50. BME-Symposium: Die Zukunft des Einkaufs

Autor: Ralf Windmüller
Datum: 23.11.2015

Trends und Thesen im Einkauf

„Im Zuge der fortschreitenden Globalisierung richtet sich der Einkauf in vielen Unternehmen neu aus. Von den Veränderungen betroffen sind unter anderem die globale Organisation, das Warengruppenmanagement und die bereichsübergreifende Zusammenarbeit. Das sind aber nur einige Herausforderungen, vor denen die Procurement-Abteilungen deutscher Industrieunternehmen derzeit stehen“, sagte Dr. Christoph Feldmann, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME). Anlässlich des 50. BME-Symposiums stellte er die aktuellen Trends und Thesen im Einkauf vor. Diese werden die Zukunft der Beschaffung und auch die Verbandsarbeit beim BME bestimmen.

BME Berlin

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Risikomanagement

 
Heutzutage ist es notwendig, sich nicht nur gegen Kosten- und Qualitätsrisiken zu schützen. Externe Faktoren wie Finanzkrisen, Naturkatastrophen und Währungsschwankungen wie müssen dazu frühzeitig mit einkalkuliert werden. Aufgabe des Einkaufs ist es nun, mögliche Bedrohungen zu erkennen und zu bewerten, um schnell reagieren zu können. Zu diesem Verfahren zählen ein Kataster (Register) der Risiken und der Risikoanfälligkeit. Zudem ein Frühwarnsystem über Entwicklungen und Ereignisse, welche eine Krise auslösen können. Problematisch ist jedoch, dass viele der externen Faktoren nicht beeinflusst werden können. Der Unternehmenserfolg wiederum ist immer stärker abhängig von diesen Faktoren. Als Ergebnis braucht es neue Ansätze im Risikomanagement. Viele Unternehmen sehen die Notwendigkeit und überarbeiten ihr Risikomanagement.

Marktdaten allein reichen nicht aus

 
Eine weitere Herausforderung besteht darin, aus einer Vielzahl an Daten unternehmensrelevante Informationen zu generieren. Denn diese sollen dann als Entscheidungshilfe für Einkauf, Produktion und Vertrieb dienen. Eine Marktbeobachtung allein reicht nicht aus.

Fehlendes Know-how bei Rohstoffeinkäufern

 
Nach Meinung des BME ist es wichtig, die Unternehmen für das Thema Rohstoffpreise zu sensibilisieren. Die Einkäufer sollten dabei entsprechend ihre Beschaffungsstrategie ausrichten, damit sie einer eventuellen „Rohstoffpreisrally“ standhält. Der BME hat, durch Gespräche mit der Wirtschaft, immer wieder feststellen müssen, dass noch nicht jeder Rohstoffeinkäufer über das notwendige Know-how verfügt. Das muss er jedoch, um optimal auf die aktuellen Marktentwicklungen reagieren zu können. Themen wie Rohstoffrecycling, Substitution und der Einsatz von Hedging-Instrumenten zur Preisabsicherung gewinnen immer mehr an Bedeutung.

Ohne Einkauf keine Industrie 4.0

 
Durch die Digitalisierung des Einkaufs ergeben sich neue Möglichkeiten. So können durch eine enge Vernetzung nach innen und außen neue und innovative Erfolgsstrategien für das gesamte Unternehmen entwickelt werden. Produktionsentscheidungen können sich so schneller an der Nachfrage orientieren.

Neue Einkäufertypen

 
Auch Einkäufer müssen ihr Rollenverständnis überdenken. Durch den stetig wachsenden internationalen Wettbewerbsdruck muss der Einkäufer einen konkreten Beitrag zur Wertschöpfung leisten. Das Bedeutet, dass Mitarbeiter die Herausforderungen für die gesamten innerbetrieblichen Prozessabläufe sehen und selbst aktiv Prozessverbesserungen anstoßen müssen.

Local und Global Sourcing

 
Das Local Sourcing wird von vielen deutschen Einkäufern zur Stärkung der regionalen Netzwerke genutzt. Durch die kurzen Wege zwischen Einkäufern und Lieferanten entstehen engere Kontakte, schnellere Kommunikationswege, geringe Transportkosten und hohe Transparenz. Dadurch entfallen die aufwändigen Lieferantenqualifikationen im Ausland.

Auch das Global Sourcing kann Geschäftspotentiale ankurbeln. Hier hat sich gezeigt, dass deutsche Einkäufer die Standardvorteile globaler Beschaffungsmärkte nutzen. Neben Asien sind dies Länder in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Hier hat der BME begonnen, Expertenkreise zu gründen, um regelmäßig zu Informationsgesprächen zusammenzukommen.