VW startet eigenes Ridesharing Angebot

Autor: Duran Sarikaya
Datum: 01.08.2018

Nach Hannover bald auch in Hamburg verfügbar

VW hat ein Tochterunternehmen für seinen eigenen Mobilitätsdienstleister Moia gegründet. Das „Ridesharing“ ist ein öffentlicher Shuttle-Betrieb mit VW-Bullis im niedersächsischen Hannover. 140 Fahrer in 35 Kleinbussen fahren Kunden für einen Preis zwischen einer Taxifahrt und einer Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum gewünschten Ziel. Kunden werden nach einer Buchung abhängig von den vergleichbaren Zielen zusammengefasst. Je nach Kundenwunsch werden die Haltestellen bestimmt.

Zuvor wurde der Shuttle 300 Tage mit 230.000 Fahrten geprobt, nun ist er am Montag offiziell gestartet. „An diesem Tag nehmen wir die ersten Euros ein“, freut sich Robert Henrich, Vorstand des operativen Geschäfts von Moia. Da durch den Service weniger Emissionen entstehen, es weniger Autos auf den Straßen und weniger Leerfahrten gibt, ist die Idee für Großstädte besonders attraktiv.

Bis Ende des Jahres soll Moia auch in anderen Städten in Norddeutschland eingeführt werden. „Hannover ist die erste Stadt, in der wir fester Bestandteil der öffentlichen Mobilität werden sollen“, so Vorstandschef Ole Harms. Anfang 2019 soll Moia auch in Hamburg starten und auch das Interesse in anderen Städten scheint groß zu sein. „Seitdem wir bekannter sind, rennen uns die Städte die Bude ein“, berichtete Henrich.

Die meisten Fahrten sind geteilt

Fahrerin Merve Bicak, 23 Jahre alt, berichtet über ihre Erfahrungen vom ersten Tag an: „An so einem Riesenprojekt mitzumachen, ist spannend.“ Über einen Display kann sie sehen, wo der nächste Moia-Kunde eine Fahrt bucht und wo sie ihn einsammeln kann. Mit einem Navigationssystem wird sie ans Ziel geführt. Auf dem Display werden Bicak weitere Kunden angezeigt, die eine Fahrt suchen. Auch während der Testphase mit nur 3500 Nutzern sei etwa die Hälfte der Fahrten geteilt gewesen.

Ab Montag können nun alle Interessierten in Hannover die Moia-App nach und nach nutzen. „Wir werden die Kunden angesichts der großen Nachfrage schrittweise freischalten“, sagt Heinrich. Am Ende des Jahres werde Moia für alle Bürger in Hannover nutzbar, da bisher nicht genügend Kapazitäten verfügbar sind.

Bargeldloses Zahlen und bald auch Trinkgeld möglich

Die Software wurde von einem finnischen Start-up entwickelt und wird stetig erneuert. Wenn Kunden eine Fahrt buchen, wird ihnen die Zeit sowie der Einstiegs- und Ausstiegszeitpunkt genannt. Außerdem werden ihnen die Kosten, die ihnen vom Konto abgebucht werden, mitgeteilt. „Wir werden die App ergänzen, so dass die Fahrer auch Trinkgeld bekommen können. Die Anregung dazu kam übrigens von den Fahrgästen“, informiert Henrich. Dies sei aktuell wegen dem automatischen Abbuchungsverfahren nicht möglich.

Die Preise werden nun, nachdem die Testphase vorbei ist, angehoben. Ursprünglich kostete eine Fahrt 6 Cent pro Person und Kilometer. Bei dem normalen Geschäftsbetrieb wird die Fahrt teurer: „Voraussichtlich werden Fahrten in der Stadt zwischen 5 und 7 Euro liegen, also ungefähr in der Mitte zwischen dem öffentlichen Nahverkehr und dem Taxi“, so Henrich. Der Preis ist außerdem von dem Wochentag, der Uhrzeit sowie von Angebot und Nachfrage abhängig. Bei der Buchung der Fahrt wird der endgültige Preis angezeigt.

Elektrobusse in Hamburg eingesetzt

Anfang 2019 in Hamburg wird Moia von Beginn an mit eigenen, neu entwickelten Elektrobussen starten, die bis zu sechs Passagiere aufnehmen können. Die Fahrzeuge wurden mit VW in Osnabrück gebaut. Bis Ende 2020 sollen auch in Hannover zu mindestens 50 Prozent elektrische Fahrzeuge eingesetzt werden.

In Hannover dürfen zunächst nur 150 Fahrzeuge in den Betrieb genommen werden, was 2020 aber auf 250 Fahrzeuge erhöht wird. In Hamburg dürfen in den ersten beiden Jahren maximal 500 Fahrzeuge fahren. Danach darf auch in Hamburg erweitert werden. „Der logistische Aufwand ist immens. Allein in Hamburg braucht Moia in den nächsten Jahren fünf Betriebshöfe. Oft ist die erforderliche Stromanbindung für das Schnellladen der Fahrzeuge nicht vorhanden“, erzählt Henrich. Pro Betriebsrat schätzt Henrich den Bedarf auf 3 bis 5 Megawatt: „Das entspricht einem großen Windrad.“