Durch Digitalisierung steigt Bedarf an Rohstoffen

Autor: Sebastian Thelen
Datum: 17.03.2017

Hightech-Rohstoffe und Innovationen werden gefragter

Im BMWFW in Wien findet dieses Jahr unter dem Thema „Smart Mining and Production“ die diesjährige EUMICON Konferenz statt. Ausgerichtet wird das Zusammentreffen von der Europäischen Rohstoffinitiative EUMICON und dem Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft. Weiterhin sind die Montanuniversität Leoben, das Wirtschaftsressort des Landes Steiermark und weitere Partner der Mineral-Rohstoffindustrie beteiligt. Dort wird vor allem über die Zukunft der Rohstoffwirtschaft gesprochen. Es werden anspruchsvolle Vorträge von internationalen Experten über progressiven Innovationen der Branche gehalten.

Franz Friesenbichler, der Präsident von EUMICON und Obmann des Fachverbandes Bergbau-Stahl in der Wirtschaftskammer, betont die Wichtigkeit der Mineral-Rohstoffindustrie, da Rohstoffe die Basis der erfolgreichen Wirtschaft seien. Der Kongress bietet eine vielfältige Themenauswahl von Prozessanalyse und Prozessoptimierung als Voraussetzung für die Digitalisierung bis hin zu Technologien der Automation und der Robotik. Im Fokus liegt dabei die Überprüfung der Digitalisierung entlang der Wertschöpfungskette vom Bergbau bis zum fertigen Produkt. Laut Friesenbichler ist eine entsprechende Fachkräfteausbildung sehr wichtig, da durch die Digitalisierung neue Anforderungen an die Arbeitnehmer entstehen. Darauf muss mit angepassten Ausbildungskonzepten und Qualifizierungsmaßnahmen reagiert werden. Die Investition in die Ausbildung ist lohnenswert, denn so werden ein gutes Arbeitskräfteangebot und hochwertige und spannende Arbeitsplätze gewährt. Durch den steigenden Bedarf an Rohstoffen und qualifizierten Mitarbeitern ist die Zukunft der Branche abgesichert.

Roman Stiftner ist der Generalsekretär der EUMICON und Geschäftsführer der Fachverbände Bergbau-Stahl und Nichteisenmetallindustrie in der Wirtschaftskammer Österreich. Für ihn ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Digitalisierung der Industrie das Bestehen von verlässlichen, regulatorischen Umständen, damit so Überregulierung verhindert werden kann und die Kosten gleich bleiben. Durch Innovationen, die leichte gesamtwirtschaftliche Erholung und die Stabilisierung der Rohstoffpreise hat er ein gutes Gefühl für die Branche. Trotz des Wachstums von 1.8% in 2016 sollten die steigende Anzahl der Stahlimporte in die EU seit 2012 und die unstabile europäische Rohstoffindustrie nicht außer Acht gelassen werden, so Stiftner. Bei den aktuell anstehenden handels- und umweltpolitischen Entscheidungen denkt er vor allem die hohen Energiekosten und –abgaben Europas.

Der Rektor der Montanuniversität Leoben Wilfried Eichlseder erklärt den Wandel in der Mineralrohstoffbranche. Seiner Meinung nach werden durch die Digitalisierung im Bergbau und Rohstoffwesen durch Datensammlungen viele Möglichkeiten für die Optimierung betrieblicher Abläufe und der Rohstoffeffizienz geschaffen. Das fördere außerdem die Zuverlässigkeit und Sicherheit von Anlagen und Bergbaubetrieben. Gleichzeitig kann der Klimaschutz durch die Reduzierung von Energie und Rohstoffen mit Hilfe von smarten Prozessen gefördert werden. In Bezug darauf ist der Höhepunkt des Kongresses der Vortrag des Automationsexperten Eric Reiners. Er entwickelte den Bergbau-Ausrüster Caterpillar und den „Robotic Mining Contest“ in Zusammenarbeit mit der NASA und arbeitet derzeit an neusten Technologien für intelligente und autonom arbeitende Abbaugeräte im Einsatz auf unserem Heimatplaneten.

Friesenbichler thematisiert das fehlende Vertrauen in die Planungssicherheit in Europa. Dafür sollen Unternehmen zu Investitionen in Innovation und Produktion angeregt werden. Es werden klar formulierte, langfristige Vorgaben benötigt um kalkulierbare Grundlagen zu schaffen, auf die man sich langfristig verlassen kann. Es ist die Neuerrichtung von Industrieanlagen für eine Nutzungsperiode von 20 bis 30 Jahren geplant. Um dies zu erreichen, besteht Friesenbichler auf verlässliches Rahmenrecht und kalkulierbare Rahmenbedingungen, um mindestens 10 bis 15 Jahre Planungssicherheit gewähren zu können.

Da der Bedarf an mineralischen Rohstoffen in den nächsten Jahren extrem ansteigen wird, sollte der politische Fokus auf der Versorgungssicherheit durch den fairen Handel unter international einheitlichen Rahmenbedingungen liegen. Die Modernisierung der handelspolitischen Schutzinstrumente ist für die Sicherung der Versorgung mit mineralischer Rohstoffe ein Muss. Andererseits werden die Industrie 4.0 und die Digitalisierung der Wirtschaft nicht eintreten können, befürchtet Stiftner.