Studie: Digitalisierung bringt Veränderungen für Modesektor mit sich

Autor: Sebastian Thelen
Datum: 20.09.2017

Befragung von internationalen Einkaufschefs führender Bekleidungsunternehmen

Laut einer Studie gerät der Trend des Modesektors der Suche nach immer kostengünstigeren Standorten für die Produktion an sein Ende. Das Exportvolumen aus China und Hongkong sinkt um 8 Prozentpunkte. Auch andere große Bekleidungsexporteure wie Bangladesch, Vietnam und Indien verzeichnen erstmals ein geringeres Wachstum. Es geht dabei jeder zweite Einkaufschef von Bekleidungsunternehmen davon aus, dass bereits 2025 niedrige Löhne nicht mehr der Hauptgrund für die Wahl des Beschaffungsortes sein werden, sondern die Digitalisierung. Für die internationale Studie wurden die Einkaufschefs von 63 führenden Bekleidungsunternehmen befragt, die zusammen für rund 135 Mrd. US-Dollar Einkaufsvolumen verantwortlich sind.

„Der Modehandel sieht sich sinkenden Gewinnmargen, steigenden Warenüberhängen und massiv verändertem Konsumentenverhalten gegenüber. Modeunternehmen müssen sich schneller und agiler auf die Wünsche der Konsumenten einstellen“, sagt der Leiter der Modeindustrieberatung beim Initiator der Studie. „Die Digitalisierung bietet großes Potenzial, um die Beschaffungszeiten zu verkürzen und so den Kunden die Produkte zu bieten, die sie wünschen.“ In Zukunft sind für die Wahl des Produktionsortes die digitalen Fähigkeiten wie Advanced Analytics entscheidend. Auch die technologische Zusammenarbeit mit Zulieferern und virtuellen Prototypen sind von großer Bedeutung. Die meisten der befragten Einkaufschefs gehen davon aus, dass Digitalisierung ihre Kosten um rund 5 Prozent senken und die Beschaffungszeit um drei bis vier Wochen senken wird. 83 Prozent der Befragten versprechen sich den größten Erfolg von effizienteren Prozessen in der fragmentierten Wertschöpfungskette. Sie erwarten, dass sie Digitalisierung des Prozessmanagements zu schnelleren Entscheidungen, weniger Fehlern und mehr Kundenorientierung führen.

Mehr als 50 Prozent der Befragten erwarten, dass 2025 die Wahl des Beschaffungsortes aus Automatisierungsgründen und nicht allein wegen der Kosten getroffen wird. „Die Automatisierung wirft auch ein neues Licht auf das Proximity Sourcing, also die Beschaffung in geografischer Nähe. Jeder zweite Einkaufschef gibt an, dass Proximity Sourcing an Bedeutung gewinnen wird, auch um den Kundenwünschen nach schnell verfügbaren Produkten gerecht zu werden“, erklärt Saskia Hedrich, Co-Autorin des Reports. Zusätzlich geht jeder dritte Einkaufschef davon aus, dass der Trend zur Rückführung der Produktion in das Heimatland sich durch Automatisierung verstärken wird. China wird weiterhin eine wichtige Rolle spielen. 81 Prozent der Befragten stufen China bei der Digitalisierung im Sourcing als führendes Land ein. Darauf folgen mit großen Abstand die Türkei und Bangladesch.