Russischer Discounter kommt nach Deutschland

Autor: Marcus Schilling
Datum: 29.01.2019

Kann sich Torgservis durchsetzen?

Der aus Russland kommende Discounter Torgservis möchte sich mit niedrigen Preisen und minimalistischem Design auf dem deutschen Markt etablieren. Die erste Filiale des Discounters wird in Leipzig am 29.01 eröffnet. Dies ist der erste Versuch des Lebensmittelhändlers, sich in Deutschland durchzusetzen.

Die Filiale ist rund 1000 Quadratmeter groß. Die Ware bleibt auf den Paletten liegen und wird nicht in Regale verlagert. Auch die Einkaufswagen des Discounters sind gebraucht. Auf der Webseite des Unternehmens heißt es: „Wir arbeiten nach dem Motto ‚Jeden Tag nur Tiefstpreise‘. Die Lebensmittel machen gut 70 Prozent des Sortiments aus, den Rest bilden Haushaltswaren und Tierbedarf, aber auch Drogerieartikel und Bekleidung.

Nach eigenen Angaben betreibt das Unternehmen in Osteuropa und Asien 928 Filialen und wurde 2009 gegründet. Angaben zur Unternehmensstrategie und den Ausbauplänen des Discounters gibt es jedoch nicht, da der Eigentümer „keine übermäßige Werbung“ mag.

Nach Angaben der russischen Medien heißt es: „Im Gegensatz zu Russland muss das Unternehmen in Deutschland die hohen Standards des Lebensmittelgesetzes und die Anforderungen an die Lebensmittelqualität erfüllen, gleichzeitig aber Produkte zu erschwinglichen Preisen verkaufen. In Russland wird Torgservis als starker Discounter bezeichnet, der in der Lage ist, auch mit mächtigen Handelsketten zu konkurrieren.“

Die deutsche Tochter von Torgservis TS-Markt, macht auf ihrer Webseite darauf aufmerksam, dass weitere Standorte gesucht werden, um das Filialnetz auszubauen. Diese sollen sich bestenfalls in Ostdeutschland befinden, in Ortslage oder in der Nähe von Industriegebieten. Auch eine gute Anbindung und ein behindertengerechter Zugang sind von Vorteil.

Martin Fassnacht, Marketingexperte der Wirtschaftshochschule WHU in Düsseldorf, ist der Meinung, dass es kein Zufall ist, dass der Discounter eine Filiale in Ostdeutschland eröffnet: „Ich glaube, dass es eine Kundschaft in manchen Regionen Deutschlands für einen solchen Discounter gibt.“

In Ostdeutschland ist die Kaufkraft oft geringer als in anderen Teilen Deutschlands. Auch die Flächen sind hier günstiger als im Süden oder Westen Deutschlands. Das Konzept wird sich laut Fassnacht dennoch nicht durchsetzen können, da es sich wirtschaftlich nicht rechnen wird.

Um sich erfolgreich auf dem Markt zu etablieren, benötigt man als Discounter Masse, mehrere Filialen und eine große Nachfrage der Kunden. Nach Fassnacht reichen selbst 100 Filialen nicht aus, um erfolgreich sein zu können.

Torgservis ist nicht der erste Discounter aus dem Ausland, der in Deutschland einen Platz sucht. Der US-Konzern Wal-Mart scheiterte bei dem Versuch sich in Deutschland durchzusetzen. Auch die Intermarché-Gruppe aus Frankreich verkaufte die Discounterkette Spar an Edeka.

Nun bleibt es abzuwarten, ob es dem aus Russland stammenden Discounter gelingen wird, sich in Deutschland durchzusetzen. Die Konkurrenz könnte Torgservis akzeptieren, wenn der Discounter günstiger bei geringerer Qualität wäre.

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