Felix Menden, CTO bei „Wer liefert was?“, im Interview
Welchen Stellenwert sprechen Sie der Digitalisierung im heutigen unternehmerischen Umfeld zu?Im unternehmerischen Umfeld gibt es derzeit nichts Wichtigeres, als sich mit der Digitalisierung auseinanderzusetzten. Das haben die deutschen Unternehmen auch verstanden: 90 Prozent sehen im Thema Industrie 4.0 eine hohe Bedeutung für die Zukunft, aber nur 30 Prozent haben nach eigenen Angaben ein „klares“ Verständnis von Industrie 4.0.
Für KMU gilt also, dass sie die Notwendigkeit der Veränderungen erkennen und die Herausforderung auf die strategische Agenda des Unternehmens setzen. Denn nur, wenn das Thema als Prozess verstanden wird, können die betroffenen Unternehmensbereiche den Weg hin zur Digitalisierung ebnen und man erkennt, welche Investitionen im ersten Schritt Sinn ergeben, ohne die Existenz des Unternehmens zu gefährden.
Nichts zu tun, ist hingegen keine Option und setzt den Erfolg in der Zukunft aufs Spiel.
Inwieweit konnte wlw die Digitalisierung zu seinem Vorteil nutzen?
wlw hat die Zeichen früh erkannt und ist einer der Internet-Pioniere. Seit 1995 ist wlw online und bietet seine Services seit 2001 ausschließlich online an. Heute ist wlw eines der wenigen Unternehmen im B2B-Umfeld, welches die digitale Transformation von einem Verlag, der vor über 80 Jahren gegründet wurde, hin zu einem Internetunternehmen zu einhundert Prozent erfolgreich vollzogen hat. Aktuell sind 540.000 Unternehmen und fast 5 Millionen Produkte auf der Plattform www.wlw.de zu finden. Branchenübergreifend.
Welche konkreten Features wären ohne die Digitalisierung nicht umsetzbar?
Ohne die Digitalisierung wäre das Angebot eines Online B2B-Marktplatzes und die damit verbundene Transparenz gar nicht möglich. Unsere Kunden profitieren zum Beispiel auch von unserer monatlichen Erfolgsanalyse, in der sie sehen können, welche Interessenten das Firmenprofil besucht haben oder aus welcher Branche oder Region die Suchanfragen kamen. Mit diesen Informationen können unsere Kunden noch leichter Interessenten ansprechen und so Aufträge und damit Umsatz generieren. Darüber hinaus lassen sich über digitale Wege neue Märkte leichter und mit weniger Kosten- und Personaleinsatz erschließen. All das ist in dieser Form vor zehn Jahre noch nicht möglich gewesen und die Entwicklung wird sich weiter fortsetzen.
Was plant wlw für die Zukunft?
Unser Ziel ist es, den führenden B2B-Marktplatz in Europa aufzubauen – und europäische Produkte weltweit zugänglich zu machen. Durch den Erwerb von Europages durch die Muttergesellschaft von „Wer liefert was“ sind wir diesem Ziel einen bedeutenden Schritt näher gekommen. Mit rund 3,5 Millionen Unique Visitors pro Monat und rund 50 Mio. Visits/Jahr vereinen wlw und Europages die größte B2B-Einkäufernachfrage in Europa.
Die wichtigsten Punkte der nächsten Monate sind ein verstärkter Austausch zwischen Europages und wlw, eine höhere Prozentzahl an international tätigen Unternehmen auf den Plattformen und unsere Marktstellung in unterrepräsentierten Ländern zu stärken. Außerdem stehen wir erst am Anfang unserer Marktplatz-Strategie. Aktuell haben wir fast 5 Millionen Produkte auf der Plattform, perspektivisch sollen es 30 Millionen sein, die über die direkte Suche, Kategorien und Filter einfach und schnell zu finden sein werden.
Welchen Rat können Sie anderen Unternehmen mit auf dem Weg geben?
Kurz und bündig: Die Digitalisierung ernst nehmen, sie als Chance sehen und in jedem Fall auf die strategische Agenda des Unternehmens setzen. Denn: Es gibt drei Risiken.
Erstens – Der internationale Wettbewerb digitalisiert schneller und besetzt den global-lokalisierten Markt unwiderruflich. Zweitens – Die Arbeitsmodelle in einer durch die Digitalisierung getriebenen „Projektwirtschaft“ können von den Unternehmen nicht mehr ausreichend gut gemanaged werden. Drittens – Ein nicht ausreichendes Verständnis von Datenflüssen, Datenhoheit und Sicherheit kann mittelfristig zu unguten Abhängigkeiten und Schäden führen. In allen Punkten sind Gesetzgeber, Firmen, Gewerkschaften und jeder einzelne gefragt, sich gut aufzustellen, um mitzuhalten.
Und das Gute am Digitalen Zeitalter ist: Man kann bereits mit kleinen Investitionen starten, schauen, ob es funktioniert und dann zielgerichtet handeln.