17 Jahren Bauzeit: Größter Eisenbahntunnel feierlich eröffnet
Autor: Christian Fischer
Datum: 02.06.2016
30% der Straßentransporte können eingespart werden
1999 fiel der Startschuss für den Bau des Gotthard-Basistunnels. Nach nunmehr 17 Jahren Bauzeit ist dieser nun termingerecht vollendet. Der Gotthard-Basistunnel, der zwischen Erstfeld im Urner Talboden und Bodio im Schweizer Kanton Tessin verläuft, wurde am Mittwoch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel als Gast feierlich eingeweiht. Mit 57 Kilometern gilt er als Herzstück der „Neuen Eisenbahn-Alpentransversale“, welche den Güterverkehr von und in die Seehäfen von Rotterdam und Genua verstärkt auf die Bahn verlagern soll.
„Die neue Trasse ist in Zeiten, wo der Zusammenhalt von der Schuldenkrise, einem drohenden Brexit und der Flüchtlingsproblematik auf eine harte Probe gestellt wird, ein positives Zeichen für Europa“, erklärt Dr. Christoph Feldmann vom BME im Zuge der Eröffnung. „Die Schweiz hat einen wichtigen Meilenstein geschaffen, damit die europäischen Güterströme in Zukunft noch effizienter abgewickelt werden können“, ergänzte der Hauptgeschäftsführer.
Erst im Dezember soll der Regelbetrieb der Schweizer Bundesbahn (SBB) erfolgen, bis dahin sollen weitere Fahrten mit schwereren und längeren Zügen die Strecke erproben. Michail Stahlhut, Vorstand von SBB Cargo International, sieht in dem neuen Bauwerk eine „Mega Chance für den europäischen Schienengüterverkehr“. „Weil die Züge durch den neuen Gotthard-Tunnel 740 Meter lang werden können, holen wir schon bei gleicher Zugzahl rund 30 Prozent der Transporte von der Straße weg“, gibt er gegenüber der Allianz Pro Schiene an.
Dabei sollen spätestens im Jahre 2020 die meisten Länder die Voraussetzungen für den europäischen Schienengüterverkehr geschaffen haben. Bis dahin wird auch das letzte Großprojekt in der Schweiz, der Ceneri-Basistunnel, beendet sein. Die Niederlande hat bereits vor Jahrzehenten Vorkehrungen für ihre Schieneninfrastruktur getroffen, auch Italien macht sein Netz bereits für 740 Meter lange Züge bereit. Kritik erhält allerdings vor allem Deutschland. Nach Angaben der Allianz Pro Schiene wurden bislang nur wenige Abschnitte ausgebaut. Ein kompletter Ausbau soll laut Bundesverkehrsministerium demnach erst für das Jahr 2041 in Aussicht gestellt sein.
Vertreter der Wirtschaft appelliert deshalb an den Bund, seine Infrastrukturpolitik europäisch auszurichten und die Infrastruktur auf der Schiene zu stärken: „Die Leistungsfähigkeit eines Verkehrsnetzes kann nur so stark sein wie sein schwächstes Glied. Ausbaumaßnahmen wie der Gotthard-Basistunnel sind ein gutes Beispiel für das erfolgreiche Zusammenspiel von nationaler und europäischer Verkehrspolitik, durch den der Güterverkehr in ganz Europa nachhaltiger und wirtschaftlicher wird“, sagte der Leiter der Hamburger Hafenbahn, Harald Kreft.
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