Allianz Risk Barometer 2016
Autor: Christian Fischer
Datum: 14.01.2016
Risiken durch verschärften Wettbewerb und Cybergefahren rücken in den Vordergrund
Im Jahr 2016 steht die Risikolandschaft für Unternehmen laut einer Presseinformation des Allianz Risk Barometer 2016 vor grundlegenden Veränderungen. Während Unternehmen in aller Welt und auch in Deutschland traditionelle Industrierisiken wie Naturgefahren oder Feuer weniger fürchten würden, seien sie zunehmend besorgt über die Auswirkungen von vielfältig verursachten Störfällen, hohem Wettbewerbsdruck und Cyberrisiken. Das sind die Ergebnisse des Allianz Risk Barometer 2016, der aktuellen Umfrage zu Unternehmensrisiken der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS). An der jährlichen Befragung, die bereits zum fünften Mal durchgeführt wurde, beteiligten sich über 800 Risikomanager und Versicherungsexperten aus über 40 Ländern.
Betriebsunterbrechung (BU) stellt laut der Umfrage des Allianz Industrieversicherers bereits im vierten Jahr in Folge das größte Risiko für Unternehmen weltweit dar und schafft es in Deutschland auf Platz zwei. Viele Unternehmen fürchten insbesondere neue BU-Auslöser; so könnten Störungen in Betriebsabläufen künftig stärker durch Cyberangriffe, technisches Versagen oder geopolitische Instabilität ausgelöst werden – und weniger durch vorangegangene Sachschäden. Marktentwicklungen wie verschärfter Wettbewerb oder Volatilität/Stagnation und Cybervorfälle schaffen es im diesjährigen Allianz Risk Barometer unter die drei größten Unternehmensrisiken weltweit und auch in Deutschland. Cybervorfälle werden zudem als das wichtigste Langzeitrisiko für Unternehmen in den nächsten zehn Jahren genannt. Hingegen sind Naturkatastrophen im Vergleich zum Vorjahr im weltweiten Ranking um zwei Plätze nach unten gerutscht auf den nunmehr vierten Platz (Deutschland: Platz sechs). Das spiegelt die Einschätzung von Munich Re wider, wonach das Jahr 2015 mit den geringsten Schäden aus Naturkatastrophen seit 2009 belastet war.
„Die Risikolandschaft für Unternehmen wandelt sich, weil viele Industriezweige vor einer grundlegenden Neuausrichtung stehen“, erklärt Chris Fischer Hirs, CEO von AGCS. „Neue Technologien, die wachsende Digitalisierung und das ‚Internet der Dinge‘ verändern Kundenverhalten, Industrieprozesse und Geschäftsmodelle. Das eröffnet eine Vielzahl von Chancen, führt Unternehmen aber auch vor Augen, dass sie die damit ebenfalls verbundenen Herausforderungen nur in einem übergreifenden Risikomanagementansatz bewältigen können. Als Versicherer möchten wir unsere Kunden umfassend dabei unterstützen, sich in dieser neuen Realität zurechtzufinden.“
Schwieriges Marktumfeld
Für mehr als ein Drittel der Antworten (34 %) sind Marktentwicklungen eines der drei wichtigsten Geschäftsrisiken im Jahr 2016. Die erstmals abgefragte Risikokategorie1 schaffte es auf Anhieb auf Platz zwei im Ranking. Aus Sicht der 120 deutschen Befragten handelt es sich sogar um das größte Risiko für Unternehmen hierzulande. Von hohem Wettbewerbsdruck sind eine Reihe von Branchen betroffen, für die dieses Risiko jeweils zu den drei größten zählt: Maschinenbau, Finanzdienstleistungen, Fertigung, Logistik und Schifffahrt sowie der Pharma- und Transportsektor. Marktentwicklungen werden zudem als zweitgrößtes Geschäftsrisiko in den Regionen Europa, Asien-Pazifik und Afrika genannt.
