Maßnahmen zur Behandlung von Lieferrisiken

Autor: Dr. Stephan Hofstetter, Partner bei Kloepfel Consulting.

Wie in den vielen Krisen zuvor, unterstreicht auch die aktuelle geopolitische Lage die Bedeutung eines strategischen Lieferanten- und Risikomanagements für viele Unternehmen. Einkäufer und Supply Chain Manager haben aus den vergangenen Krisen dazugelernt und haben ihre Einschätzung von Chancen und Risiken neu kalibriert. Der Risikoappetit ist deutlich geringer als noch vor wenigen Jahren. Entsprechend sind immer mehr Unternehmen dabei, die Risiken in den Lieferketten neu zu beurteilen und Einkaufsstrategien auszurichten. Nachfolgend skizzieren wir ausgewählte Maßnahmen zur Behandlung aktueller Risiken im globalen Kontext.

Trend zur globalen Entkopplung

Viele Unternehmen reagieren auf den Taiwan-Konflikt und die Abhängigkeiten von China mit globaler Entkoppelung. Diese zeigt sich in Form einer konsequenteren Lokalisierung der Beschaffung und Produktion nach Kontinent. Unternehmen suchen nach alternativen Standorten zur Produktion und bringen die Lieferquellen näher zu ihren Produktionsstätten, um die Supply Chains logistisch zu verkürzen und die Resilienz zu erhöhen.

Geographische Diversifikation

Um Abhängigkeiten und damit Risiken zu reduzieren, diversifizieren die Unternehmen ihre Produktions- und Lieferketten geographisch. So verlagern Unternehmen Produktionsstätten und Lieferquellen aus China in andere sudostasiatische Länder.  Aufgrund ihrer niedrigeren Arbeitskosten, Investitionsanreize und der relativen politischen Stabilität haben sich beispielsweise Vietnam und Indonesien zu attraktiven Standorten entwickelt.

Beschaffungs-Trend Nearshoring

Ein weiterer Beschaffungs-Trend vor dem Hintergrund geopolitischer und anderen globaler Risiken ist das Nearshoring. Dabei suchen sich Unternehmen ihre Lieferanten in der Nähe ihrer Werke oder aber der Absatzmärkte zu konzentrieren. In Europa sind dies Länder wie Nordafrika, Südeuropa, Osteuropa oder die Türkei.

Durch das Nearshoring werden Abhängigkeiten von logistisch langen Supply Chains reduziert, die von politischen oder klimatischen Risiken betroffen sein können. Außerdem werden Lieferzeiten verkürzt und Risiken für die Transportlogistik reduziert. Allerdings kann Nearshoring auch höhere Produktionskosten bedeuten.

Lokalisierung von Produktion und Beschaffung

Viele Unternehmen setzen zudem auf die Lokalisierung ihrer Produktion und Beschaffung, indem sie Produktionsstandorte in den Ländern errichten und die Beschaffung lokalisieren, in denen sie ihre Produkte verkaufen oder wo sie eine hohe Nachfrage erwarten. Dadurch können sie näher an ihre Kunden heranrücken, schneller auf Veränderungen in der Nachfrage reagieren und die Kosten für den Transport von Waren reduzieren.

Ein Beispiel dafür ist, dass ein deutsches Unternehmen, das in China ein Werk hat, auch seine Beschaffung dort ausbaut, um die Anforderungen der chinesischen Kunden zu erfüllen. Wenn das Unternehmen in China nicht produziert und auch keine lokalen Zulieferer hat, wird es Schwierigkeiten haben, seine Produkte in China zu vertreiben.

Dieser Trend zur Lokalisierung nach Kontinenten zeigt auch, dass der Wettbewerb um globale Märkte zunehmend auf regionaler Ebene stattfindet. Unternehmen müssen in der Lage sein, die Bedürfnisse ihrer Kunden in den Zielmärkten zu verstehen und zu erfüllen, um erfolgreich zu sein.

