VW-Kooperation in Russland in Gefahr?

Autor: Dimitri Lagun
Datum: 16.04.2018

Erste Auswirkungen der US-Sanktionen bereits spürbar

Die russische Wirtschaft leidet stark unter den US-Sanktionen. Der Schock von Anfang der Woche ist an der Börse immer noch spürbar. Und auch die deutsche Wirtschaft ist seitdem von enormen Verlusten betroffen. Auf „mehrere Hundert Millionen Euro“ soll sich der bisherige Schaden durch ausgefallene Neugeschäfte belaufen, so die Deutsche Auslandshandelskammer in Moskau. Auf lange Sicht sollen auch Milliardenprojekte bedroht sein.

Ganz besonders hart soll es die Volkswagen getroffen haben: So darf VW beispielsweise kein Aluminium mehr beim Leichtmetallriesen Rusal kaufen, da Geschäfte mit gebrandmarkten Tycoonen wie Oleg Deripaska verboten sind. Auch der Autobauer GAZ steht auf der schwarzen Liste, weshalb auch diese Kooperation gestoppt werden dürfte.

GAZ montiert in seinem VW-Werk im russischen Kaluga die Modelle VW Jetta, Skoda Oktavia und Skoda Kodiaq. Zudem wollte VW bei GAZ einsteigen und ab 2019 die Lieferung von etwa 200.000 Zwei-Liter-Dieselmotoren für den GAZ-Kleintransporter „Gazelle“ ins Werk in Nischni Nowgorod übernehmen.

VW äußerte sich bislang nicht zu den Vorgängen. Jedoch sehen die US-Sanktionen vor, dass die Geschäftsbeziehungen zu betroffenen Unternehmen innerhalb der nächsten zwei Monate beendet werden. Laut Natalja Miltschakowa, Analystin des Brokerhauses Alperi, dürften nun vor allem keine Finanztransaktionen mehr stattfinden.

„Es ist schade, dass GAZ nach dem besten Konzernergebnis in der Geschichte so durch die Sanktionen in Mitleidenschaft gezogen werden soll – und darüber hinaus noch unsere treuen Partner, Zulieferer und Klienten“, kommentierte GAZ-Vorstandschef Siegfried Wolf die Folgen der Sanktionen gegenüber dem Handelsblatt. Durch eine lokale Produktion, kann GAZ den „unzweifelhaft negativen Effekt“ der Sanktion jedoch so gering wie möglich halten.

Wolf hofft momentan sogar auf eine Fortsetzung der Kooperation mit dem Wolfsburger Autoproduzenten. Zurzeit wird verhandelt, wie es zukünftig weitergehen soll. Im Mittelpunkt der Sanktionen steht das Verbot von „Asset-Verknüpfungen“, laut Wolf sind diese zwischen VW und GAZ aber gar nicht vorhanden.

Doch VW ist nicht der einzige Konzern, der Probleme mit einer Kooperation bekommen könnte. Bereits seit 2013 lässt auch Daimler seine Sprinter bei GAZ montieren.

Wegen Russlands Unterstützung des Diktators Baschar al-Assad in Syrien, machen sich russische Unternehmer schon bereit für eine erneute Ausweitung der US-Sanktionen. Für Daimler würde das bedeuten, dass das Unternehmen dann auch Probleme mit seinem zweiten Partner, der russischen Holding Kamaz, bekommen werde.

Daimler ist mit 15 Prozent an dem Lkw-Bauern beteiligt. Neben Daimler ist laut dem Investigativreport „Panama Papers“ auch eine dubiose Offshorefirma als zweitgrößter Aktionär an Kamaz beteiligt. Demnach steht das Unternehmen auch unter der Kontrolle des engen Putin-Freunds Sergej Roldugin.

Bereits jetzt sind deutliche Auswirkungen der Sanktionierung zu spüren: So verkündete Roldugin am Donnerstag, dass er auf das angestrebte Aufsichtsratsmandat beim Metallriesen Norilsk Nickel verzichten werde. Schon Dienstag wurde der Rohstoffhändler Glencore bei seinem Einstieg bei Rusa gestoppt worden. Generell wurde Rusal bislang stärker von den Sanktionen getroffen als GAZ: An den westlichen Börsen wurde der Alu-Handel des Unternehmens komplett gestoppt.

Dafür erhalten Deripaska und Co. immerhin Geld aus dem Kreml. Den betroffenen Unternehmen wurde von der russischen Regierung bereits Hilfe versprochen. Zum einen will die Regierung russische Offshorezonen einrichten, damit die Rückholung des Kapitals für Oligarchen leichter wird, zum anderen sollen die Konzerne aber auch direkt finanziell unterstützt werden.

„Wir werden ihnen zweifellos helfen, sei es durch kurzfristige Liquidität oder andere Maßnahmen“, sagte Finanzminister Anton Siluanow. Für die Kreditvergabe könnte hier die zwangsverstaatlichte Promswjasbank zur Verfügung stehen, diese soll vom zudem zur Stützungsbank für den Rüstungssektor umfunktioniert werden.