Viele etablierte Unternehmen sehen derzeit ihre Profitabilität, zum Teil sogar ihr Geschäftsmodell bedroht. „Unternehmen müssen stets auf der Hut sein und laufend neue Produkte, Dienstleistungen oder Lösungen anbieten, um für ihre Kunden relevant zu bleiben. Und dies müssen sie in einem sich rasch verändernden und hart umkämpften, globalen Marktumfeld schaffen“, erklärt Bettina Stoob, Head of Innovation bei AGCS. „Innovations-zyklen werden immer kürzer; Markteintrittshürden niedriger. Digitalisierung und neue bahnbrechende Technologien müssen rasch ins eigene Geschäft übernommen werden, während gleichzeitig potenziell wendigere Start-ups als neue Wettbewerber auftauchen.“
Immer raffiniertere Cyberangriffe
Ein weiterer Grund zur Besorgnis bei Unternehmen weltweit sind Cybervorfälle; darunter fallen Cyberkriminalität oder Datenschutzverstöße, aber auch technisches IT-Versagen. Cybervorfälle legten 11 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr zu und schafften somit zum ersten Mal den Sprung von zuvor Platz fünf in die Gruppe der Top 3 Unternehmensrisiken weltweit (28 % der Antworten). Weltweit und auch in Deutschland stehen Cybervorfälle auf Platz 3. Im ersten Allianz Risk Barometer 2012 nannte gerade einmal ein Prozent der Befragten Cybervorfälle als Risiko. Vor allem der Reputationsverlust (69 % der Antworten) wird als Hauptgrund für wirtschaftliche Schäden nach einem Cybervorfall angesehen, gefolgt von Betriebsunterbrechungen (60 %) und Haftungsansprüchen infolge einer Datenschutzverletzung (52 %). Laut Allianz Risk Barometer sind Unternehmen besonders besorgt über die zunehmende Raffinesse von Cyberangriffen. „Angriffe von Hackern werden gezielter, langanhaltender und folgenschwerer“, erklärt Jens Krickhahn, AGCS-Experte für Cyberversicherung. Gleichwohl sollten Unternehmen die Folgen eines intern verursachten IT-Ausfalls in der digital-vernetzten Unternehmenswelt nicht unterschätzen. „Einfaches technisches Versagen oder ein Anwenderfehler können zu einem weitreichenden IT-Systemausfall führen, der Lieferketten unterbricht oder die Produktion zum Stillstand bringt“, sagt Volker Münch, AGCS Experte für Sachversicherung. Frühwarn- und bessere Kontrollsysteme seien daher notwendig, um große BU-Schäden durch Cybervorfälle zu vermeiden.
Geopolitische Instabilität als Grund für Störfälle
Laut Allianz Risk Barometer stellt BU bereits im vierten Jahr in Folge das größte Risiko für Unternehmen dar. In Deutschland steht das Risiko an zweiter Stelle. Fakt sei: Betriebsunterbrechungen verursachen immer höhere Schäden in Unternehmen. Nach der Analyse von AGCS ist ihr Anteil am Gesamtschaden heute viel höher als noch vor zehn Jahren und in vielen Fällen übertreffen die Kosten des Stillstands sogar die unmittelbaren Sachschäden. Laut der Umfrage fürchten Unternehmen vor allem Elementarereignisse (51 %) als Auslöser von BU, dicht gefolgt von Feuer/Explosionen (46 %). Das Allianz Risk Barometer zeigt weiter, dass es multinationale Unternehmen zunehmend mit Sorge sehen, dass Kriege oder Unruhen sich auf ihre Lieferketten auswirken bzw. ihre Mitarbeiter oder Vermögenswerte von Terrorakten betroffen sein könnten.
„Unternehmen müssen in diesem und in den kommenden Jahren mit einer größeren Bandbreite an Störfaktoren rechnen“, sagt Axel Theis, Mitglied des Vorstandes der Allianz SE. „Die wachsenden Auswirkungen von Globalisierung, Digitalisierung und technischer Innovation stellen uns vor große Herausforderungen.“
Kommentarbereich geschlossen.