EU: „Brexit“ würde britische Unternehmen Milliarden kosten

Autor: Ralf Windmüller
Datum: 12.02.2016

Euler Hermes untersuchte die möglichen Folgen eines britischen EU-Austritts

Der sogenannte „Brexit“ ist in aller Munde und wird kontrovers diskutiert. Während EU-Unterstützer und britischer Premierminister David Cameron den Austritt aus der EU ablehnt, unterstützen Parteien wie die UK Independence Party (UKIP) die Idee eines Austritts. So wurde Camerons zuletzt vorgeschlagener EU-Reformplan von Politik sowie von Bürgern schwer kritisiert. Welche wirtschaftlichen Folgen ein „Brexit“ hätte, hat das Kreditversicherungsgeschäft Euler Hermes nun untersucht.

Dabei beschäftigten sich die Experten mit zwei verschiedenen möglichen Szenarien, nämlich dem Verbleib in der EU und dem „Brexit“ ohne ein Freihandelsabkommen.

„Die Umsätze der britischen Unternehmen würden im Falle eines Brexits pro Jahr um rund 1% schrumpfen. Bei einem Verbleib in der EU wovon wir derzeit ausgehen – würden sie ab 2017 hingegen um durchschnittlich 4% pro Jahr wachsen. Für einige Unternehmen wäre ein Austritt demnach fatal. Großbritannien bräuchte zudem mindestens zehn Jahre, um die durch einen möglichen Brexit entstehende Lücke bei den Exporten zu schließen – selbst wenn ein Teil durch den Handel mit den Commonwealth Staaten kompensiert werden könnte“, so Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Euler Hermes Gruppe. Im „Worst-Case-Szenario“ käme es bei einem „Brexit“ ohne Freihandelsabkommen zu rund 30 Mrd. Pfund Exporteinbußen, sinkenden Umsätzen und fallenden Margen. Das sind ganze 8 Prozent aller britischen Warenausfuhren. Im Zuge dessen würden 210 Mrd. Pfund an Investitionen verloren gehen. Als Folge der Verunsicherungen bezüglich des EU-Verbleibs wird im Laufe des Jahres mit einem Rückgang des Wirtschaftswachstums auf 2,1% gerechnet.

„Aber nicht nur der britische Export wäre betroffen, sondern auch der Import“, sagte Subran. „Importierte Güter könnten aufgrund der Abwertung des Britischen Pfunds steigen sowie durch neu erhobene Zölle seitens der EU oder Großbritanniens, um die lokale Produktion zu steigern und den Reindustrialisierungsprozess zu beschleunigen. Auch weitere Handelsbarrieren wären denkbar wie neue Produktstandards bei Verpackung, Etikettierung oder Hygienevorschriften. Kombiniert mit starken Abhängigkeiten könnte dies für einige Branchen ein Teufelskreis werden. Die britische Automobilindustrie ist von ihrer Lieferkette beispielsweise komplett von Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien abhängig. Ausländische Automobilhersteller hätten ohne die europäische Nachfrage im Rücken zudem keinen Anreiz mehr in Großbritannien zu fertigen.“