Elektromobilität fordert mehr Rohstoffe als vorhanden

Autor: Dimitri Lagun
Datum: 18.10.2017

VW in der Krise

Ob Daimler, Ford oder Volkswagen – die Automobilriesen versuchen alles, um Marktführer für Elektroautos zu werden. Alleine der VW-Konzern will bis 2025 etwa 30 E-Modelle auf den Markt bringen und damit vor allem Tesla große Konkurrenz machen. GM will innerhalb der nächsten sechs Jahre 20 vollelektronische Autos produzieren. Und auch Daimler hat es sich zum Ziel gemacht bis 2022 die gesamte Flotte auf Batterieantrieb umzustellen. Doch die Hersteller haben immer häufiger mit Problemen bei ihrer geplanten Elektro-Revolution zu kämpfen.

Besonders VW hat dies schmerzhaft zu spüren bekommen. So hat das Unternehmen laut Angaben der „Financial Times“ versucht eine langfristige Versorgung mit Kobalt, für die Herstellung der Batterien, sicherzustellen, ist dabei jedoch vollkommen gescheitert. Bereits im September habe der Wolfsburger Konzern einen fünfjährigen Versorgungsvertrag ausgeschrieben, worauf sich jedoch kaum jemand meldete. VW verlängerte die Ausschreibung daraufhin bis Ende Oktober.

Grund für die schlechte Resonanz war die Vorgehensweise des Autogiganten: Er versuchte die Kosten mit Langzeitverträgen zu drücken, wie er es bisher bei der Lieferantensuche tat. „Sie sind arrogant, weil sie das als Autobauer so gewöhnt sind“, zitiert das Blatt einen Händler. „Es macht keinen Sinn, darüber zu verhandeln – es ist nicht mal ein Diskussionspunkt.“

Zudem ist es so, dass der Markt gar nicht genug Ressourcen für eine derart enorme Kobalt-Menge, die zur Herstellung der Batterien benötigt wird, hergibt. Das Metall ist sehr selten und schon Smartphones und Tablets verschlingen einen Großteil davon. Alleine VW hat etwa 80.000 bis 130.000 Tonnen Kobalt nachgefragt. Das ist beinahe die gesamte Menge an Kobalt, die pro Jahr weltweit gewonnen werden kann. 2016 lag diese Menge bei etwa 123.000 Tonnen.

Mit der Nachfrage steigt auch der Preis: Nur in diesem Jahr ist der Preis für eine Tonne Kobalt von 30.000 auf etwa 60.000 Dollar gestiegen. Auch die unsichere politische Situation im Kongo treibt die Preise in die Höhe. Über die Hälfte der Kobalt-Förderung läuft über das Bürgerkriegsland in Zentralafrika. Minenarbeiter buddeln das Metall mit den Händen unter unwürdigen Bedingungen aus dem Boden und auch mehrere zehntausend Kinder werden in den Minen eingesetzt.

Und auch der Lithium-Markt ist durch die Elektroautos überlastet. Auch hier schossen die Preise in die Höhe. VW-Strategiechef Thomas Sedran geht sogar davon aus, dass VW großes Interesse an Beteiligungen an Minengesellschaften hat.

Auto-Experte Helmut Becker ist der Meinung, dass der plötzliche Wille danach batteriebasierte Autos zu bauen überstürzt sei: „Alle Hersteller stürzen sich auf diese Batteriefahrzeuge. Und am Ende des Tages kommt heraus, dass es gar nicht genug Batterien oder besser gesagt Rohstoffe zur Herstellung von Batteriezellen gibt.“

Eine Welt, auf der ausschließlich Elektroautos existieren, bräuchte etwa die 19-Fache Menge an Kobalt und 29 Mal so viel Lithium wie aktuell gefördert werden kann. Und auch wenn die Förderkapazität erhöht werden könnte, so würde selbst das günstigste Szenario Gesamtkosten von über 64 Milliarden Dollar verursachen. Und die Fertigstellung dessen wäre auch erst frühestens 2025 der Fall.