Umfrage: Inwiefern beeinflusst die Digitalisierung den Kurs der deutschen Seeschifffahrt?

Autor: Sebastian Thelen
Datum: 27.07.2017

Digitalisierung wird auch vor der Seeschifffahrt keinen Halt machen

Das Thema Digitalisierung beeinflusst weiterhin den Kurs der deutschen Seeschifffahrt. Etwa 4 von 5 deutschen Reedereien sind der Auffassung, dass Online-Anwendungen für Kunden bald selbstverständlich sind und beispielsweise Schiffstransporte über Online-Portale gebucht werden können. Dies zeigt eine aktuelle Branchenumfrage. Gleichzeitig werden jedoch auch Risiken durch neue Wettbewerber und neue digitale Technologien gesehen. Etwa die Hälfte der Befragten glaubt, dass die zunehmende Verbreitung des 3D-Druckers die globalen Warenströme einerseits verändern und andererseits verringern wird. Zusätzlich gehen die Befragten davon aus, dass die großen Unternehmen wie Amazon und Co. zukünftig mit eigenen Schiffen transportieren werden. Dies hielten etwa 12 Prozent der befragten Reeder für möglich.

Die Konfrontation mit dem digitalen Wandel wird unterschiedlich aufgenommen. In der einen Hälfte der Unternehmen hat die Digitalisierung in den vergangenen fünf Jahren besonders starke Veränderungen ausgelöst, während die andere Hälfte bislang weniger stark (41 Prozent der Befragten) oder gar nicht betroffen (10 Prozent) ist.

„In großen Teilen der maritimen Wirtschaft hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Digitalisierung auch vor der Seeschifffahrt nicht haltmachen wird. Viele Unternehmen erkennen und nutzen bereits die Chancen, die etwa GPS-Tracking und eine digitale Logistik bieten“, erklärte am Dienstag Claus Brandt, Leiter des Kompetenzzentrums Maritime Wirtschaft bei PwC, bei der Vorstellung der Reederstudie. „Auf der anderen Seite wiegen sich aber noch immer zu viele Unternehmen in der trügerischen Sicherheit, dass die Digitalisierung an ihnen vorbeiziehen wird und sie ihre Geschäftsmodelle unverändert beibehalten können.“

Rund 16 Prozent der Befragten halten die Digitalisierung für überbewertet. Dieser Aussage stimmen jedoch nur diejenigen Unternehmen zu, die bislang geringfügig von der Digitalisierung betroffen waren. Die bisherigen Erfahrungen der Unternehmen, die mit der Digitalisierung gemacht wurden, haben offenkundig einen großen Einfluss auf die Beurteilung der weiteren technologischen Entwicklung. Bei der Umfrage wird zudem deutlich, dass die Reedereien keine konkreten Vorstellungen von der Digitalisierung in Bezug auf ihr eigenes Unternehmen erwarten können. Jeder fünfte Reeder plant eine eigene Tracking-App, während sich nur 11 Prozent an ein eigenes Buchungsportal herantrauen. In beiden Fällen ist die Quote derer, die nicht handeln mit 62 Prozent und 74 Prozent sehr hoch. Bei der Umfrage wurden 105 Entscheidungsträger aus der deutschen Seeschifffahrt befragt.