60 Jahre BME Region Düsseldorf/Mittlerer Niederrhein

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60 Jahre BME Region Düsseldorf/Mittlerer Niederrhein – Klaus Strümpel über den Einkauf im Wandel

Klaus Strümpel, ehrenamtlicher Vorsitzender der BME Region Düsseldorf/Mittlerer Niederrhein, blickt die letzten 60 Jahre der BME-Region zurück und berichtet, wie sich der Einkauf in den letzten Jahrzehnten verändert hat.

Sie arbeiten seit 1985 als Einkäufer, damals gab es nicht einmal das Internet. Wie hat sich der Einkauf im Mittelstand in den letzten Jahrzehnten verändert?

Das Berufsbild hat sich komplett gewandelt. Mitte der 80er Jahre war der klassische Beschaffer noch ein Bestellbüro, dem alles von der Technik vorgegeben wurde. Das nannte man dann Einkauf. Erst Mitte der 90er Jahre entdeckte man, dass der Einkauf für die Unternehmen auch einen strategischen Nutzen hat. Immerhin macht die Beschaffung 50 bis 70 Prozent des Umsatzes eines Unternehmens aus. Heute sprechen wir vom Supply-Chain Management und der Einkauf ist heute ein klassischer Netzwerkpartner im Unternehmen, der ein enges Lieferanten-Beziehungsmanagement pflegt. Hieraus ist im Einkauf eine hohe Verantwortung für die Wertschöpfung gewachsen. Entsprechend sind auch die Anforderungen der Wirtschaft an den Einkauf gestiegen.

Wie wird die Digitalisierung die Rolle des Einkaufs verändern?

Derzeit reden alle über die Digitalisierung. Ich habe letztens auf einer Veranstaltung die Äußerung gehört, „Wir verschicken unsere Bestellungen per E-Mail, wir sind digitalisiert“. Ich denke, man muss erstmal festlegen, was man unter Digitalisierung versteht.

Es sind letztendlich Tools, die heute im Job unverzichtbar sind, die uns die ganze Arbeit erleichtern. Ich bin auch der Meinung, dass die digitale Transformation uns keine Arbeitskräfte wegnehmen wird. Vielmehr wird sich die Rolle des Menschen der am PC sitzt leicht ändern. Wenn man heutzutage über elektronische Ausschreibungen redet, dann arbeiten zwar im Hintergrund diverse Applikationen. Doch die vielfach anfallenden Daten, deren Echtzeitverfügung und Analysen unterstützen wiederum den Einkauf.

Die regelmäßige BME Umfrage zu den e-Lösungstagen zeigt, dass sich hier bereits viel getan hat. Dennoch liegen wir in Deutschland noch recht weit zurück. Es muss sich daher noch einiges bewegen, wenn wir die Vorteile der Digitalisierung zu 100 Prozent heben wollen.

Es heißt von vielen Seiten immer, dass Unternehmen flexibler werden müssen und sich mehr auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren müssen. Wie stehen Sie zum Thema Outsourcing?

Ich denke das hängt von der Unternehmensgröße ab. Bei den kleinen und mittelständischen Unternehmen kann Outsourcing mit dem richtigen Partner eine tolle Lösung sein, um sich auf seine Schlüsselkompetenzen zu fokussieren. Die großen Unternehmen, denke ich, nutzen dann eher einen externen Partner, um ihre Prozesse zu optimieren. Wir als Einkäufer müssen wettbewerbsfähig und global aufgestellt sein. Hier bietet der Markt Einkäufern viele verschiedene Lösungen von Software über Schulungsangebote bis hin zum Outsourcing.

Verhandeln früher und heute, wie hat sich das verändert?

Das eigentliche Verhandeln hat sich gar nicht großartig verändert. Was sich verändert hat, ist das Wissen, welches man mit in eine Verhandlung bringt. Früher musste man sich wichtige Daten zu den Verhandlungen irgendwo manuell zusammensuchen. Heute gibt es das Internet und seine ganzen Foren, um gut informiert in eine Verhandlung reingehen zu können.

Das eigentliche Verhandeln selbst ist gleich geblieben. Beide Seiten haben ihre Erwartungshaltung und man muss sich irgendwo treffen, sodass es dann letztendlich für beide Seiten gewinnerbringend ist.

Durch den Wirtschaftsaufschwung geraten die Unternehmen teilweise in Lieferengpässe. Spüren Sie das auch?

