Marc A. Sahner, Partner im Bereich Wirtschaftsprüfung bei Warth & Klein Grant Thornton, spricht im Interview, geführt von Alexander Hornikel, Senior Partner bei Kloepfel Consulting, über das Finanz- und Rechnungswesen im Zusammenhang mit der Digitalisierung und gibt einen Ausblick über die Entwicklung des Berufes Buchhalter und Controller in den kommenden Jahren.
Warum ist gerade das Finanz und Rechnungswesen für Digitalisierung und Automatisierung geeignet?
Das Finanz- und Rechnungswesen zeichnet sich in Teilen durch eine hohe Anzahl sich häufig wiederholender auf einfachen Regeln basierender Vorgänge aus, die kein menschliches Ermessen erfordern. Ein Beispiel ist die Prüfung des Rechnungseingangs. Solche Vorgänge sind wie gemacht für eine Lösung mittels Robotic Process Automation (RPA), also einer Software-Lösung, die diese Tätigkeiten von den Schultern der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nimmt und für sie ausführt. RPA-Lösungen arbeiten immer nach dem gleichen Schema und im wahrsten Sinne des Wortes über Nacht. So lassen sich Kosten für Routinetätigkeiten reduzieren und das bei immer gleichbleibend hoher Qualität der Verarbeitungsergebnisse.
Wie wird sich das Berufsbild des Buchhalters und des Controllers in Zukunft entwickeln?
In der Vergangenheit wurden die Tätigkeiten des Buchhalters und des Controllers hauptsächlich papiergebunden, manuell und zweckorientiert durchgeführt. Der Fokus lag im (Financial-) Reporting und in der Entwicklung der Konzernstrategie. Mit der Digitalisierung steigen die Datenmengen jedoch immer weiter an und die Komplexität nimmt zu. Daher muss sich der Buchhalter und die Buchhaltung weiterentwickeln um die Aufgaben bewältigen zu können. Das Controlling wird deutlich mehr mit anderen Abteilungen wie Daten Analytics Abteilungen kooperieren müssen. Das Controlling nichtfinanzieller Werttreiber wie z.B. Innovation und Marke, Wissen etc. wird sich weiterentwickeln und ausgebaut.
Intensive manuelle Analysetätigkeiten fallen teilweise weg, dadurch werden Effizienzspielräume immer weiter ausgeschöpft (Ressourceneinsatz, Zeitersparnis). Der Planungs- und Budgetierungsprozess wird flexibler, einfacher und schneller werden. Die Gestaltung des Reporting wird deutlich inhaltlicher und von der IT dominiert bzw. automatisiert. Daher sollten der Buchhalter und auch der Controller von Morgen neben dem Fach- und Methodenwissen auch Kompetenzen im Bereich Daten und Datenmodellierung mitbringen und im gewissen Rahmen auch Statistik und Programmierkenntnisse aufweisen. Der Umgang mit Excel, SAP & Co. ist ja bereits heute eine Selbstverständlichkeit.
Wie relevant sind Bitcoin & Blockchain für die Zukunft des Finanz- und Rechnungswesens?
Technologie bietet im Arbeitsalltag beindruckende Möglichkeiten zur Automatisierung und Steigerung der Verlässlichkeit. Dabei können Einsparpotenziale insbesondere in der Buchhaltung, Dokumentation und Rechnungserfassung und –verarbeitung erzielt werden.
Entsprechend werden sich auch die tradierten Vorgehensweisen in der Jahresabschlussprüfung von Unternehmen ändern, wobei die prüferischen Fragestellungen aber weiterhin ihre Gültigkeit behalten werden. Durch die Blockchain Technologie können zeitaufwendige Datenextraktions- und Vorbereitungsschritte reduziert werden und sie wird wesentlichen Einfluss auf die Abbildung rechnungslegungsrelevanter Transaktionen innerhalb und zwischen Unternehmen haben. Bei der Anwendung von Blockchain im Einkaufsprozess gäbe es dann z.B. keinen Grund mehr, Rechnungen mit Bestellungen abzugleichen, denn wenn die Belege – Auftrag, Lieferbestätigung etc. – in der Blockchain abgelegt wurden, sind Herkunft, Authentizität und Richtigkeit dieser Belege garantiert. Rechnungen sind dann aus technologischer Sicht im Grunde nicht mehr nötig, Zahlungen werden nach der Lieferung ausgelöst, so lange die Lieferdaten mit dem Auftrag korrespondieren. Sie haben also echtes und unmittelbares Potenzial, die Finanzfunktionen grundlegend zu verändern, indem sie mehr Transparenz und bessere Vorhersagbarkeit schaffen.
Warth und Klein Grant Thornton feierte dieses Jahr ihr 60 Jähriges Jubiläum. Wie passen ein traditionsreiches Unternehmen wie Warth und Klein Grant Thornton und das Thema Digitalisierung zusammen?
Das passt ganz hervorragend zusammen! Das Thema Digitalisierung ist in aller Munde und auch Warth und Klein Grant Thornton beschäftigt sich schon lange sehr intensiv mit dem Thema Digitalisierung. Durch den Einsatz geeigneter Technologien, wie beispielsweise Buchungsroboter, können wir unseren Mandanten die Potenziale der Digitalisierung für Effizienzsteigerungen und Wachstum aufzeigen. Das machen wir in unserem Digital Center mit multidisziplinären Expertenteams bestehend aus Wirtschaftsprüfern, Rechtsanwälten und IT-Spezialisten. Im Fokus steht dabei die Steigerung der Effizienz, Flexibilität und Kundenorien-tierung Ihres Unternehmens – natürlich mit einem besonderen Schwerpunkt auf die Prozesse im Rechnungswesen und im Controlling.
WP/StB Marc A. Sahner ist Partner im Bereich Wirtschaftsprüfung bei Warth & Klein Grant Thornton in Düsseldorf. Seine Kontaktdaten sind wie folgt:
Warth & Klein Grant Thornton AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
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