Grundsätzliche Maßnahmen für resiliente Lieferketten

Um Lieferketten resilienter zu gestalten, gibt es weitere grundsätzliche Maßnahmen, die Unternehmen prüfen. So hat sich eine Zweilieferantenstrategie durchgesetzt, um Lieferengpässe durch den Ausfall eines Lieferanten vermeiden zu können. Entweder geht es um ein konkretes Dual Sourcing, wobei von zwei Lieferanten Ware bezogen wird, oder um ein Second Sourcing, also der Option, von einem zweiten Lieferanten die Ware beziehen zu können. Beide Varianten unterscheiden sich von einem Single Sourcing, bei dem bewusst nur von einem Lieferanten die Ware beschafft wird. Bei einer Sole Source gäbe es überhaupt nur einen Lieferanten.

Aufgrund der fragilen Lieferketten holen Unternehmen Teile ihrer Produktion, die bisher von Lieferanten bezogen wurden, im Rahmen des Insourcings wieder ins eigene Unternehmen zurück. Damit lässt sich das Risiko reduzieren, bindet aber mehr Kapital und Ressourcen. Das Know-how, Fachkräfte und die notwendigen Einrichtungen müssen aufgebaut werden.

Pufferlager für wichtige Rohstoffe oder Vorprodukte wiederum können im Fall einer Krise Engpässe abfangen. Da hier zusätzliche Lagerhaltungskosten anfallen, Kapital gebunden wird und das Risiko obsoleter Ware latent vorhanden ist, sollte sorgfältig überlegt werden, wofür und in welcher Form Sicherheitsläger angelegt werden. Die Bestandsführung sollte transparent erfolgen.

Eine offene und partnerschaftliche Kommunikation mit den wichtigen Lieferanten sowie Kunden ist ebenfalls wichtig, um Risiken rechtzeitig zu identifizieren und gemeinsame Lösungen zu finden. Lieferantenbesuche und eine kontinuierliche Bewertung der Lieferanten sind wichtige Ansätze.

Ebenso sollten Unternehmen ihre Mitarbeiter:innen regelmäßig schulen und trainieren, um sie für mögliche Risiken im strategischen Einkauf sowie in der operativen Beschaffung zu sensibilisieren und ihnen die Fähigkeiten zu vermitteln, auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren.

Last but not least treiben die Unternehmen die Digitalisierung ihrer Lieferkette zunehmend voran, indem sie beispielsweise Bestellprozesse automatisieren oder das Tracking von Lieferungen verbessern.

Durch die Digitalisierung können Prozesse schneller, effizienter und transparenter gemacht werden, was dazu beiträgt, Engpässe zu vermeiden. Auf Basis der Daten über Lieferanten, Transportwege oder Bestellstaus schafft man außerdem die Grundlage für ein Frühwarnsystem, damit Störungen in der Lieferkette frühzeitig erkannt und beseitigt werden können. Die Transparenz der Lieferketten ist das A und O eines funktionierenden Risikomanagements. Überwachen Sie daher Ihre Lieferketten durch Echtzeit-Tracking und vorausschauende Analytik. Auch hierbei kann Kloepfel Consulting Sie mit Know-how und Tools unterstützen.

Ist ein Risikomanagement-System erst einmal im Unternehmen implementiert, ist der „zusätzliche“ Aufwand im täglichen Geschäft gering. Die Kosten, die bspw. durch einen plötzlichen Ausfall eines Lieferanten verursacht werden könnten, sind wesentlich höher als die Aufwendungen für Implementierung und Betrieb eines fundierten Lieferketten-Risikomanagements.

Hilfe von außen einholen

Der Bedarf an einem funktionellen Risikomanagement im Einkauf ist stark gewachsen. Kloepfel Consulting unterstützt seine Kunden mit dem notwendigen Know-how, Tools und vor allem mit der Zeit, die in einer Einkaufsabteilung oftmals fehlt, um ein ganzheitliches Risikomanagementsystem aufzubauen.


Risikomanagement im Einkauf

Zum Thema bietet Ihnen Kloepfel Consulting Risikoanalysen, die Entwicklung konkreter Methoden und Maßnahmen zur Behandlung von Risiken sowie Schulungen und Workshops an.

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