HWWI: Deutsche Konjunktur trotzt Risiken der Weltwirtschaft
Autor: Duran Sarikaya
Datum: 10.09.2015
Das Hamburgerische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) führte eine Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland durch. Dabei wird ein leichtes Wachstum im Jahre 2015 um etwa 1,9% und im Jahre 2016 um 1,7% prognostiziert. Im Frühjahresquartal wuchs die deutsche Wirtschaft besser als im Vergleich zum Vorquartal um etwa 0,4%, sodass ein positiver Trend für den restlichen Jahresverlauf gegeben ist.
Das Wachstum im zweiten Quartal wurde unter anderem vom Außenhandel gestützt. Preisbedingte Exporte stiegen auf eine Vorquartalsrate von 2,2%, gleichzeitig stiegen die Importe jedoch nur um 0,7%, sodass der Außenbeitrag insgesamt stärker zu bewerten ist, als die Importe. Negative Impulse hingegen brachte die Binnennachfrage mit -0,3 Prozentpunkten. Weiterhin hat sich der Preisanstieg aufgrund sinkender Energiepreise verringert. Der Arbeitsmarkt befindet sich jedoch in einer stabilen Lage aufgrund eines Beschäftigungsaufbaus und der damit zurückzuführende Rückgang der Arbeitslosigkeit.
Wichtige Wirtschaftskennzahlen wie der ifo-Geschäftsklimaindex (Kennzahl einer Bewertung von Unternehmen) oder das IAB-Arbeitsmarktbarometer sind leicht gestiegen, genauso wie andere wichtige Indikatoren wie beispielsweise die Auftragseingänge und die Industrieproduktion. Große Sorgen der Anleger bestehen jedoch im Bereich des chinesischen Wachstums und dessen Entwicklung am Aktienmarkt, während durch einen Abschluss eines dritten Hilfspaketes für Griechenland den Großteil der Anleger beruhigt hat.
Die Konjunkturexpertin Dr. Anja Rossen vom HWWI schätzt die Binnenwirtschaft als eine wichtige Wachstumsstütze ein und dass der Außenhandel zwar stark ist, sich jedoch in einem risikoreichen Umfeld befindet. Niedrige Energiepreise und der gesunkene Außenwert des Euros wirken sich positiv auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage aus und somit auch auf den privaten Konsum.
Die Investitionstätigkeit spielt ebenfalls eine wichtige Rolle im gesamtwirtschaftlichen Auslastungsgrad. Günstige Finanzierungsbedingungen fördernd das Investitionsverhalten der Anleger. Dieses Verhalten kann jedoch aufgrund der Chinakrise stark schwanken, sodass die Investitionsneigung sich wieder zurückziehen kann. Weitere wichtige Faktoren sollten dagegen zunehmen wie beispielsweise die Exporttätigkeit Deutschlands. Weiterhin sollte das Staatskonto positiv bleiben, indem durch Mehrausgaben aufgrund steigender Sozialleistungen und Investitionstätigkeiten steigende Einnahmen erwirtschaftet werden.
Ebenfalls stellen weitere Faktoren ein Risiko dar. Diese sind beispielsweise die Schwellenländer, wie Prof. Dr. Henning Vöpel, Direktor des HWWI sagt. Gleichzeitig ist auch die Zinswende der amerikanischen Zentralbank (Fed) nicht zu verachten, da Schwellenländer mit einem Kapitalabzug rechnen müssen. Kaum Risiko dagegen besteht laut HWWI in Griechenland, obwohl das dritte Hilfspaket die Probleme der Europäischen Union nicht gelöst hat und somit langfristig ebenfalls wieder zu einem Thema werden könnte.
Quelle: HWWI