IBU teilt Auswirkungen der Stahlpreisentwicklung

Autor: Osman Cetinkaya
Datum: 10.04.2017

Liquiditätsprobleme bei Zulieferern durch Strahlpreis

Aufgrund der Stahlpreisexplosion sind die ersten Unternehmen der Industrie von Liquiditätsproblemen betroffen. Bernhard Jacobs, der Geschäftsführer der IBU (Industrieverband Blechumformung), ruft zum schnellen Handeln auf „Kunden der Zulieferer müssen sich jetzt verhandlungsbereit zeigen“. Ansonsten bräche die Lieferkette kurzfristig zusammen. Währenddessen drängt der IBU das Bundeswirtschaftsministerium weitere Schutzzölle bezüglich der Anti-Dumping-Kampagne der Stahlindustrie aufzuheben. Diese seien der Grund der Verknappung auf dem Flachstahlmarkt und ein weiterer Preistreiber.

Bernhard Jacobs vertritt mit seiner Stimme rund 240 Mitglieder der blechumformenden Industrie. Durch die Explosion des Stahlpreises wurden bei den ersten Zulieferern Liquiditätsprobleme vermerkt. Eine weitere Belastung seien die Kunden, die die aktuelle Lage ignorieren und dadurch einen kurzfristigen Crash der Lieferkette verursachen könnten. Laut Jacobs befinden sich die Unternehmen in einer deutlich höheren Eskalationsstufe als im Februar, wo bereits vorgewarnt wurde. Jacobs schätzt, dass der mittelständisch aufgestellte Zulieferer alleine den Kosten nicht gewachsen ist. Hier rät Jacobs zur Zusammenarbeit, um gemeinsam Lösungen zu finden.

Der Preis des Flachstahl-Referenzproduktes Warmbreitband (Hot Rolled Coil) stieg um bis zu 80% an. Der IBU verdeutlicht dies mit einem Beispiel: wenn ein mittelständisches Zulieferunternehmen 7000 Tonnen warmgewalzte Bleche kauft, entstehen so Mehrkosten von über 1,8 Mio. Euro. Da der Materialbedarf meistens höher ist, werden die Kosten der Zusatzbelastungen auf einen mittleren einstelligen Millionenbereich geschätzt, was für Mittelständer dramatisch sei. Durch die Preissprünge steigt der Liquiditätsbedarf an, wodurch Kreditlimits überfordert werden, was in Insolvenz resultieren könne.

Die Ursache davon sei neben den gestiegenen Rohstoffkosten für Eisenerz und Koks die Anti-Dumping-Kampagne der Stahlindustrie. Der gesamte Flachstahlmarkt der EU ist betroffen und resultiert in einer historisch einmaligen, verknappten Marktsituation. Als Maßnahme wurde eine Kampagne initiiert, die sich gegen die Einfuhren aus China, Brasilien, Russland, Serbien, Iran und der Ukraine beim Schlüsselprodukt Warmbreitband wenden. 80% der EU-Einfuhren sind davon betroffen.

Jacobs warnt, dass bei weiteren Einfuhrzöllen der Importwettbewerb ausgeschaltet wird. Bereits im Dezember 2016 wurde ein Verfahren gegen die Einfuhr beschichteter Bleche aus China eingeführt, was die Lieferzeiten der EU-Hersteller stark verlängerte. 50% der EU-Importe werden aus China bezogen. Durch die Lieferverzögerungen entstehen bedeutende Versorgungslücken. Nun steht zur Debatte, ob außerhalb Chinas überhaupt die Kapazitäten zur Deckung des EU-Bedarfs bestehen. Für Jacobs hat das Handeln der EU-Komission nichts mit einem fairen Wettbewerb gemeinsam, mehr mit Marktabschottung, worunter letztendlich die Stahlverarbeiter und Endkunden leiden.

Deswegen möchte der BMI das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) mit einem Brief zur Widersprechung weiterer Schutzzölle bewegen. „EU-Zölle können nur mit Zustimmung der Mitgliedsstaaten beschlossen werden. Für uns ist entscheidend, dass sich das BMWi eindeutig positioniert.“, so Jacobs.