Ersetzen Amazon, Google & Co. bald die klassischen Hausbanken?

Autor: Ralf Schmitt
Datum: 09.05.2018

Zahl der Nutzer digitaler Bankgeschäfte steigt immer weiter an

Heute nutzen bereits drei von vier Bundesbürgern Onlinebanking. Doch dieser Fakt ist nur ein kleiner Vorgeschmack auf die gravierenden Veränderungen, die der Bankenbranche noch bevor stehen. Eine Verbraucherumfrage des Bundesverbandes der Informationswirtschaft und Telekommunikation (Bitkom) soll das nun ergeben haben. „Wir erleben so etwas wie die Entzauberung der Bankenwelt“, sagt Bitkom-Chef Achim Berg. Bereits vier von zehn Studienteilnehmern sollen bereit sein, ihre Bankengeschäfte durch Dienstleister wie Paypal oder Payback erledigen zu lassen. Aber auch die Internetriesen Google und Amazon stehen bei den Befragten hoch im Kurs. „Die Bankenwelt steht in den kommenden zehn Jahren vor einem ganz grundlegenden Umbruch“, sagt Berg voraus.

Die hohe Zustimmung gegenüber Google, Amazon, Apple & Co. hat auch Berg stark überrascht. Generell steigt die Zahl der Nutzer von digitalen Bankgeschäften immer weiter an, wer einmal umgestiegen ist, kennt meist auch kein Zurück mehr. Von diesem Trend sind vor allem die traditionellen Banken bedroht. Laut der Bitkom-Studie wickeln bereits neun Prozent der Deutschen alle ihre Bankgeschäfte über eine reine Onlinebank ab. Ein Wechsel innerhalb der nächsten zwölf Monate steht bei acht Prozent an und ein weiteres Fünftel ist sich sicher, dass es in einem undefinierten Zeitraum auch auf die Online-Alternative umsteigen wird. Insgesamt liebäugelt also jeder dritte Deutsche mit einer reinen Online-Bank oder hat sich bereits für ihren Service entschieden.

Die bislang so hoch angepriesene legendäre Treue deutscher Bürger gegenüber ihrer Bank befindet sich offenbar auf dem absteigenden Ast. Nur ein Drittel der Deutschen soll einmal im Leben das Girokonto gewechselt haben, so Berg. Doch drei von vier Wechslern haben es sogar schon öfter getan. Wer einmal mit seiner Hausbank bricht, für den gibt es wohl kein Halten mehr.

33 Prozent der Onlinebanking Nutzer besuchen keine Bankfilialen mehr. Etwa die gleiche Zahl wünscht sich für die Zukunft neben den einfachen Bankgeschäften wie Kontostandabfrage oder Überweisungen auch komplexe Beratung auf dem digitalen Weg. Für die Mehrheit der Befragten ist es zudem wichtiger online auf Bankdienste zurückgreifen zu können, als ihr Konto bei einer Bank mit einem bekannten Namen zu führen. Besonders beliebt sind digitale Bankgeschäfte via Sprachsteuerung. Doch an dieser Stelle ist sogar Digital Lobbyist Berg vorsichtig. Immerhin haben immer mehr Erfahrungsberichte gezeigt, dass zum Beispiel beim Amazon-Lautsprecher Alexa nicht nur der Besitzer mithören konnte. „Hier habe ich Vorbehalte“, räumt der Experte ein. Bislang konnte er allerdings noch nichts über konkrete Amazon-Pläne zum Thema Bankgeschäfte in Erfahrung bringen.

Laut Berg sind aktuelle digitale Bankgeschäfte durch moderne eTan-Nummern und Smartphones mit Gesichtserkennung oder Fingerabdruck ausreichend gesichert. Die Zahl der illegal abgefischten Kontodaten ist laut Bitkom in den vergangenen zwei Jahren um ein Drittel zurückgegangen. Nur etwa 17 Prozent der Deutschen halten sich beim Thema Online-Bankgeschäfte grundsätzlich zurück.