Tesla wendet sich an Lieferanten

Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 24.07.2018

Liquidität des Unternehmens wird in Frage gestellt

Berichten des „Wall Street Journal“ und der FAZ zufolge, hat der kalifornische Elektroautohersteller Tesla seine Lieferanten gebeten, einen Teil der bereits geleisteten Zahlungen zurückzuerstatten. In einer Mitteilung des Unternehmens heißt es, dass das Unternehmen die Rückerstattungen der Lieferanten benötige, um dem Unternehmen zu helfen und rentabel zu werden. Die Rückerstattungen beziehen sich hierbei auf einen größeren Teil, der seit 2016 geleisteten Zahlungen. Solch ein Aufruf verdeutlicht immer mehr, mit welch einer Dringlichkeit das Unternehmen versucht, in dieser kritischen Produktionsphase seine Geschäfte aufrecht zu erhalten.

Laut Tesla sei um die Hilfe aller Lieferanten gebeten worden. Dabei seien die Rückzahlungen eine Investition in das Unternehmen, um so das langfristige Wachstum beider Parteien gewährleisten zu können. Auf eine Anfrage der FAZ, wie viele Unternehmen schon um Rückerstattungen gebeten wurden, gaben mehrere Lieferanten jedoch an, nichts von solch einer Forderung zu wissen.

„Standardverfahren“

Tesla selbst nimmt keine Stellung zu dieser Mitteilung. Jedoch bestätigte das Unternehmen, dass Preisnachlässe von Zulieferern für gewisse Projekte, die bis zu zwei Jahren zurückreichen, angefordert wurden, was jedoch laut Unternehmen ein Standardverfahren sei. Es würde helfen, den eigenen Wettbewerbsvorteil zu optimieren. Auch soll die Produktion des Models 3 angekurbelt werden. Im zweiten Quartal des Jahres wurde das gesetzte Ziel von 5000 Model-3-Fertigstellungen nach monatelangen Verzögerungen erreicht. Nun möchte Tesla in den nächsten Monaten rund 8000 Wagen pro Woche fertigstellen.

Reservierungen gehen zurück

Durch zu lange Wartezeiten folgen nun immer mehr Stornierungen auf Kundereservierungen, wie ein Analysebericht zeigen soll. Laut FAZ soll bereits von insgesamt 400.000 Reservierungen rund ein Viertel zurückgenommen worden sein. Im Falle einer Stornierung der Bestellung muss Tesla dem Kunden eine Anzahlung von 1000 Dollar zurückzahlen. Bei diesen zahlreichen Stornierungen wirkt sich die Reaktion der Kunden demnach auch negativ auf die Finanzen des Autobauers aus.

Die Forderung Teslas an die Lieferanten wirft ein schlechtes Licht auf die Liquidität des Unternehmens. Jedes viertel Jahr werden rund eine Milliarde Dollar in den Sand gesetzt und mit ungefähr 2,7 Milliarden Dollar verfügbaren Kapital in das weitere Quartal gestartet. Im ersten Quartal 2018 wurde bereits zu fünften Mal infolge eine Rekordverlust von rund 710 Millionen Dollar angemeldet. Im Juni wurden neun Prozent der Belegschaft entlassen, um Kosten zu sparen.