BME: Rückläufiger Wirtschaftstrend für Deutschland
Autor: Christian Fischer
Datum: 03.03.2016
Experten sehen dieser Entwicklung allerdings gelassen entgegen
Der neue Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) vermeldet für die deutsche Industrie einen rückgängigen Wirtschaftstrend für den Monat Februar. Dabei sinkt der final saisonbereinigte Index gegenüber dem Vormonat auf 1,8 und bleibt bei einem Wert von 50,5, knapp über der Wachstumsschwelle, stehen. Alle fünf eingehenden Teilindizes vermelden Rückgänge in ihren jeweiligen Bereichen. Experten vernehmen dieser Entwicklung aber keine enormen Risiken für die deutsche Industrie und verweisen auf eine baldige Besserung.
Der EMI verdeutlicht die konjunkturelle Lage der deutschen Industrie und gibt einen Überblick über die Entwicklungen im Bereich Industrieproduktion, Auftragseingang, Beschäftigung, Einkaufs- und Verkaufspreise in einem Wert wieder. Er beruht auf einer Umfrage unter 500 Einkaufsmanagern und Geschäftsführern aus der verarbeitenden Industrie. Aktuell verzeichnet dieser Index eine rückgängige Entwicklung, welches zunächst ein schwaches Wirtschaftswachstum für Deutschland nach sich zieht. Nur knapp oberhalb der 50 Punktemarke befindet sich das Industrie- und Konjunkturbarometer und rutscht auf ein 15-Monatstief ab. Als Grund für den Abschwung des Industriesektors wird die geringe Binnen- und Exportnachfrage angeführt.
„Angesichts des 15-Monatstiefs des EMI scheint dem deutschen Industriesektor offensichtlich die Puste auszugehen. Dafür sorgten die anhaltend niedrigen Energie- und Rohstoffpreise dafür, dass die durchschnittlichen Einkaufspreise kräftig zurückgingen“, erwähnt Dr. Christoph Feldmann, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), bei der Veröffentlichung der Zahlen in Frankfurt.
„Die Erwartungen in der deutschen Industrie haben sich laut EMI zuletzt deutlich eingetrübt. Eine schlechtere Stimmung ist derzeit fast überall wahrzunehmen“, äußert sich Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, und fügt weiterhin an: „Die Stimmung an den Märkten und bei den Unternehmen zog nach. Im Februar erholten sich die Aktienmärkte aber schon wieder. Auch die Rohstoffpreise scheinen ihren Boden gefunden zu haben.“. Gerade durch diese Entwicklung sieht Traud die Gefahr einer Rezession als nicht augenscheinlich. Viel mehr möchte sie an die Industrie appellieren und die aktuelle Lage als Chance wahrzunehmen. Spätestens im April sollte die Konjunktur laut Traud wieder nach oben gehen.
Der Chefvolkswirt der DebaBank, Dr. Ulrich Kater, sieht die Herkunft der Schwierigkeiten aus dem Industriesektor zu erkennen. Das Zusammenspiel der weltweiten Industrieprodukten und der schleppenden Nachfrage, sowie einer seit mehreren Jahren erfolgten Überkapazität, vor allem in Schwellenländern, seien der Grund hierfür. Genau dies wirke sich nun auf die deutsche Industrie aus. Allerding sieht Kater der Konjunkturentwicklung entspannt entgegen und sagt: „Dagegen laufen die Dienstleistungen weiterhin rund. Für die gesamte Konjunkturentwicklung gleichen sich diese Effekte in etwa aus. Insgesamt bleibt Deutschland auf Wachstumskurs.“
„Die konjunkturelle Gangart hat sich spürbar verlangsamt“, äußerte sich der DIHK-Konjunkturexperte Dr. Dirk Schlotböller zu den aktuellen EMI-Daten. Weiterhin fügt er an, dass die deutsche Industrie auf dynamische Investitionsentwicklung im In- und Ausland angewiesen sei. Dagegen seien diese derzeit mit weltweiten Risiken behaftet. Nichtdestotrotz sei der niedrige Benzin und damit der gestiegene Konsum der Verbraucher der grundsätzliche Hauptkonjunkturtreiber. Allerdings falle der EMI aufgrund der andauernden Niedrigpreise dementsprechend schlecht aus, werde aber vom privaten Konsum wieder aufgefangen. „Das spiegelt sich weniger in den Industriezahlen, sondern vor allem in anderen Branchen wie dem Gastgewerbe oder auch dem Bau wider. Alles in allem dürfte es in diesem Jahr damit nur für ein BIP-Wachstum von 1,3 Prozent reichen“, so Schlotböller.
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