So wirst du erfolgreicher! Das rät dir der ehemalige Personalchef der adidas Gruppe
Im Gespräch mit Alexander Hornikel, Senior Partner bei Kloepfel Consulting, spricht Matthias Malessa, ehemaliger Personalchef der adidas AG, über seine Laufbahn bei adidas, erfolgskritische Ziele und Werte sowie HR 4.0 und den War of Talents.
Warum haben Sie bei adidas angefangen?
Meine berufliche Laufbahn würde ich als „Karriere der wahrgenommenen Möglichkeiten“ beschreiben. Ursprünglich wollte ich nach meinem Studium der Volkswirtschaft in das internationale Controlling und diese Möglichkeit bot sich bei adidas an. Dann kam die Leidenschaft von meiner Frau und mir für Asien ins Spiel und es öffnete sich eine Chance als Group Controller für adidas in Hong Kong zu arbeiten. Eine weitere Möglichkeit bot sich 3 Jahre später als Geschäftsführer für die Schuhproduktion in Thailand und Vietnam und so zogen wir, inzwischen zu viert, nach Bangkok. Nach fast 8 Jahren Asien wechselte ich in den Personalbereich von adidas ins Headquarter in Herzogenaurach, für den ich dann 2006 die globale Gesamtverantwortung übernahm.
Sie haben bei adidas als Trainee begonnen und sind bis zum Chief HR Officer, also Personalchef aufgestiegen. War die Position Personalchef von Anfang an Ihr Ziel?
Ich würde sagen es war eine Art natürliche Destination. Ich selbst hatte niemals daran gedacht in den Personalbereich zu gehen. Doch die Themen Führung, Menschen, Beziehungen und Achtsamkeit zogen sich wie ein roter Faden durch mein Leben, was dazu führte, dass die Konzernleitung mir dann diese Möglichkeit bot.
Inwiefern ist die Formulierung von Zielen Ihrer Meinung nach essenziell für eine erfolgreiche Karriereentwicklung?
Ziele sind richtig und wichtig. Sei es nur, dass man bewusst auch mal davon abweicht und sich öffnende Türen nutzt. Ich selbst liebe es mir sogar tägliche Ziele zu setzen und diese dann buchstäblich abzuhaken. Wichtiger aber noch als die Formulierung von Zielen ist die Klarheit bezüglich der eigenen Bestimmung, im englischen ist das hierfür treffende Wort „Leadership Purpose“. Dann ergeben sich die Zielkorridore von selbst.
Welche Werte haben Sie als erfolgskritisch erlebt und haben sich diese Werte über die verschiedenen Stationen im Zeitverlauf verändert?
Wichtig ist Loyalität gepaart mit Mut und Ehrlichkeit und ein gutes Stück Neugier und Energie, um immer wieder offen für Neues zu sein. Ich denke Werte werden im Laufe eines Lebens immer wieder getestet, manchmal verraten wir unsere Werte aus falschem Ehrgeiz oder Fehleinschätzungen. Auf diesem Lebensweg, einer ständigen Lernkurve destillieren sich dann Werte heraus und wir entwickeln hoffentlich den Mut, sie konsequent zu leben. Sie dienen uns als Kompass.
Wie hängen die Digitalisierung und das Personalwesen zusammen?
Ich würde sagen, dass die Digitalisierung zum einen Geschwindigkeit und Transparenz und damit Zeit für Coaching und echten Dialog schafft. Zum anderen bieten Big Data und Data Analytics die Möglichkeit zu einer besseren Diagnostik und zielführenderem Retention Management.
Was bedeutet dies für die Arbeit als Personalverantwortlicher?
Als Führungskraft und Personalverantwortlicher muss ich die Klaviatur der Führung 4.0 kennen und spielen können. Hierbei ist eine entsprechende Netzwerkaffinität sowie digitales Interesse wichtig! Die technischen Möglichkeiten sind Fluch und auch Segen. Ich muss sicherstellen, dass sie zum Segen werden. Herausforderungen sehe ich primär in der falschverstandenen permanenten Verfügbarkeit.
Für wen ist HR 4.0 relevant?
Tatsächlich für jeden, der Mitarbeiter direkt oder indirekt beschäftigt.
Wie würden Sie vorgehen, um HR 4.0-Neueinsteiger an das Thema heranzuführen?
Ich würde ihnen die gesellschaftlichen Megatrends vorstellen, die sich aus den demographischen, aber vor allem den technischen Entwicklungen der letzten Dekaden ergeben haben und dann die sich daraus ergebenden Handlungsfelder gemeinsam ableiten. Letztendlich geht es um den Selbsterhalt durch Zugang zum internen und externen Talentmarkt, der setzt aber einen Paradigmenwechsel voraus.
Inwiefern wirkt sich Industrie 4.0 auf das Personalwesen aus?
