Studie: Fachkräftemangel in der Logistikwirtschaft

Autor: Dimitri Lagun
Datum: 05.09.2017

Fachkräftemangel beruht auf schlechter Bezahlung und dem Ruf der Branche

Eine kürzlich erschienene Studie „Logistics competences, skills and training: A Global Overview“ besagt, dass die Logistikwirtschaft weltweit ein Fachkräfte- und Qualifizierungsproblem hat. Die Studie wurde von der Weltbank in Kooperation mit der Kühne Logistics University (KLU) erstellt. „Der Wirtschaftszweig hat es nicht geschafft genügend qualifiziertes Personal anzuziehen, um dieses Wachstum nachhaltig zu unterstützen und immer komplexere Abläufe in der Lieferkette abzudecken“, erklärt KLU-Prof. Dr. Alan McKinnon, einer der Autoren der Studie.

Den Wissenschaftlern zufolge hatten bereits heute etliche Unternehmen Schwierigkeiten ihren Personalbedarf zu decken. Der Fachkräftemangel unterscheidet sich dabei von Region zu Region. In Entwicklungs- und Schwellenländern fehlen vor allem diejenigen Führungskräfte, die komplexe Abläufe überschauen und effizient managen können. In den Industrienationen sieht es hingegen anders aus. Dort fehlen vor allem gut ausgebildete Fachkräfte im operativen Bereich. In Deutschland, Großbritannien und den USA würden beispielsweise vor allem Lkw-Fahrer gesucht.

Die Studie sieht für den Personalmangel noch andere Gründe: Der Wirtschaftszweig stehe in direkter Konkurrenz zu anderen Arbeitsfeldern, die Löhne sind vergleichsweise niedrig und der Bereich hat einen schlechten Ruf. Ein geeigneter Arbeitnehmer sucht sich daher einen Job in einer besserbezahlten Branche. Die bestehenden Arbeitnehmer der Logistikbranche stellen auch ein Problem dar: Die Studie besagt, dass die Fähigkeiten der Arbeitnehmer mit dem technischen Fortschritt oft nicht mithalten können. Es fehlt darüber hinaus in den Entwicklungs- und Schwellenländern eine einheitlich geregelte Ausbildung für den Wirtschaftszweig.

„Viele Führungskräfte sind aufgrund ihrer fachlichen Kenntnisse aufgestiegen, Ihnen fehlt aber die Fähigkeit, Logistikprozesse auf einer strategischen Ebene zu führen“, so Kai Hoberg, Professor für Supply Chain und Operations Strategy an der KLU sowie Autor der Studie. Das bedeutet, dass auf höherer Ebene darüber hinaus eine spezialisierte Ausbildung in Logistik und Supply Chain Management fehlt. Als Maßnahmen um gegen den weltweiten Fachkräftemangel vorzugehen, hat die Studie verschiedene Ideen: Die Zeit und die Ressourcen, die in die Logistikausbildung fließen, müssen auf allen Ebenen deutlich ausgeweitet werden. Die Ausbildungsinhalte sollen ebenfalls angepasst und so attraktiver gestaltet werden. In praktische Lernerfahrungen sehen die Wissenschaftler einen wesentlichen Baustein zur Verbesserung der Qualifikation. „Business Games und Simulationen bieten die Möglichkeit, selbst Entscheidungen zu treffen und deren Auswirkungen zu beobachten“, erläutert Hoberg.