Kaiser’s Tengelmann verschwindet vom Markt

Autor: Ralf Windmüller
Datum: 04.01.2017

Übernahme durch Edeka

Mit Beginn des Jahres 2017 verschwindet die Marke Kaiser’s Tengelmann als selbstständige Supermarktkette vom Markt. Zum 1. Januar wurden die etwa 400 verbliebenen Filialen des Unternehmens sowie die Konzernzentrale, Fleischwerke und Logistik von Edeka, dem größten Lebensmittelhändler Deutschlands, übernommen. Im Raum Berlin wird Edeka bis Ende März nach und nach über 60 Filialen an den Konkurrenten Rewe weiterreichen.

Mit einer Unternehmensgeschichte, die bis ins Jahr 1876 zurückreicht, war das Familienunternehmen die älteste Lebensmittel-Handelsfirma Deutschlands.

Sowohl Edeka als auch Rewe bestätigen, dass die Umstellungen viel Zeit in Anspruch nehmen werden und daher die Namen Kaiser’s und Tengelmann nicht sofort verschwinden werden. So soll die Eingliederung beispielsweise in den bayerischen Filialen bis Ende September abgeschlossen sein. Bei den 61 Filialen, die Edeka im Raum Berlin behält, soll die Umstellung allerdings wesentlich schneller gehen.

So wie Edeka will sich auch Rewe mit der Umwandlung der Filialen zur eigenen Marke hin Zeit lassen. In Köln hieß es, man würde erst die Informationstechnologien und die Kassensysteme auf die von Rewe anpassen, bevor die Umstellung auf die Marke Rewe in Angriff genommen werde.

Die Übernahme war ein langer Prozess, da die Pläne von Tengelmann-Eigentümer Karl-Erivan Haub zum Verkauf der Supermarktkette beim Bundeskartellamt auf Widerstand stoßen. Und auch die Ausnahmegenehmigung für den Zusammenschluss von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) wurde auf Antrag von Edeka-Konkurrenten durch das Oberlandesgericht in Düsseldorf abgelehnt. Erst durch Verhandlungen, die von Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder geführt wurden, kam es zu einer Einigung und der Sicherung von Arbeitsplätzen für 15.000 Kaiser’s-Tengelmann-Angestellte.

Das ist das Ende für eine weitere traditionsreiche Einzelhandelskette. 2013 begannen die Baumarkt-Ketten Praktiker und Max Bahr ihre Filialen zu schließen. Ihre letzte Filiale wurde dann 2014 geschlossen. Viele Standorte werden unter neuen Markennamen weitergeführt. Im Sommer 2012 meldete die Drogeriemarktkette Schlecker die endgültige Insolvenz an. Alle 13.200 Mitarbeiter wurden gekündigt. Bei einer vorherigen Schließungswelle hatten bereits 11.000 Mitarbeiter ihren Job verloren.