Da ist es auch wieder branchenabhängig. In der Immobilienbranche in der ich gerade unterwegs bin, lässt sich das nur bestätigen. Wir haben Gelder für Sanierungen, aber leider keine Handwerker die das noch in diesem Jahr durchführen können. Da haben wir selbst in der Nische der Wohnungsunternehmen, eine große Herausforderung zu meistern. Ich bekomme es aber auch bei den klassischen produzierenden Gewerben mit, dass diese immer mehr eine zwei Lieferanten-Strategie fahren. Wenn der eine ausfällt, hat der Einkauf so jemanden, der dann einspringen kann.

Trotz des Fortschrittes, was vermissen Sie oder wünschen Sie sich zurück? Was war früher besser?

Früher war der enorme Zeitdruck nicht so groß wie heute. Damals dauerte es, bis man eine Rückmeldung von Lieferanten bekam, heute bekommt man diese innerhalb von Millisekunden auf den Rechner. Die Zeit ist viel schnelllebiger geworden und damit auch der gesamte Beschaffungszyklus, den man von der Bedarfsanforderung bis hin zur Verbuchung der Zahlungsausgangsdaten hat.

Durch die neuen digitalen Möglichkeiten ist natürlich eine riesige Geschwindigkeit dazugekommen. Doch trotz aller Vereinfachungen müssen wir den Gang wieder ein bisschen zurücksetzten und dürfen uns nicht zu sehr von den Maschinen treiben lassen. Wir sind deutlich flexibler und schneller geworden als früher, aber man darf den Faktor Mensch und das Menschliche nicht vergessen.

Wie stärkt die BME-Region Düsseldorf/ Niederrhein dem Einkauf den Rücken?

Wir bieten unseren Mitgliedern ein äußerst attraktives und abwechslungsreiches Jahresprogramm. Unsere Stärke sehe ich im fachlichen Austausch und dem Businessnetworking. Zum einen bieten wir Fachinformationen von Praktikern für Praktiker. Einkäufer können sich auf unseren Veranstaltungen auszutauschen und neue Kontakte kennenlernen. Daneben haben wir noch unsere Fachveranstaltungen, wie den Düsseldorfer Einkäufertisch, der vier Mal im Jahr stattfindet. Hier haben unsere Mitglieder die Möglichkeit, sich zu Themen, die ihnen wichtig sind oder zu Projekten, die bei ihnen im Unternehmen geplant sind, mit den Kolleginnen und Kollegen der Materialwirtschaft und des Einkaufs auf neutralem Raum auszutauschen.

Auch unsere halbjährliche After-Work-Lounge in exklusiver Clubatmosphäre und unsere Young Professionals Lounge im „Wheel of Vision“, dem großen Riesenrad am Düsseldorfer Weihnachtsmarkt, sind zum entspannten Netzwerken sehr beliebt.

Wenn Sie eine Einkaufsberatung bzw. einen Full-Service-Provider auswählen, was sind für Sie die ausschlaggebendsten Faktoren?

Ich glaube es steht und fällt mit dem Know-how der Leute, die im Unternehmen arbeiten. Es gibt negative Beispiele, wo ganz viele junge Leute, frisch von der Uni, in irgendwelchen Projekten eingesetzt werden. Die bringen dann gute kurzfristige Erfolge aber vernachlässigen das Thema Nachhaltigkeit.

Die führenden Dienstleister hingegen beschäftigen in der Regel auch Leute, die schon Jahre in ihrem beruflichen Umfeld unterwegs sind. Das heißt sie wissen konkret wovon sie reden und damit können sie dann auch natürlich ihren Kunden den richtigen Nutzen vermitteln. Daneben sollten die Berater sämtliche Einkaufsthemen abdecken, sodass man nicht für zehn verschiedene Probleme zehn verschiedene Lösungsanbieter suchen muss.

Herr Strümpel, vielen Dank für das Interview!

Über Klaus Strümpel
Seit 2002 ist Klaus Strümpel als führender Einkaufsmanager für die LEG-Immobilien-Gruppe in Düsseldorf tätig. Zuvor arbeitete der für die D-KRANTECHNIK GmbH in Ratingen als Leiter Materialwirtschaft/Organisation. Seine Ausbildung zum Einkäufer absolvierte er 1985 bei der H. Piefer Nachf. Maschinenbau GmbH in Neuss, wo er später zum Einkaufsleiter aufstieg.

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