Neue Technik bei Mercedes-Benz Sprinter

Autor: Duran Sarikaya
Datum: 10.10.2017

Zukünftig vernetzte Fertigungstechnik

Von nun an benutzt Mercedes-Benz in seinem Werk in Ludwigsfelde bei der Produktion des Sprinter-Modells vernetzte Fertigungstechnik. Insgesamt sollen weltweit rund 200 Mio. EUR in den Ausbau der intelligenten Produktion investiert werden. So soll laut Frank Klein, dem Leiter Operations bei Mercedes-Benz Vans, die Produktion bis 2025 vollständig digital ablaufen. „Die Digitalisierung ist unser größter Innovationstreiber.“ Da die Fabriken ausgelastet sind, liegt der Fokus laut Klein nun darauf, die Arbeit effizienter zu gestalten. In Zuge dessen werden die Mitarbeiter von Routinearbeiten entlastet und erhalten dadurch mehr Spielraum.

Laut dem Leiter des Projekts, Michael Trunschke, ist Mercedes-Benz Vans der einzige Hersteller von großen Transportern in Deutschland. Im Werk in Ludwigsfelde werden nach Unternehmensangaben rund 50.000 verschiedene Versionen des Sprinters hergestellt. Die nachfolgende Variante werde noch komplexer. „In der Produktion müssen wir mit der Varianz dann auch umgehen können.“

In Ludwigsfelde startete ein Pilotprojekt, bei der Seitenspiegel und Sitze mit RFID-Chips zur Radiofrequenzidentifikation versehen werden. So können die Fahrzeuge von der Anlieferung bis zur endgültigen Montage über Funk kontaktlos geortet und identifiziert werden. Im Rahmen des Projektes hat sich Mercedes-Benz verstärkt mit dem Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF) zusammen geschlossen. So sollen in den nächsten Jahren rund 40 Teile per RFID mit dem Produktionssystem digital verbunden werden.

Mit Mercedes Benz Vans habe das IFF einen Partner gefunden, mit dem sich die Konzepte produktions- und praxisreif realisieren ließen, sagte Holger Seidel, Geschäftsfeldleiter Logistik- und Fabriksysteme des IFF. Für dieses Jahr seien die Serienintegration, die Anbindung an die IT-Plattform und der Dauertest geplant, 2018 solle das Konzept auch für alle anderen Werkshallen weltweit zur Verfügung stehen.

Bislang hätten die Mitarbeiter in Ludwigsfelde an verschiedenen Stationen Strichcodes auf den Spiegeln und Sitzen mehrfach händisch scannen müssen. Mit dem neuen Projekt sollen sie ihr großes Know-how in der Fertigung künftig wieder voll einsetzen können und von Routineaufgaben wie der Dokumentation von Arbeitsschritten entlastet werden, sagte Klein.

Die etwa briefmarkengroßen RFID-Chips sind als Etiketten an den Bauteilen befestigt und können Informationen speichern und kontaktlos senden. Für die Ortung der Bauteile hat Mercedes-Benz an zentralen Punkten Lesegeräte stationiert, die über Funkwellen den drahtlosen Kontakt aufbauen. Seit 2014 arbeiten die beiden Partner schon zusammen.

Bereits seit 2012 werden die RFID-Chips im Werk in Ludwigsfelde genutzt. Momentan befinden sich rund 20 fahrerlose Transportsysteme in der Montage, welche auch über RFID und Transponder im Boden der Werkshallen geführt werden können. Um sich aufeinander abzustimmen, können die Fahrzeuge per Bluetooth miteinander kommunizieren.
Weltweit sind rund 100 Experten bei dem Tochterunternehmen von Daimler beschäftigt, die an mehr als 20 Digital-Projekten arbeiten. Geplant ist die vollständige Digitalisierung der Produktion bis 2025. Neben der Prozess-Simulation und dem Ausbau der fahrerlosen Transportsystemen fokussiert sich das Unternehmen außerdem auf die problemlose Zusammenarbeit von Mensch und Maschine. Um die Daten intelligent und vernetzt verarbeiten zu können, errichtete das Unternehmen eine eigene IT-Architektur zur modularen Erweiterung. So sollen langfristig weltweit in allen Werken Daten untereinander problemlos ausgetauscht werden können.