Schlechte Zahlungsmoral in Osteuropa bremst Wachstum
Autor: Osman Cetinkaya
Datum: 23.05.2016
Atradius Zahlungsmoralbarometer zeigt Missstände und Probleme auf
Erneut hat der Versicherungsanbieter Atradius sein Zahlungsmoralbarometer für den osteuropäischen Markt veröffentlicht. 1.100 Unternehmen in fünf Ländern wurden hinsichtlich ihrer Zahlungsmoral untersucht. Jene osteuropäische Wirtschaft, die im Laufe des Jahres ein Wachstum von 1,1% erwartet, schneidet im Zahlungsmoralbarometer allerdings negativer ab.
So sorgen sich in Osteuropa momentan mit 20% mehr Unternehmen um ihren Cash-Flow als es in Westeuropa (16%) der Fall ist. Ursache dafür: Das höhere Handelskreditrisiko, welches aus verspätet bezahlten Forderungen von ausländischen B2B-Kunden resultiert. Diese verspäteten Forderungen stiegen um 19% auf 40,8%. Ganze 45%, und somit 9% mehr als im Vorjahr, der inländischen Forderungssumme blieben sogar nach dem Fälligkeitstermin unbezahlt.
Ausländische Rechnungen, die 90 Tage nach ihrem jeweiligen Fälligkeitstermin noch offen waren, haben in Polen den höchsten durchschnittlichen Gesamtwert von 29,8%. Der europäische Durchschnitt liegt bei 20%. Platz zwei und drei belegen die Türkei (26,4%) und die Tschechische Republik (22,3%). Auf diese Werte stützt sich die Erwartung von 20% der osteuropäischen Unternehmen, dass sich die Days Sales Outstanding (DSO) im nächsten Jahr verschlechtern wird.
Resultat der angestiegenen ausländischen Handelskreditrisiken in Osteuropa ist ein sogenannter „Knock-Out-Effekt“ in der Lieferkette. Ganze 30% der Befragten mussten ihre Lieferanten auf Grund von verspäteten ausländischen Zahlungen später bezahlen. Bei 11% stoppe der Zahlungsverzug sogar das Wachstum.
„Das globale Wirtschaftswachstum wird laut Prognosen in 2016 auf 2,4 % im Vergleich zu 2,6 % in 2015 sinken. Eine deutliche Wachstumssteigerung ist bisher nicht eingetreten und wir sehen uns mit einem weiteren Jahr hoher Insolvenzen und Kreditrisiken konfrontiert. In den fortschrittlichen Wirtschafsnationen bleibt die Insolvenzlage laut Prognose stabil, während für die meisten Schwellenmärkte ein Anstieg erwartet wird. Nur mit einem sorgfältigen Forderungsmanagement, bestehend aus einer Kreditversicherung, lassen sich so Zahlungsverzugsrisiken minimieren, um die Rentabilität des Unternehmens zu sichern“, erläutert Andreas Tesch, Chief Market Officer von Atradius.
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