Passagierluftverkehr in Deutschland erholt sich

Autor: Thomas Wandler
Datum: 15.08.2024

Deutschland liegt hinter der allgemeinen europäischen Entwicklung

Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) berichtet, dass sich der Passagierluftverkehr in Deutschland aktuell von der Corona-Pandemie erholt. Im ersten Halbjahr 2024 nutzten 97 Millionen Passagiere deutsche Flughäfen, was einem Anstieg von zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Das Sitzplatzangebot erreichte 83 Prozent verglichen zu 2019, dem Vor-Corona-Niveau. Auch der Travel-Retail-Markt erholt sich durch die steigen Passagierzahlen.

Dennoch bleibt Deutschland hinter der allgemeinen Entwicklung des europäischen Luftverkehrs. In den europäischen Ländern ohne Deutschland erreichte das Sitzplatzangebot im ersten Halbjahr bereits 102 Prozent des Niveaus vor der Corona-Pandemie.

Zu hohe staatliche Kosten in Deutschland

Den Angaben zufolge sei der Grund für diese Entwicklung die deutlich höheren staatlichen Standortkosten in Deutschland. Die Luftverkehrsteuer wurde noch kürzlich, zum 1. Mai 2024, um rund 25 Prozent erhöht. Die staatlichen Gebühren in Deutschland haben sich seit 2020 nahezu verdoppelt.

Bei einem typischen Mittelstreckenflug innerhalb Europas haben sich die Steuern und Abgaben mittlerweile auf ein neues Rekordniveau von etwa 30 Euro pro Passagier erhöht.

BDL-Präsident Jens Bischof sagt: „Wer die lahmende deutsche Wirtschaft beleben will, darf die Luftfahrt in Deutschland nicht länger über die Maßen belasten.“

Aus diesem Grund fordert der BDL ein Belastungsmoratorium.

„Fit for 55“-Klimapaketes

Das EU-Klimaschutzpaket „Fit for 55“ verlangt ab 2025 eine 2-prozentige Beimischung von nachhaltigen Kraftstoffen (SAF) zu Kerosin. SAF ist jedoch deutlich teurer als herkömmliches Kerosin, was europäische Fluggesellschaften auf Langstreckenflügen benachteiligt. Airlines mit Umsteige-Drehkreuzen außerhalb der EU profitieren von Kostenvorteilen, da sie SAF nur für kürzere Teilstrecken benötigen, was zu „Carbon Leakage“ führt.

BDL-Präsident Jens Bischof fordert eine Überarbeitung des Pakets, um Wettbewerbsnachteile für europäische Airlines zu verhindern und den Klimaschutz effektiver zu gestalten.

Von 2010 bis 2024 sind 19 Prozent mehr Passagiere an Nicht-EU-Drehkreuzen umgestiegen. Der Anteil liegt somit bei 57 Prozent. Der Anteil des Nonstop-Verkehrs nach Asien und der Umsteigeverbindungen über europäische Hubs ist im selben Zeitraum von 62 auf 42 Prozent gesunken.

Ausblick auf Herbst

Im Winterflugplan 2024/25 wird der Luftverkehr in Deutschland voraussichtlich nur 85 Prozent des Niveaus von vor der Corona-Pandemie erreichen, während andere europäische Länder bei 109 Prozent liegen.

Der Interkontinentalverkehr soll jedoch das Vor-Corona-Niveau wieder erreichen.