Ab März startet Flixbus auf den deutschen Schienen durch

Autor: Ralf Schmitt
Datum: 06.03.2018

Ein ernsthafter Konkurrent für die Deutsche Bahn?

Ab Frühjahr geht Flixbus in die Offensive und startet auf der Schiene durch. Anfangs soll der Flixtrain zwei Strecken befahren und wird damit zu einem ernsthaften Konkurrenten für die Deutsche Bahn.

Anfragen zu der geplanten Offensive ließ André Schwämmlein von Flixbus bislang unbeantwortet. Flixbus übernahm im August letzten Jahres den insolventen Zugbetreiber Locomore. Für Flixbus-Chef Schwämmlein sei Locomore jedoch vorerst nur ein Test. Flixbus habe lediglich die Gelegenheit genutzt, bei dem insolventen Zugbetreiber einzusteigen und auszuprobieren, ob das Geschäft mit Zügen in Deutschland attraktiv sein könnte.

Die Antwort darauf schein Flixbus mittlerweile allerdings zu haben: Züge sind sehr attraktiv und somit steht der Kurs bei Flixbus mit voller Kraft auf die Schiene. Mit diesem Schritt greift der Fernbus-Experte die ICE- und Intercity-Züge der Deutschen Bahn an. Künftig gehören also zwei Unternehmen zur Holding Flixmobility: Flixbus für die Fernbusse und Flixtrain für die Fernverkehrszüge.

Ab März will das Unternehmen zunächst einen Linienzug anfahren lassen. Dieser soll einmal täglich von Köln über Düsseldorf und Essen nach Hamburg fahren. Ausgenommen davon ist allerdings der Mittwoch. Ein zweiter Zug soll im April folgen. Dieser wird von Stuttgart über Frankfurt und Hannover bis hin nach Berlin fahren. Ab Sommer soll auf der gleichen Strecke noch ein zweiter Zug eingesetzt werden. Wie auch die Busse werden die Züge im bekannten Flixbus grün erstrahlen. Das Ziel: „Wir wollen Flixtrain langfristig als Angebot neben dem ICE- und Intercity-Verkehr der Deutschen Bahn etablieren“, so Flixbus-Gründer und -Chef André Schwämmlein gegenüber der WirtschaftsWoche.

Sämtliche Versuche der Deutschen Bahn ihrer neuen Konkurrenz Paroli zu bieten sind bislang gescheitert. Mit Flixbus kommt nun ein bereits erfolgreicher Mobilitätsanbieter als Konkurrent hinzu. Sein Selbstbewusstsein hat Flixbus aus den Erfahrungen mit den Locomore-Zügen. Zudem gehörte der Hamburg-Köln-Express (HKX) zwischenzeitlich zum Vertriebsnetz von Flixbus.

„Wir haben seit August 2017 über 150.000 Passagiere auf der Schiene transportiert und gemerkt, dass die Züge bei den Kunden gut ankommen.“ Insgesamt sei die Auslastung der Züge sogar „höher als bei den Bussen“. Über Weinachten seien die Züge sogar nahezu ausgebucht gewesen.

Das Mobilitätsunternehmen investiert nun „einen einstelligen Millionenbetrag“ in den Aufbau von Flixtrain. „Unser Ziel sind eine halbe Million Passagiere in diesem Jahr.“ Die Preise für ein Ticket beginnen bei 9,99 Euro, sollen aber auch in Boomzeiten eine Grenze von 99 Euro nicht überschreiten. „Wir werden auf jeden Fall mit extrem attraktiven Ticketpreisen in den Markt gehen“, kündigt Schwämmlein an.

Flixtrain will sich „qualitativ zwischen dem ICE der Deutschen Bahn und dem eigenen Fernbus“ positionieren. Ähnlich wie bei den Fernbussen arbeitet auch Flixtrain vor allem als Marketing-Plattform. Die Züge werden von dem tschechischen Unternehmen Leo Express und dem Nürnberger Eisenbahnunternehmen BahnTouristikExpress (BTE) betrieben. Beide Unternehmen agieren bereits als Partner bei Locomore und dem HKX. „Unsere Stärke liegt darin, dass wir die Zugtickets über die gleichen Vertriebskanäle wie die Bustickets vertreiben und die Züge in unser bestehendes Fernbusnetz integrieren“, so Schwämmlein.

Zudem verfügt das Unternehmen über starke Investoren wie zum Beispiel General Atlantic, Holtzbrinck Ventures und Daimler. Zuletzt kam auch Silverlake aus den USA als Investor dazu. Zudem arbeitet Flixbus momentan daran, das Fernbusgeschäft in den USA aufzubauen. Noch in diesem Jahr will das Unternehmen an der Westküste starten und dazu bereits ein Büro in Los Angeles eröffnet.

Flixbus hofft darauf, dass sie in den Staaten der Erfolg wie in Deutschland wiederholen wird. Hierzulande haben die grünen Busse das Image der Fernbusse revolutioniert. Die Münchner haben hier einen Marktanteil von über 90 Prozent.

Das Image des Fernverkehrs der Deutschen Bahn ist allerdings deutlich besser. Flixbus selbst sieht sich allerdings auch nicht als Konkurrenz zum ICE. „Wir fahren bis Sommer drei Züge“, sagte Schwämmlein der WirtschaftsWoche. Die Flotte der Deutschen Bahn verfügt alleine über 280 ICE-Züge. „Unsere ersten Angebote sollten eigentlich keine Panik im Bahntower auslösen.“