Interview-Serie: „Industrie 4.0 – Verliert der Einkauf den Anschluss?“
Thomas Schmidt, Bereichsleiter Einkauf & Logistik bei der Banner GmbH, im Interview.
Inwieweit wird Ihr Einkauf in die Produktentwicklung eingebunden?
Grundsätzlich wird unser Einkauf frühzeitig und intensiv in die Produktentwicklung eingebunden. In seltenen Fällen passiert es allerdings auch noch, dass wir erst im letzten Drittel oder Viertel der Gespräche mit den Lieferanten hinzustoßen und dann keinen großen Verhandlungsspielraum mehr haben. Sobald man sich auf einen Lieferanten, beziehungsweise eine Spezifikation geeinigt hat, bleiben dem Einkauf lediglich noch zwei bis drei Prozent zum Verhandeln. Glücklicherweise sind dies bei Banner Ausnahmefälle. Das verdanken wir dem überdurchschnittlich guten Prozessrahmen innerhalb unseres Projektmanagements, welcher den Einkauf von Beginn an einbezieht.
Wie gut verkauft sich Ihr Einkauf im Unternehmen? Sehen Sie Ihren Einkauf als Teamplayer und Netzwerker, der unternehmerisch agiert, oder als Mauerblümchen?
Die Firma Banner verfügt über einen Materialkostenanteil von größer 70 Prozent. Dementsprechend hoch ist der Stellenwert des Einkaufs auch innerhalb des Unternehmens. Dies spiegelt sich schon im Organigramm wieder, in dem der Bereich Einkauf und Logistik direkt an die Geschäftsführung (im Falle Banner sind das die Eigentümer) berichtet. Folglich sind auch die Entscheidungswege im und für den Einkauf sehr kurz. Auch die anderen Abteilungen sind sich der Wichtigkeit des Einkaufs bewusst, dementsprechend kann von Distanz nicht die Rede sein.
Inwiefern ist die Leistung des Einkaufs im Unternehmen transparent?
Wir gestalten unseren Einkauf durchweg transparent. Das beginnt bereits mit der operativen Planung für das Geschäftsjahr und geht bis zum Tagesgeschäft. Es gibt auf Materialgruppenebene detaillierte Planzahlen gegen die dann in einem monatlichen Soll-Ist-Vergleich gemessen wird. Im Rahmen dessen können Abweichungen frühzeitig erkannt werden, um rechtzeitig Maßnahmen zu ermöglichen.
Eine wichtige Kennzahl ist der Verhandlungserfolg (Einsparungen), welcher letztendlich auch 1:1 einen Einfluss auf das Ergebnis hat. Ein transparentes und zielgerichtetes Einkaufscontrolling ist das Um und Auf für einen erfolgreichen und zielgerichtet agierenden Einkauf.
Welche konkreten Leistungen erwarten Sie vom Einkauf?
Der Einkauf muss jeden Tag begeistern und die an ihn gestellten Anforderungen erfüllen. Der Einkauf gestaltet das Unternehmensergebnis aktiv mit und übernimmt bei gewissen Themen die Führungsrolle. Der Einkauf ist eine wichtige Schnittstelle zwischen den internen Bedarfsträgern und Lieferanten und trägt Marktinformationen und Entwicklungen aktiv in das Unternehmen. Im Rahmen des Netzwerkes zwischen Kundenbedarf und Beschaffungsmarkt geht es auch verstärkt darum, die Abteilungen enger zusammenzuführen. Im Rahmen der Diskussion zu Industrie 4.0 oder auch Einkauf 4.0 sehe ich den Einkauf auch federführend, um eine weitere Digitalisierung und Prozessautomatisierung voranzutreiben.
Inwieweit finden sich die Leistungen des Einkaufs in den finanziellen Zahlen wieder?
Bei Banner ist der Einkauf klassisch in strategische und operative Funktionen unterteilt. So ist der strategische Einkauf unter anderem für das Lieferantenmanagement, Vertragsgestaltung und deren Verhandlung, aber auch für das Sourcing neuer Lieferanten sowie das Global Sourcing zuständig. Der operative Einkauf beschäftigt sich klassisch mit der Disposition, Bestellungen, Reklamationsabwicklungen, Rechnungskontrolle, Mahnungen von Lieferterminen und ähnlichen Themen, welche unter dem Tagesgeschäft laufen. Im Großen und Ganzen sprechen wir hier von den klassischen Aufgaben des Einkaufs, wie sie in den meisten Unternehmen auftreten.
Der Wertbeitrag des Einkaufes ist 1:1 im Ergebnis ersichtlich. Insbesondere in der Gewinn- und Verlustrechnung sind unsere Leistungen ersichtlich. Ich bringe es bei Diskussionen immer sehr einfach auf den Punkt und zwar bleibt jeder Euro, der im Einkauf nicht ausgegeben wird, am Ende des Jahres in der eigenen Tasche. Diese einfache Beschreibung zeigt sehr schön die Wirkung der Einkaufsarbeit auf das Unternehmensergebnis. Entscheidend für die Darstellung der Leistungen des Einkaufes ist ein detailliertes Einkaufscontrolling. Natürlich gibt es neben den monetären Leistungen auch noch eine Vielzahl an schwieriger messbaren Faktoren, welche der Einkauf beisteuert.
Welche konkreten Ansätze zur Digitalisierung sehen Sie im strategischen Einkauf und in der operativen Beschaffung?
