Neuer Konzernchef bei Ikea
Autor: Ralf Schmitt
Datum: 01.09.2017
Jesper Brodin löst Peter Agnefjäll ab
Ab Freitag tritt Jesper Brodin seine Stelle als offizieller Chef der Ikea-Group an. „Ich werde vermutlich nicht mehr genauso viel Zeit für das Sonntagskreuzworträtsel im Svenska Dagbladet haben“, sagte der 48-jährige bereits bei seiner Ernennung im Mai. Wie alle seine Vorgänger ist auch Brodin Schwede. Er ist der sechste Konzernführer in der 74-jährigen Unternehmensgeschichte.
Peter Agnefjäll, ehemaliger Konzernchef der Ikea-Group verlässt seinen Posten nach fünf Jahren freiwillig und freue sich auf „mehr Zeit für die Familie“. „Es ist so eine intensive Rolle, ich habe immer 15 bis 16 Stunden am Tag gearbeitet. Es fühlt sich gut an, dass Jesper nun übernimmt“, sagte Agnefjäll. Derzeit steckt der schwedische Möbelgigant in der größten Entwicklungsphase seit 30 Jahren, was besonders durch den digitalen Wandel bedingt ist.
Die Machtbefugnisse des Konzernchefs wurden letztes Jahr stark gekürzt. Sowohl die Bereiche Einkauf und Logistik, als auch die Produktentwicklung wurden auf die rechtlich separate Inter-Ikea-Group übertragen. Daher wird die Verantwortung von Jesper Broding ausschließlich auf die Bereiche Endkunden, Kaufhäuser und Internethandel fokussiert sein. Peter und Mathias Kamprad, Söhne und Erben des 91-jährigen Ikea-Gründers Ingvar Kamprad, erwarten, dass Brodin den Onlinehandel von Ikea ordentlich umkrempelt. Bisher liegt der Umsatz hier nur bei vier Prozent.
Zudem sollen unter Brodin ganz neue Kaufhauskonzepte erprobt werden, die von den traditionellen Ikea Filialen weggehen. Zudem sollen neue Ikea-Sparten, wie zum Beispiel das Bau- und Hotelgewerbe erschlossen werden. Bereits 2012 nahmen es sich die Kamprad-Brüder zum Ziel den Umsatz des Konzerns auf 50 Milliarden Euro zu verdoppeln.
Auf dem Markt steht Ikea als sehr verschlossenen Unternehmen dar, welches laut Gründerverfügung wohl niemals einen Börsengang wagen wird und welches Spitzenpositionen beinahe ausschließlich intern vergibt. Brodin passt perfekt in dieses Konzept und sollte genau wissen, wie Ingvar Kamprad sich die Zukunft für Ikea vorstellt. Insgesamt war er fünf Jahre lang als persönlicher Assistent von „Mr.Ikea“ tätig.
Bereits seit 1994 ist Jesper Brodin ein Teil von Ikea. Mit Mitte zwanzig kam er frisch von der Uni aus Göteborg in den Konzern und wurde im Jahre 1995 zum Einkaufschef für Pakistan und Südostasien ernannt. Seine letzte Station war die Leitung der Kreativzentrale „Ikea of Sweden“, wo er für die Lieferketten und die Sortimentsentwicklung zuständig war.
Über Brodins Privatleben weiß man nur wenig. Bei Ikea heißt es, dass er die Musik und das Meer liebe und für seinen neuen Job vom schwedischen Älmhult nach Leiden in den Niederlanden umzieht, dort hat die Ikea-Gruppe ihren Hauptsitz. Die wichtigste Sache bei seiner Entscheidung für die neue Position war für Brodin seine Familie. „Man kann in der Arbeit nur funktionieren, wenn es auch zu Hause funktioniert. Meine Frau und ich sind ein Team und sind schon oft umgezogen. Das ist für uns Routine“, sagt er gegenüber dem Svenska Dagbladet.
Laut den öffentlichen Einkommensangaben, die in Schweden typisch sind, verdiente Brodin 2015 etwa 6,9 Millionen Kronen (etwa 720.000 Euro). Vergleicht man dies mit den Gehältern anderer internationaler Spitzenmanager, ist das recht wenig. Bei Ikea ist das allerdings so üblich. Sparsamkeit ist das A und O wie auch Gründer Ingvar Kamprad immer schon sagte. In seiner neuen Position darf er sich dann wahrscheinlich aber schon über eine Gehaltserhöhung freuen, auch wenn er dann weniger Zeit für seine Kreuzworträtsel haben wird.
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