Blockchain birgt riesiges Potenzial für Logistik

Autor: Sebastian Thelen
Datum: 16.03.2018

Erkennung von Manipulationen, Reduktion des Fälschungsrisikos und Rettung von Leben

Kaum etwas in der Logistik ist so komplex wie globale Lieferketten. Grund dafür sind vor allem die vielen verschiedenen Interessen der zahlreichen Beteiligten und Dienstleistungen. Als Lösung für solche komplexen Prozesse gibt es Blockchain. DHL hat nun in Zusammenarbeit mit Accenture einen Trend Report zum Thema Blockchain veröffentlicht.

„Experimente mit Blockchain im Finanzbereich sind schon gut bekannt. Wir glauben aber, dass die neue Technologie die Logistik wirklich revolutionieren kann“, sagt der Senior Vice President von DHL Customer Solutions & Innovation, Matthias Heutger. „Für die Umsetzung produktiver Lösungen sind jedoch weitere technische Entwicklungen und, vor allem, die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten erforderlich.“

Das Datenbanksystem Blockchain speichert und authentifiziert Daten und Transaktionen in der Lieferkette. Der gesamte Weg eines Produktes wird mit sogenannten Identifiern erfasst. Diese Informationen können die Stakeholder dann in Echtzeit auswerten und dabei feststellen, ob eine eventuelle Manipulation der Datensätze vorlag.

„Ein besonders interessantes Potenzial für Blockchain sehen wir bei Arzneimitteln. Deshalb haben wir den Fokus unseres Proof of Concept mit Accenture auf die Life Sciences and Healthcare Branche gelegt“, erläutert Keith Turner, CIO des Chief Development Office bei DHL Supply Chain. „Blockchain-Einträge sind unwiderlegbar. Durch die Nutzung der Technologie können wir große Fortschritte machen, Manipulationen zu erkennen, das Fälschungsrisiko zu reduzieren und tatsächlich auch Leben zu retten.“

Jedes Jahr sterben laut Interpol rund eine Millionen Menschen an gefälschten Arzneimitteln. In den Schwellenländern sind etwa 30 Prozent aller verkauften Medikamente gefälscht. DHL und Accenture haben auf der Blockchain Basis einen Prototyp für eine Serialisierung mit Netzknoten in sechs verschiedenen Regionen entwickelt, mit dem die gesamte Lieferkette der Arzneimittel überwacht werden kann. Alle an der Lieferkette beteiligten Parteien haben die Möglichkeit dieses Register für die Verfolgung der Medikamente zu nutzen. Zu den Anspruchsgruppen zählen dabei die Hersteller, Lagerhäuser, Vertriebspartner, Apotheken, Krankenhäuser und Ärzte.

„Wir haben eng mit DHL zusammengearbeitet, um zu verstehen und zu dokumentieren, welche Auswirkungen Blockchain zukünftig auf die Lieferketten haben wird“, sagt Andreas Baier, der bei Accenture für die Reise- und Transportbranche verantwortlich und Kunden-Teamleiter für DHL ist. „Durch die Nutzung eines gemeinsamen, unauslöschlichen und sicheren Transaktionsregisters kann die Branche für die gesamte Lieferkette von der Herstellung bis zum Patienten viel höhere Sicherheitsstandards erzielen — und das zu deutlich günstigeren Kosten. Das ist nur eine von mehreren Möglichkeiten, mit Blockchain Geschäftsprozesse umzustrukturieren und gleichzeitig Kosten und Komplexität zu reduzieren.“

Die Blockchain-Technologie ermöglicht es, Lieferketten effizienter und zuverlässiger zu gestalten. Laut der International Data Corporation sollen die Ausgaben für Blockchain-Anwendungen bis 2018 auf rund 2,1 Milliarden US-Dollar ansteigen. Bis 2021 sollen die Ausgaben sogar bei 9,7 Milliarden US-Dollar liegen.

Der Prototyp von DHL und Accenture ist nur ein Beispiel. So könnte Blockchain beispielsweise auch für das Asset Management verwendet werden, um hier mehr Transparenz zu schaffen. Generell birgt die Technologie ein sehr großes Potenzial. Vor dem Einsatz der Pilotanwendungen müssen die Technologien jedoch noch weiter ausgereift werden. Zudem müssen alle Beteiligten sich für die Zusammenarbeit bereit erklären. Das ist Wohl der wichtigste Punkt, da der Erfolg davon abhängt, dass alle Involvierten an einem Strang ziehen, die Prozesse modernisieren und neue Wege finden, die Logistik erfolgsbringend zu gestalten.