Für mich geht es bei der Digitalisierung darum, dass die Abläufe schneller und einfacher ablaufen können und dass nicht wertschöpfende Tätigkeiten automatisiert werden. Natürlich spielt auch das Thema Prozesskosten eine große Rolle im Rahmen der Automatisierung. Wie zuvor schon erwähnt, sehe ich den Einkauf in einer Vorreiterrolle bei der Digitalisierung, der dieses Thema im Unternehmen federführend vorantreiben wird.
Inwieweit nutzt der Einkauf die Möglichkeiten zur Digitalisierung im Vergleich zu anderen Abteilungen?
Ich sehe den Einkauf bei diesem Thema klar als Vorreiter, weil er eine zentrale Position im Unternehmen innehat. Die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit ist aktuell teilweise noch zu wenig ausgebaut und am gesamten Prozessmodell durchgängig, Stichwort Medienbrüche. Ein Gesamtoptimum kann nur erreicht werden, wenn ein abteilungs- und prozessübergreifender Digitalisierungsstandard über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg etabliert werden kann. Das ist nicht immer eine leichte Aufgabe, ist aber für den Erfolg von Unternehmen ein wichtiger Faktor.
Auf welche Themen legt der Einkauf bei Ihnen das größte Gewicht?
Die Themen des Einkaufs sind weit gefächert. Wir legen aber klassisch Wert auf das Preis-Leistungs-Verhältnis der Zukaufprodukte, Qualität, Lieferzeiten, Flexibilität der Lieferanten und das gesamte Lieferantenmanagement. Hinzu kommt noch das Risikomanagement, welches neuerdings deutlich ausgeprägter praktiziert wird und an Stellenwert zugenommen hat. Dies betrifft allerdings nicht nur den Einkauf, sondern das gesamte Unternehmen, mit dem Ziel der frühzeitigen Risikoerkennung und Risikovermeidung.
Inwieweit befinden sich unter Ihren Lieferanten innovative Unternehmen? Inwiefern konnten diese Lieferanten im Innovationsprozess einen Beitrag leisten?
Wir legen großen Wert auf das Innovationsniveau unserer Lieferanten. Dementsprechend verfügen wir über einige hochinnovative Lieferanten, welche wir bei Neuentwicklungen ab dem ersten Tag einbinden. Für uns ist es aber auch wichtig, dass Lieferanten proaktiv auf uns zukommen, um Innovationen vorzustellen.
Wie hat Ihr Einkauf andere Fachabteilungen zuletzt überrascht und begeistert?
Hier lässt sich weniger ein explizites Beispiel herausnehmen, da wir täglich die an uns gestellten Anforderungen erfüllen müssen. Wir übernehmen die Führung bei bestimmten Themen, sind aber am Ende des Tages auch Dienstleister. Wir beschaffen Produkte oder Dienstleistungen, die von der Produktion oder anderen Bedarfsstellen im Unternehmen benötigt werden. Dabei setzen wir tagtäglich auf Service-Orientierung, Schnelligkeit und Flexibilität.
Wie sieht Ihre längerfristige Vision für den Einkauf und die Beschaffung aus?
Ich gehe davon aus, dass die Digitalisierung den Einkauf weiterhin stark prägen wird. Trotzdem wird der Mensch als Einkäufer auch in Zukunft nicht vollends durch Tools oder Maschinen ersetzt, das gilt sowohl für den strategischen als auch für den operativen Einkauf. Die Zusammenarbeit zwischen Menschen wird auch in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen. Was passieren wird, ist, dass weitere Tätigkeiten digitalisiert und sich damit die Aufgaben und Arbeitsweise der Einkaufsmitarbeiter verändern werden. Doch so fortgeschritten die Digitalisierung auch sein mag, ist es für mich wichtig, dass es eine Überwachungsfunktion gibt, die bei Abweichungen und im Notfall eingreifen kann. Die Menschen werden immer im Vordergrund bleiben. Dass die Digitalisierung, und im Zuge dessen auch die Automatisierung, unternehmensintern und -übergreifend einige Veränderungen anstoßen wird, steht außer Frage. Insbesondere bezüglich der abteilungsübergreifenden Zusammenarbeit muss die Digitalisierung weiter vorangetrieben werden, um ein Optimum für das Unternehmen zu schaffen. Als „Schnittstellenmanager“ wird der Einkauf weiterhin einen wichtigen Stellenwert haben und in Zukunft noch stärker die Führung übernehmen.
Banner Batterien auf einen Blick
Banner Batterien ist ein innovativer, expandierender Hersteller hochwertiger Starterbatterien. Seit 1937 produziert das Unternehmen mit Sitz in Linz-Leonding, Österreich, Batterien für Fahrzeuge aller Art. Das Familienunternehmen unter der Leitung von Andreas Bawart und Mag. Thomas Bawart beschäftigt europaweit rund 780 Mitarbeiter. Banner Batterien produziert und verkauft über 4,1 Millionen Starterbatterien jährlich. Damit zählt Banner zu den traditionsreichsten, erfahrensten und bedeutendsten Marken in der Akkumulatoren-Herstellung. Banner Batterien gehören zur Erstausrüstung zahlreicher Modelle von Audi, BMW, Caterpillar, Jungheinrich, Kässbohrer, Liebherr, Mercedes, Mitsubishi, Porsche, SEAT, Volvo und VW. In 14 Ländern Europas erfolgt die Händlerbetreuung durch eigene Vertriebsgesellschaften. In über 50 weiteren Staaten Europas, Afrikas und Asiens werden die Produkte über Direktimporteure verkauft. Zukunftsorientierte Technik und herausragende Qualität unterstreichen den internationalen Ruf der Vorzeigeprodukte mit der „Kraft des Büffels“, die auch das Banner Batterien Logo prägt.
Weitere Informationen unter www.bannerbatterien.com
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