Einkauf als Treiber der Digitalisierung

Autor: Ralf Windmüller
Datum: 27.06.2016

„Die Funktion Einkauf steht vor einem gravierenden Einschnitt“

Rund 180 CPOs und Einkaufsverantwortliche trafen sich in der vergangenen Woche zum 11. European Procurement Excellence Congress “Shaping the future – Providing procurement value in a complex world” in Hamburg. Die Verantwortlichen luden die Teilnehmer ins Hotel Atlantic Kempinski ein um Trends und Strategien zu diskutieren und ihre Best-Practice auszutauschen. Themen wie Digitalisierung, Optimierung der Supply Chain und globale Beschaffungsnetzwerke stellen neue Herausforderungen an Organisation, Kollaboration und Qualifizierung in den Einkaufsorganisationen.

„Die Funktion Einkauf steht vor einem gravierenden Einschnitt, der vergleichbar ist mit den Folgen, die seinerzeit die Einführung des Personal Computers mit sich brachte“, so Detlef Schultz, Vorstandsvorsitzender der Vodafone Procurement Company. „Der Einkauf muss genau wissen, wohin die Reise in das neue digitale Zeitalter geht“, ergänzte Schultz. „Wir müssen die Treiber dieser Entwicklung sein, sonst werden wir von anderen getrieben.“ Die Automatisierung von Geschäftsprozessen, die Virtualisierung in Cloud-Umgebungen und das Cognitive Computing würden nicht nur die Arbeitsweise, sondern auch die Rolle des Einkaufs stark verändern. Der Einkauf würde sich zum vernetzten Business Partner als Triebkraft der Wertschöpfung im Unternehmen verändern.

„Wie sich der Einkauf genau verändern wird, kann ich im Detail nicht sagen, aber wir müssen uns den neuen Entwicklungen stellen und sie aufgreifen“, sagte Danijel Banek, Vorstand Zentraler Einkauf beim kroatischen Nahrungsmittelhersteller Atlantic Grupa. „Wir müssen flexibel sein, vielleicht auch Start-ups in unsere Projekte holen. Wir CPOs selbst müssen anders denken.“ Vor allem das Thema innere und äußere Vernetzung wurde währende der Konferenz zunehmend diskutiert. „Damit tun wir uns noch schwer“, stellte Dirk Jan de With, CPO des Chemieunternehmens Covestro, fest. „Wenn ich meine Kinder sehe, sehe ich die Zukunft. Sie sind schon vielfältig vernetzt, während unsere Generation es noch versucht beziehungsweise lernen muss.“

Einig waren sich alle Redner, dass die transaktional ausgerichtete Einkaufsorganisation ein auslaufendes Modell ist. Analysefähigkeit und Beziehungsmanagement werden zu Schlüsselqualifikationen des neuen Einkäufertyps. „Wir schauen bei Neueinstellungen nicht mehr auf das Einkaufs-Know-how, sondern eher auf die Fähigkeit, Geschäftsentscheidungen zu treffen“, so Thomas Germer, CPO der AXA Konzern AG. „We are business people“, fasste es Clive Rees, CPO EMEIA, Fujitsu Services Ltd, zusammen. „Der Einkauf muss für das Unternehmen relevant sein, indem er die Geschäftsbereiche dabei unterstützt, ihre Ziele zu erreichen. Wir managen Beziehungen, und das ist nicht immer einfach.“