Continental Mobilitätsstudie 2016
Autor: Ralf Windmüller
Datum: 21.11.2016
Augenmerk auf Know-how, Bedürfnissen und Bedenken von Logistikspezialisten, -unternehmern und Lkw-Führern
Konkurrenz, Öko-Auflagen, Digitalisierung, neue Wettbewerber am Transportmarkt, Engpässe an geeigneten Kraftfahrern – an Schwierigkeiten im Transportgewerbe scheint kein Mangel zu herrschen, wie die 4. Continental Mobilitätsstudie offenbart. Mehr als 50 Prozent der an der Befragung teilgenommenen Logistikspezialisten ist in Sorge, dass ihr Geschäftszweig bei der Digitalisierung ins Hintertreffen geraten könnte. „Im Transportgeschäft ist der Kuchen verteilt und der Kunde übt das Preisdiktat aus“, so gibt die Studie einen Logistikfachmann wieder und trifft damit den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf. 88 Prozent der Experten prophezeien, dass der bereits jetzt enorme Kostendruck noch weiter zunehmen wird. Für 82 Prozent der Logistiker in Deutschland müssen sich Investitionen bereits in den ersten beiden Jahren auszahlen.
„Der Zwang zum Sparen in der Transportbranche ist der Rahmen für unsere vielfältigen Bemühungen zur weiteren Optimierung der Nutzfahrzeuge. Es ist auch eine Basis für unsere Bestrebungen, automatisiertes Windschattenfahren mit geringeren Fahrzeugabständen so schnell wie möglich in die Serie zu bringen. Technisch arbeiten wir daran. Nun muss zügig der gesetzliche Rahmen geschaffen werden“, erklärt Dr. Elmar Degenhart, Vorstandsvorsitzender von Continental.
Im Widerspruch zum Kostendruck und zu den in der Logistikbranche vermuteten schärferen Öko-Auflagen stehen die nachfolgenden Auskünfte von Kraftfahrern zum Thema kraftstoffsparendem Fahren: 28 Prozent der im Nahverkehr (bis 150 km) eingesetzten Fahrer in Deutschland geben an, dass sparsames Fahren in ihrem Unternehmen nicht von Bedeutung sei. Gleiches geben 19 Prozent der Fernverkehrsfahrer im In- und Ausland sowie beinahe 50 Prozent der Lenker von Kleintransportern und Lastwagen bis 7,5 Tonnen an. Bei den Besitzern und Managern der Flotten liegen dagegen kraftstoffsparende Technologien und Reifendruckkontrollsysteme, die ebenfalls helfen den Verbrauch zu senken, auf den Plätzen 2 und 3 der gewünschten Anschaffungen.
Klaglos gibt sich die Logistikbranche bei den Nutzfahrzeugen, die derzeit in Betrieb sind: Besonders die Zuverlässigkeit (67 Prozent) sowie Service und Wartung (64 Prozent) werden positiv bewertet. Zwei Drittel der Kraftfahrer in Deutschland loben bei den Assistenzsystemen primär die Zuverlässigkeit und Bedienfreundlichkeit (je 66 Prozent). Vor allem die Fahrer mit wenigstens 30 Jahren Erfahrung im Beruf wünschen sich mehr Assistenzsysteme. Demgegenüber herrscht am automatisierten Fahren noch wenig Interesse. Trotz des gewaltigen Kosten- und Konkurrenzdrucks in der Logistik gaben lediglich 28 Prozent der Logistikspezialisten an, dass sie im automatisierten Fahren eine Chance für die Branche ausmachen. Im Gegensatz dazu beantwortete in China knapp die Hälfte (47 Prozent) der Befragten diese Frage positiv. An dieser Stelle muss die Branche noch viel Überzeugungs- und Aufklärungsarbeit bis zum seriellen Einsatz erbringen.
Die „Mobilitätsstudie 2016 – Der vernetzte Truck“ ist bereits die vierte Studie zur Mobilität von Continental. Das mit der Durchführung beauftragte Markt- und Sozialforschungsinstitut infas interviewte Logistikspezialisten, Spediteure, Flotteninhaber sowie Kraftfahrer in Deutschland und China. Im Mittelpunkt stehen die Aufgaben, denen sich das Logistikgewerbe durch Digitalisierung und Vernetzung stellen muss.
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