Start-up entwickelt Entladeteppich für Lkw

Autor: Dimitri Lagun
Datum: 14.09.2017

Vollautomatische Entladung durch Logistiktechnik

Mit einem neu entwickelten „Entladeteppich“ will das Start-up PHS Logistiktechnik LKWs nicht nur schneller sondern vor allem vollautomatisch entladen. Die Österreichische Post ist bereits von der steirischen Erfindung überzeugt.

Die PHS Logistiktechnik, ein Start-up aus Graz, hat eine Lösung zur schnelleren und vollautomatischen Entladung für Lkws erfunden. Andreas Wolfschluckner und Matthias Fritz sind Maschinenbauer und entwickelten einen „Entladeteppich“ für Lkws. So soll sich ein ganzer KEP-Lkw laut Fritz in weniger als einer halben Stunde ohne menschliches Zutun entladen lassen.

Seit 2015 arbeiten Wolfschluckner und Fritz an ihrer Erfindung. Im Zuge dessen gründeten sie das Start-up PHS Logistiktechnik, im Untertitel die Bezeichnung parcel handling solutions. Es gibt bereits einen Partner: die Österreichische Post beteiligt sich mit 26 Prozent. Die Österreichische Post kann die PHS nicht nur wirtschaftlich unterstützen, sondern treibt die Erfindung voran, indem sie in ihren Verteilzentren die ersten Teppiche installiert. Auch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) hat das Start-up im Rahmen des Programms „Mobilität der Zukunft“ unterstützt. Die Erfindung wurde von dem Start-up zusammen mit dem Unternehmen TAGpilot und der Post realisiert.

Die Entladung erfolgt mithilfe einer „Dock-and-go-Lösung“, bestehend aus einer mit Gurten ausgestatteten Auflage auf dem Lkw und einer stationären Vorrichtung beim Hallentor, wo das System mit dem Lkw verbunden wird. Die Pakete werden mithilfe des Teppichs aus dem Lkw befördert. Das Herausziehen erfolgt in einem zeitlich genau berechneten Ablauf, in dem die Pakete nach vorne fallen und direkt auf die Aufschlusslinien weitergeleitet werden. Anschließend werden die Pakete identifiziert und sortiert. Der Teppich kann individuell für alle Lkw-Typen entwickelt werden. Ein Prototyp ist schon vorhanden, aus dem dieses Jahr ein Serienmodell entwickelt wird, welches in Europa vermarktet wird.

Die Lösung des Start-ups ist bereits in ganz Europa patentiert. Weiterhin kann die Lösung auch für Stückgüter und ähnliche Waren, die schneller entladen werden sollen, benutzt werden. Als Zielkundschaft hat das Start-up die stetig wachsende Kurier-Express-Paket-Branche, Online-Händler mit ihren Verteilzentren, Logistik-Zentren oder Errichter von Logistik-Immobilien im Auge. Ein weiterer Vorteil des Systems ist, dass es sich einfach in Lkw oder an den Hallentoren installieren lässt.

Die beiden Jungunternehmer blicken positiv auf die Absatzchancen. In der DACH-Region prognostizieren sie einen Wert des Umsatzmarktes von 310 Mio. Euro, europaweit 920 Mio. Euro und weltweit zwei Milliarden Euro. Ein Grund ist der aktuelle Boom des E-Commerce-Handels, weiterhin haben die Paket-Verteilzentren und Logistik-Immobilien die Grenze der Überlastung mit der Abfertigung im jährlich zweistelligen Prozent Bereich durch das steigende Paketaufkommen erreicht. Daher muss der Umschlag zwischen Lkw und den Verteilzentren beschleunigt werden „und hier setzt unser PHS-System optimal an“, sagt Wolfschluckner.