PayPal und Klarna bieten nun auch Kredite an
Autor: Marcus Schilling
Datum: 22.11.2018
Lösen Online-Bezahlanbieter die Banken ab?
Der US-Bezahlanbieter PayPal hat in Deutschland vor wenigen Tagen ein Kreditprodukt eingeführt. Händler können in ihrem Online-Konto bis zu 24.999 Euro beantragen. Der Antrag wird geprüft und wird er als positiv befunden, wird der Betrag auf dem PayPal-Konto des Händlers transferiert. „Mit dem Businesskredit erhalten sie einfach und schnell die notwendigen Mittel, um ihr Geschäft weiter auszubauen“, so PayPal-Deutschland-Chef Michael Luhnen. Der Händlerkredit von PayPal ist bereits in den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Australien verfügbar.
Der schwedische Payment-Service-Provider Klarna hat mit einem ähnlichen Angebot in Deutschland, Dänemark, Finnland, den Niederlanden, Norwegen, Österreich und Schweden gestartet. Unter der Rubrik „Boost“ kann bei Klarna online jeder bis zu 100.000 Euro schnell und bequem beantragen und es bereits am nächsten Tag erhalten. „Mit Boost bieten wir nun ein einfaches Finanzierungsprogramm, das kleinen und mittelständischen Händlern den dringend benötigten Zugang zu Kapital ermöglicht“, kommentiert Klarna-Manager Michael Rouse das neue Angebot.
Kredite sind ein weiteres Geschäftsfeld, in dem die Tech-Unternehmen den traditionellen Banken Konkurrenz machen. Mit dem Online-Bezahlverfahren wurden bereits zahlreiche Kunden abgeworben: PayPal verfügt in Deutschland aktuell über 20 Millionen Nutzer. Nun sind Google Pay und Apple Pay ebenfalls in den Markt eingestiegen und bieten den Kunden ihre bevorzugten mobilen Zahlungsmittel an der Ladenkasse. Obwohl die von den deutschen Banken ausgegebenen Karten auch bei den mobilen Bezahldiensten hinterlegt werden können, sind sie für die Nutzung nicht mehr zwingend nötig.
Prozess ähnelt klassischem Kredit
Dabei fungieren die beiden Anbieter wie normale Banken: Das Risiko tragen sie selbst. PayPal erhielt in Europa bereits im Jahr 2007 eine luxemburgische Banklizenz. Klarna bekam 2017 die Erlaubnis der schwedischen Aufsichtsbehörde Finansinspektionen. Auch der Prozess läuft bei beiden ähnlich ab. Da die Händler ihren Umsatz täglich über das Bezahlverfahren mit dem Onlineshop abrechnen, kann das Kreditrisiko einfach eingeschätzt werden. Zudem kann die Rückzahlung des Kredites mit dem Umsatz verrechnet werden: Die Händler können auswählen, welchen Anteil die Anbieter einbehalten dürfen.
Bei Paypal können die Händler ihren Kredit in jeweils Fünf-Prozent-Schritten mit einem Anteil zwischen zehn und 30 Prozent abbezahlen. Bei Klarna können Händler zwischen zehn und 20 Prozent wählen. Die Gebühr für den Kredit ist abhängig von der Rückzahlungsgeschwindigkeit und der Höhe der beantragten Summe. Klarna ist dabei der günstigere Anbieter: bei einem 10.000 Euro-Kredit betragen die Gebühren bei einem Rückzahlungsanteil von 20 Prozent 200 Euro. Bei PayPal belaufen sich die Kosten auf rund 260 Euro. Wenn Händler eine langsame Rückzahlung wählen, bezahlen sie bei Klarna 400 und bei PayPal 545 Euro. Diese Werte sind jedoch durchschnittliche Angaben und können sich je Händler unterscheiden.
Mit diesem Konzept wollen sich die Online-Bezahlanbieter von den klassischen Banken abheben. Der Unterschied fällt bereits bei den Konditionen auf. Bei einem herkömmlichen Kredit fällt ein Zins an, bei dem Online-Kredit nur eine Fixgebühr, welche mit der Tilgung über die Laufzeit hinweg abbezahlt werden muss. Auch in Sachen Laufzeit unterscheiden sich die Anbieter: Bei PayPal & Co. ist die Laufzeit von dem Umsatz des Online-Händlers abhängig. Falls der Umsatz nach dem Kredit einbricht, muss der Händler bei Klarna nach neun oder nach 18 Monaten zurückgezahlt haben.
Bezahlen im Internet wird immer beliebter
Aufgrund der Schnelligkeit und Bequemlichkeit wird das Bezahlen im Internet immer beliebter. PayPal verfügt bereits einen Marktanteil von 20 Prozent und liegt damit auf Platz drei der beliebtesten Bezahlwegen. Auf Platz 1 und 2 sind Rechnung und Lastschrift. Die Sofortüberweisung macht laut dem Handelsforschungsinstitut EHI einen Anteil von 2,5 Prozent aus. Kunden werden insbesondere von dem Käuferschutz von Online-Bezahlwegen überzeugt. So kommen Onlinehändler kaum daran vorbei, die Bezahlverfahren anzubieten, auch wenn sie teurer als die Lastschrift sind.
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