Es ergeben sich interessante neue Arten der Zusammenarbeit durch die Vernetzung der Dinge. Diese muss der Personaler kennen und im eigenen Unternehmen sinnvoll nutzen. Der Mitarbeiter von morgen erwartet zumindest dieselbe technische Vernetzung und Verfügbarkeit von Wissen und Daten in seiner Arbeitswelt, wie er sie von seiner sonstigen Welt kennt.
Welche Unternehmen spüren den War for Talents am stärksten?
B2B-Unternehmen mit einer vernachlässigten Arbeitgebermarke werden es hier am schwersten haben. Eine starke Product- oder Dienstleistungsmarke jedoch, die meine Talentzielgruppe kennt und schätzt, hilft natürlich auch meiner Arbeitgebermarke und stärkt mein Unternehmen für den War for Talents.
Mit welchen konkreten Maßnahmen können Personaler den War for Talents für ihr Unternehmen entscheiden?
Dieser Aufgabenbereich obliegt nicht nur den Personal- und Recruiting-Abteilungen. Vielmehr muss die Steigerung der Arbeitgeberattraktivität eine gesamtunternehmerische Aufgabe sein. Eine Trilogie aus Kommunikation, Marketing und HR als Treiber muss eine authentische Arbeitgebermarke aus dem Unternehmen heraus „aufdecken“, entwickeln und leben und eine Kultur der Vernetzung, Partizipation, Agilität und Offenheit schaffen.
Welche Risiken birgt eine unzureichende Pflege der Arbeitgeberattraktivität?
Es gilt hier eine Vielzahl an Risiken zu berücksichtigen. Zum einen wandern Leistungsträger ab und Mitarbeiter machen Dienst nach Vorschrift, statt sich in ihrer Arbeit zu verwirklichen. Zum anderen bleibt Innovation aus und externe Talente kommen nicht. Letztendlich kann dies das kommerzielle Aus für Unternehmen bedeuten.
Welchen Stellenwert hat das betriebliche Gesundheitsmanagement für die Arbeitgeberattraktivität?
Betrachten Sie einmal sich selbst als „Ich AG“. Wie wichtig ist Ihnen dabei Ihre Gesundheit? Sie ist von zentraler Wichtigkeit – oder? Einer der Megatrends unserer Gesellschaft ist ein stark gestiegenes Bewusstsein im Umgang mit der eigenen physischen und psychischen Belastbarkeit und der Ernährung. Daher ist ein proaktiver Ansatz zum ganzheitlichen Gesundheitsmanagement ein Muss im Unternehmen von Morgen!
Welche Handlungsempfehlungen würden Sie Personalentscheidern hinsichtlich der Arbeitgeberattraktivität mit auf den Weg geben?
Teuer ist nicht der Weg, teuer ist, ihn nicht zu gehen! Kleine mutige Schritte machen, die Mitarbeiter mit einbeziehen, immer dranbleiben und von anderen lernen, „copy with pride“!
Bei YouTube sind Sie im Interview auf einem Schiff am Südpol zu sehen. Was hat es damit auf sich?
Der Entdecker und Abenteurer Sir Robert Swan hat beide Pole zu Fuß erwandert. Seine Mission ist, Menschen zu einem bewussten, verantwortlichen Leben zu animieren. Dazu bringt er sie in die Antarktis, dem letzten unberührten Platz der Erde, der laut Abkommen aller Anrainerstaaten bis zum Jahre 2041 nur zu Bildungs- und Forschungszwecken besucht werden darf und von der UN verwaltet und beaufsichtigt wird. Rob hat mich wiederholt eingeladen, auf einer dieser Expeditionen das Leadership Programm für die jungen bildungshungrigen Teilnehmer zu leiten. Die Teilnahme kann man nicht erkaufen, man muss sie sich erarbeiten. Mehr Informationen dazu gibt es im Video: www.youtube.com
Kurzfragen
Wenn Sie die Chance hätten, eine Message auf einer Werbetafel am Times Square zu platzieren, welche wäre das?
What you can do or dream you can, begin it now – for boldness has genius power in it.
Was du erreichen kannst oder träumst zu erreichen, beginne es jetzt – denn Mut bringt Genialität mit sich. [Anm. d. Red.]
Über was haben Sie in den letzten zwei Jahren Ihre Meinung geändert?
Über den Mythos der Generationen und ihre Stigmatisierung.
Thema erfolgreiche Karriereentwicklung: Was sollte jeder wissen, weiß aber fast keiner?
Talent ist gut, doch Disziplin und Eifer gepaart mit emotionaler Intelligenz machen den Unterschied.
Wo können sich unsere Leser am besten weiter über Sie und Ihre Themen informieren?
Skypen Sie mit mir oder laden Sie mich gerne zum Austausch ein.
Vielen Dank für das Interview!
Inhaltsverzeichnis
- Start KW9 / 2018
- So wirst du erfolgreicher! Das rät dir der ehemalige Personalchef der adidas Gruppe
- Kloepfel Personalmanagement heißt ab sofort Kloepfel HR Solutions
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- HWWI-Rohstoffpreisindex beginnt 2018 mit fulminantem Wachstum
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