Flughafen Leipzig/Halle neues deutsches Frachtdrehkreuz?

Autor: Dimitri Lagun
Datum: 05.04.2018

Täglich alleine 65 Maschinen für DHL im Einsatz

Schon bald könnte der Flughafen Leipzig/Halle und die gesamte Logistikbranche der Region vom neuen Koalitionsvertrag der CDU/CSU und der SPD profitieren. Hier sollen demnächst nämlich die Landerechte für Frachtflugzeuge erweitert werden.

Außerdem soll der Flughafen im internationalen Luftverkehrsabkommen als genereller Landepunkt anerkannt werden. Der Airport würde damit zu Deutschlands zentralem Frachtflughafen mit dem internationalen Kürzel LEJ werden.

Für den Flughafen selber würde das einen enormen Aufstieg bedeuten. „Der Flughafen Leipzig/Halle hat einen großen Vorteil gegenüber all seinen Konkurrenten: die noch verfügbaren Entwicklungsflächen“, so Flughafen-Chef Johannes Jähn. Ein bedeutender Wettbewerbsvorteil.

Und auch schon jetzt ist der Flughafen Leipzig/Halle ein wichtiges Drehkreuz. „Im vergangenen Jahr wurden im Frachtverkehr von Leipzig/Halle aus mehr als 200 Flughäfen weltweit angeflogen, darunter Ziele wie Los Angeles, New York, Cincinnati, Hongkong, Delhi, Singapur und Seoul“, zählt Uwe Schuhart, Sprecher der Mitteldeutschen Flughafen AG, auf. Unter der Woche seien so zum Beispiel täglich alleine 65 Maschinen für DHL im Einsatz. Insgesamt wird der Flughafen Leipzig/Halle von rund 40 Frachtfluggesellschaften genutzt.

Seit Jahren hält das Wachstum in der Luftfracht an. Alleine 2017 wurde fast 1,14 Millionen Tonnen Fracht abgewickelt. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Zuwachs von 8,2 Prozent. „Im Dezember konnte zudem mit über 105.768 Tonnen ein neuer absoluter Rekordmonat in der Unternehmensgeschichte verzeichnet werden“, teilte der Flughafen mit.

Laut Schuhart ist der Flughafen Leipzig/Halle das fünftgrößte Frachtdrehkreuz Europas. Dies lässt sich auch anhand der Mitarbeiterzahlen der Logistikbranche erkennen: Im Jahr 2017 beschäftigte Leipzig hier 36.492 Menschen; ein Plus von 47,8 Prozent im Vergleich zum Jahr 2005.

Auch die Transportbranche der Region ist der Zukunft gegenüber positiv gestimmt. „Das Netzwerk Logistik Leipzig-Halle begrüßt es sehr, dass die hier geschaffenen exzellenten Infrastrukturen am und um den Frachtknoten Leipzig/Halle Airport künftig weiter an Bedeutung gewinnen sollen“, erklärte Klaus-Dieter Bugiel, Geschäftsstellenleiter des Netzwerk Logistik Leipzig-Halle.

Für die Wirtschaft ist es wichtig einen leistungsfähigen Flughafen zu haben, der den Warenaustausch zwischen den internationalen Märkten und Deutschland sicherstellt. Neben den Logistikdienstleistern gehören zu den mehr als 120 Mitgliedern auch die öffentliche Verwaltung, Kammern und Forschungs- und Bildungseinrichtungen.

Die Koalitionäre wollen zudem die Genehmigung für kurzzeitig angesetzte Frachtflüge deutlich verkürzen. „Die deutsche Luftfrachtbranche leidet unter den im internationalen Vergleich teils langwierigen Genehmigungsprozessen für Ein- und Ausflüge von Ad-hoc-Frachtchartern“, beklagt schon länger der Aircargo Club Deutschland, die Vereinigung von Unternehmen der Luftfrachtbranche. In den Ländern ist es bereits der Fall, dass Anträge für Eilfrachtcharterflüge innerhalb weniger Stunden genehmigt werden; in Deutschland kann dies einige Tage in Anspruch nehmen.

Doch wie sollte es anders sein, stoßen die Pläne auch auf viel Kritik. So beklagte beispielsweise die Bürgerinitiative gegen Fluglärm im Gespräch mit Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig, dass diese für „einen Lärm-Expansionsschub sorgen, der seines gleichen sucht“ sorgen würde.

Allerdings würde im Gegenzug keine konkrete Aussage zur Lärmminderung getroffen. „Wer konkret in die Gesundheit der Bürger eingreift, sollte auch konkrete Behandlungsmethoden vereinbaren“, forderte die Initiative.