Wie Industrie 4.0 Fertigung und Supply Chain Management optimiert

Autor: Ralf Windmüller
Datum: 01.02.2016

2016: Prognose der Software AG für die Fertigungs- und Supply Chain-Branche

„2016 wird eine Fülle an Chancen und Unwägbarkeiten mit sich bringen. Nur eines ist sicher: Die Hersteller werden sich darum bemühen, ihre Geschäftspraktiken, Wertschöpfungsketten und Kundenangebote flexibler und agiler zu gestalten. Ihre Kunden und Märkte befinden sich in einem Transformationsprozess, denn die Geschäftsprozesse weltweit verändern sich in atemberaubendem Tempo. Dabei zeichnen sich sechs digitale Trends ab, auf die sich Hersteller 2016 einstellen müssen, um erfolgreich zu bleiben“, erklärt Sean Riley, verantwortlich für Global Manufacturing und Supply Chain Solutions.

1. Digitale Transformation und globale Standards

Hersteller werden in diesem Jahr neue Technologien einsetzen, um ihre operativen Strukturen zu verändern und Prozesse und Akteure digital zu vernetzen. Auf diese Weise würden weltweit Standards geschaffen, die sich flexibel an unterschiedliche Regionen, Kunden oder Produkte anpassen ließen.

Daten über Produktverwendung, Produktionskapazitäten, Kunden- und Marktanforderungen würden schneller als je zuvor erfasst, analysiert und bereitgestellt. Dabei werde der Erfolg dieser digitalen Transformation direkt daran gemessen, wie sie sich auf das Geschäftsergebnis auswirkt.

2. Verstärkte Kundenorientierung und differenziertere Produkte

Durch die neue Transparenz werde die Wertschöpfungskette der Fertigungsindustrie zunehmend von den Anforderungen der Kunden geprägt und umgestaltet. Dadurch werden die Hersteller schneller als erwartet neue Kapazitäten wie die kundenspezifische Massenfertigung schaffen, um Kunden differenziertere Produkte anbieten zu können. Dazu kommen Mikrologistiknetzwerken, die das fertige Produkt direkt zum Verbraucher bringen und unmittelbar auf die Kundennachfrage reagieren können.

3. Das Internet der Dinge: eine neue Umsatzquelle

Das Internet der Dinge beschleunigt laut Software AG den Übergang zu Geschäftsmodellen, bei denen nicht der Erwerb einer Ware oder Dienstleistung, sondern ihre Nutzung in Rechnung gestellt wird. „Die Hersteller werden 2016 demnach verstärkt Preismodelle für Geräte und Produkte anbieten, die auf dokumentierten Ergebnissen basieren. Einzelne Branchen werden davon besonders stark betroffen sein, beispielsweise Industriegerätehersteller, Kraftwerksbetreiber und Anbieter von Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen. Durch eine genaue Abstimmung auf den Bedarf des Kunden wirken diese Preismodelle der Stagnation und dem Druck auf die Gewinnmargen entgegen“, erklärt die Software AG in einer Presseinformation. Die Hersteller von Industriegeräten beispielsweise würden ihre Preise anhand der Produktionsmenge, der Verfügbarkeit und der Laufzeiten von Maschinen berechnen, denn sie werden später in der Lage sein, die Anlagenleistung genau zu überwachen und die noch verbleibende Lebensdauer von Maschinen und Teilen dynamisch vorauszuberechnen. In der Folge werde gewährleistet, dass die Anlagen effektiv instandgehalten und verwendet werden, ohne dass es zu Ausfällen oder nicht geplanten Wartungsunterbrechungen kommt.

4. Optimierte Lagerbestände durch Industrie 4.0. und 3-D-Druck

Die optimale Nutzung des Lagerbestands setzt voraus, dass Hersteller über genaue und aktuelle Daten zu allen Beständen verfügen. Dazu kann das Internet der Dinge beitragen. Dauerhafter Bestand ist genau zu erfassen, und Transitbestand muss wertsteigernd eingesetzt und in Echtzeit nachverfolgt werden. Nicht weniger wichtig ist es für Hersteller, für Ausnahmen und Störungen gewappnet zu sein. So können sie auf kurzfristige Prognosen verzichten und unmittelbar auf die Nachfrage reagieren, eine Fähigkeit, die heute als „Resilienz“ bezeichnet wird.

Die wesentlichen Bausteine der Resilienz, nämlich das Risikomanagement für die Lieferkette und das Qualitätsmanagement für das Unternehmen, werden 2016 durch den 3-D-Druck ergänzt.

5. Innovation durch Kooperation – Partner mit Bedacht einbinden

Hersteller werden 2016 ihre Partner Lieferanten zunehmend auch als Innovationstreiber zur Optimierung der Lieferkette, für Produkte und Services einsetzen müssen. Auf diesem Wege würden Hersteller ihre Lieferketten in Liefernetze verwandeln, deren Partner eng miteinander verwoben sind.

6. Schutz des Eigentums

Wie aus einer Analyse des Online-Markenschutzspezialisten Netnames hervorgeht, nehmen Produktfälschungen Jahr für Jahr um 15 Prozent zu und kosten Hersteller bereits heute nicht weniger als 1,8 Billionen Dollar (ca. 1,67 Mrd. Euro) in Form entgangener Einnahmen. Gegenüber früheren Jahren wird der Schutz geistigen und sachlichen Eigentums im Jahr 2016 überragende Bedeutung gewinnen, denn die digitale Vernetzung der Hersteller und ihrer Partner nimmt zu. Erfolgreiche Zusammenarbeit setzt den Austausch von Daten voraus. Doch viele Hersteller würden vor extrem schwierige Entscheidungen gestellt werden, um Pläne und technologische Erfindungen vor Produktpiraterie oder Diebstahl seitens der Lieferanten zu schützen.

Die Hersteller sollten Maßnahmen ergreifen, um die Produktion sowie die Teile- und Materialbestellungen ihrer Partner zu überwachen, und sie werden sich gemeinsam um die Nachverfolgbarkeit zertifizierter Produkte bemühen müssen, um die Herkunft gefälschter Produkte rasch aufzudecken.