Thomas Cook kündigt Insolvenz an

Autor: Marcus Schilling
Datum 24.09.2019

Brexit zeigt erste Auswirkungen

Alle Bemühungen gegen die Pleite des britischen Reisekonzern Thomas Cook waren vergebens. Am Montagmorgen wurde bekannt gegeben, dass die Gesellschaft bei der Regierung einen Überbrückungskredit eingereicht hat und der Insolvenzantrag dem Gericht vorliegt.

Bei dieser Amtshandlung sprach der Konzernchef Peter Fankhauser von einem „tiefen Bedauern“, da es keine anderen Mittel mehr gab. Ebenso äußerte sich die Spitze des Konzerns mit einer Entschuldigung gegenüber Thomas Cooks Kunden, Angestellten, Zulieferern sowie Partnern.

Es wurde ausgerechnet, dass man 200 Millionen Pfund (227 Millionen Euro) für die eher schwache Saison aufbringen müsste. Somit erhöhte sich der Kredit von 900 Millionen Pfund auf 1,1 Milliarden Pfund. Die Summe war den Banken „Royal Bank of Scotland“ und „Lloyds Bank“ zum Schluss doch zu hoch. Der Rettungsplan mit 900 Millionen Pfund wurde von der chinesischen Unternehmensgruppe Fosun mit 450 Millionen Pfund mitfinanziert. Dadurch bekam Fosun einen Anteil von 75% an Thomas Cook und 25% der Airlines. Zudem sollten 450 Millionen Pfund von Gläubigern dazukommen, indem Kredite zum Eigenkapital umgewandelt werden. Im Gegenzug bekamen sie 25% des Reiseunternehmens und 75% der Airlines. Nachdem die Verhandlungen einem negativem Urteil unterlagen, schrieb Fosun auf der Website von Tencent Finance: „Fosun Travel ist enttäuscht, dass die Thomas-Cook-Gruppe nicht in der Lage war, eine praktikable Lösung für ihre vorgeschlagene Rekapitalisierung mit anderen Partnern, wichtigen Kreditgebern, führenden Investoren und zusätzlich beteiligten Parteien zu finden.“

„Condor-Flüge werden weiterhin durchgeführt, obwohl die Muttergesellschaft Thomas Cook Group Insolvenz eingereicht hat“, gibt die Mitteilung von Condor bekannt. Zudem wird fortgeführt, „Um Liquiditätsengpässe bei Condor zu verhindern, wurde ein staatlich verbürgter Überbrückungskredit beantragt. Dieser wird derzeit von der Bundesregierung geprüft.“

Bekannt ist, dass die Condor-Flüge weiterhin trotz der angemeldeten Insolvenz stattfinden. Damit aber zu keinen Liquiditätsengpässen kommt, wurde ein Überbrückungskredit eingereicht. Die Pleite des Konzerns hat Auswirkung auf insgesamt 600.000 Touristen von denen Zehntausende aus Deutschland stammen.
Nun wird die Regierung für den Ausfall des britischen Fluganbieters von der Transportgewerkschaft TSSA verantwortlich gemacht: „Die Regierung hatte viele Möglichkeiten, Thomas Cook zu helfen, hat sich aber für das ideologische Dogma entschieden, anstatt Tausende Jobs zu retten“

Betroffene Kunden sind abgesichert

Die Personen, die direkt bei Thomas Cook ihre Reise geplant haben, werden durch die ATOL-Regelung gesichert. Es wird eine Entschädigung für Reisen, die wegen einer Insolvenz nicht mehr angetreten werden können, zugesichert. Zudem ist ein kostenloser Rücktransport mitenthalten. Dies wird dann von anderen Fluggesellschaften übernommen. Wer seine Reise bei Condor gebucht hat, muss sich nun selbst um einen Ersatz kümmern.

Laut BBC hat die Luftfahrtbehörde CAA bereits am Sonntag für zahlreiche Flugzeuge gesorgt, die die ca. 150.000 britische Urlauber wieder nach Hause bringen. Die große Rückholaktion wurde mit dem Codenamen „Matterhorn“ getauft. Es sollen bereits erste Flugzeuge dieser Serie gestartet sein.

Deutsche Bundesregierung verstummt

Die deutsche Bundesregierung hatte sich am Wochenende noch nicht dazu geäußert, wie Betroffene aus Deutschland nach Hause geholt werden. Die schlechten Erfahrungen mit Air Berlin scheinen die Regierung geprägt zu haben. Für die Insolvenz des Fluganbieters Air Berlin zahlte der Staat 150 Millionen Euro. Obwohl die komplette Summe zurückgezahlt wurde, musste die Regierung kräftig Kritik kassieren. Dies kam durch den Vorwurf zu Stande, dass der Fluganbieter nur gesichert wurde, damit die Lufthansa übernommen werden kann.

Thomas Cook seit 2012 ohne Halt

Im Jahr 2012 wurde das Unternehmen von mehreren Banken gerettet, da Thomas Cook gewaltigen Abschreibungen unterlag. Schon seitdem muss der Fluganbieter Schulden in Milliardenhöhe tragen.