Aufkauf-Welle schafft gut aufgestellte Maschinenbau-Konzerne für Industrie 4.0
Autor: Ralf Windmüller
Datum: 04.04.2017
Starke Synergien bei Maschinenbaukonzernen mit Intralogistik-Technik in Bezug auf Zukunftstechnologien
Eine Aufkauf-Welle schafft für die Industrie 4.0 gut aufgestellte Maschinenbau-Konzerne mit Intralogistik-Technik. Toyota, der Weltmarktführer bei Gabelstaplern, möchte für 1,2 Milliarden Euro Vanderlande übernehmen, einen der wichtigsten Anbieter von automatischen Verteilzentren. Kurz zuvor gingen Dematic an Kion und Swisslog an Kuka. Bei jedem dieser Fälle sind erhebliche Synergien zu erwarten, die dem Angebot für automatisierte Lager und Komissionier-Roboter zugutekommen.
Mit dem Kauf von Vanderlande, einem Spezialisten für Intralogistik-Technik und hochautomatisierte Distributionszentren, übernimmt die Toyota Industries Corporation, einen der wichtigsten Anbieter für Prozessautomation im Lagerbereich. Vanderlande ist einer der großen Lieferanten großer Filialisten und E-Commerce-Firmen, was automatisierte Distributionszentren angeht. Der Hauptsitz der Firma liegt in Veghel/Niederlande. Sie ist Generalausstatter der ersten automatisierten Verteilzentren von Lidl in den USA und Europa. Zu den Kunden zählen zum Beispiel Amazon und Zalando. Laut Toyota soll Vanderlande „seine Aktivitäten als eigenständige Einheit ausgehend von den bisherigen Standorten weltweit fortführen“. Erst kürzlich übernahm die Toyota Industries Corporation den US-Intralogistik Ausstatter Bastian Solutions, der auf Steuerungstechnik für hochmoderne Lager spezialisiert ist.
Die Toyota Material Handling Group gehört ebenfalls zur Konzerneinheit Toyota Industries Corporation und ist neben Kion einer der führenden Gabelstaplerhersteller weltweit. Toyota Industries Corporation kam im letzten Geschäftsjahr auf einen Umsatz von 16,8 Milliarden Euro. Die Firma ist kapitalmäßig mit dem Autobauer Toyota Motor Corporation verschachtelt. Der Deal ist somit ein weiterer Schritt zur Konsolidierung des globalen Markts für Intralogistik-Technik. Erst 2016 hatte der Toyota-Konkurrent Kion die ebenfalls auf hochautomatisierte Lager spezialisierte Dematic übernommen. Zum Unternehmen Kion gehören außerdem die Stapler-Marken Linde und Still.
Ebenfalls im Jahr 2016 erwarb der IT-Konzern Honeywell mit Intelligrated einen US-Hersteller automatisierter Materialflusstechnik für 1,4 Mrd. Euro. Honeywell ist kein Maschinenbauer, aber stark bei Auto-ID-Systemen. Der Industrieroboter-Spezialist Kuka hatte 2014 den Intralogistik-Hersteller Swisslog (Schweiz) gekauft. Die chinesische Midea übernahm 2016 die erweiterte Kuka.
„Zusammen mit Kuka formt Swisslog ein Automation Powerhouse“, heißt es etwa auf der Website der Schweizer. Schwerpunkte gemeinsamer Entwicklung seien Robotik und AGV-Systeme, sagt Christian Baur, COO der Swisslog Group und Chef des Bereichs Warehouse & Distribution Solutions. So sei das Gesamtunternehmen etwa bestens aufgestellt für den Einsatz von Robotern für das filialbezogene Picking. „Die automatisierte Kommissionierung wird kommen“, sieht Baur hier einen Zukunftsmarkt.
Die Übernahme durch die Kion Gruppe bedeutet für Dematic vor allem eine Integration der Technik von Egemin Automation, einem Spezialisten, den Kion 2015 aufgekauft hatte. Als Teil der Integration wird die Forschung und Entwicklung für AGV von Dematic, Egemin und der 2016 aufgekauften australischen Firma NDC in einem „Mobile Automation Center of Excellence“ in den USA konzentriert. Dematic-Topmanager Jeff Moss erklärte während der Logimat, dass es gemeinsame Technologie „unter der Haube“ geben soll, etwa bei Navigations-Technik. „Durch die Kombination von drei groβen Marken stellt das Dematic Mobile Automation Business nun den weltweit gröβten Anbieter innovativer AGV (Automated Guided Vehicles)- und Lagertechnologien dar“, sagte Jeff Moss.
Bei allen Aufkäufen sind starke Synergien zu erwarten. Diese sind vor allem in Bezug auf Zukunftstechnologien wie Lager-Robotern und Fahrerlosen Transportfahrzeugen.
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