garantiert werden. Daher rät der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) den Einkäufern zu Vorsicht und Wachsamkeit. „Alternative Indikatoren zeichnen ein deutlich düstereres Bild der konjunkturellen Lage als der offizielle BIP-Zuwachs von 6,9 Prozent, der genau dem von chinesischen Behörden ausgegebenen Expansionsziel von knapp sieben Prozent entspricht“, so Philipp Hauber, Konjunkturexperte am Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW). Der BME spricht von widersprüchlichen Signalen in Bezug auf die chinesische Wirtschaft. Diese stellen bei der Erfassung der Situation ein Problem dar, da sie keine eindeutigen Schlüsse zulassen. So deute beispielsweise der Keqiang-Index, welcher durchschnittlichen Stromverbrauch, Kreditvergabe und Schienenverkehrsvolumina darstellt und daher als guter Indikator für die industrielle Entwicklung gilt, einen sehr geringen BIP-Zuwachs an. Hauber betont, dass dieser Index seinen Rückgang fortsetzt und damit im Widerspruch zu den offiziellen Zahlen steht. „Der Keqiang-Index veranschaulicht die Probleme des Industriesektors, der mit Überkapazitäten und einer stark gestiegenen Schuldenlast zu kämpfen hat. Nicht ins Bild einer angeschlagenen Industrie passen jedoch Daten zu den Rohölimporten. Der amtlichen Zollstatistik zufolge, deren Zahlen gemeinhin als zuverlässig gelten, legten diese gegenüber dem Vorjahr um annähernd acht Prozent zu“, erklärt Hauber.

Der BME hat die Konjunkturdaten kommen sehen. „Wir betrachten diesen Markt schon seit Längerem mit einem wachsamen Auge“, betont Olaf Holzgrefe, Leiter Business Development & Affairs beim BME. „Wir gehen davon aus, dass sich unsere Einkäufer in Bezug auf China auch noch länger äußerst intensiv mit den unterschiedlichen Indikatoren befassen müssen, um die richtigen Geschäftsentscheidungen treffen zu können“, warnt Holzgrefe die deutschen Einkäufer. Allerdings betont er, dass China für Einkäufer noch immer zu den wichtigsten Beschaffungsmärkten weltweit gehört.