Continental: 20.000 Mitarbeiter von Werksschließungen betroffen

Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 27.09.2019

Auch andere Autozulieferer stecken in der Krise

Ein umfassendes Umbauprogramm soll dem Autozulieferer und Reifenhersteller Continental nun dabei helfen, die aktuelle Krise der Automobilbranche erfolgreich zu bewältigen. Das Umbauprogramm sieht vor, dass weltweit rund 15.000 Stellen von den Veränderungen betroffen sein werden. 5.000 davon allein in Deutschland. Bis 2029 soll die Zahl sogar auf satte 20.000 betroffene Stellen ansteigen. Mit „Veränderungen“ seien neue Jobanforderungen gemeint, so ein Sprecher von Continental. Ein Abbau der Stellen oder gar Kündigungen seien nicht das Ziel. Man wolle versuchen, einem Großteil der Betroffenen konzernintern eine neue Beschäftigung zuzuweisen.

Mit diesen Maßnahmen sollen die jährlichen Bruttokosten ab 2023 um etwa 500 Millionen Euro gesenkt werden. Insgesamt dürfte die Umstrukturierung das Unternehmen knapp 1,1 Milliarden Euro kosten. Auch wenn einige Stellen wegfallen werden, so werden in Bereichen, wie etwa der Softwareentwicklung, neue Arbeitsplätze „in hoher Zahl“ geschaffen. Auch im Bereich Weiterbildung soll es einige Investitionen geben.

Vorstandchef Elmar Degehart ist davon überzeugt, dass Continental sich mit der neuen Strategie bestens auf den Wandel in der Branche vorbereite. „Wir gehen darüber hinaus mit unserem Strukturprogramm die sich abzeichnende Krise in der Autoindustrie offensiv an und werden, wie vor zehn Jahren, aus ihr ein weiteres Mal gestärkt hervorgehen.“

Die Umstrukturierung ist vor allem eine Reaktion auf den Rückgang der Autoproduktion, aber auch der stärkeren Nachfrage nach digitalen Lösungen. Wie anderen Unternehmen der Branche macht auch Continental die Konjunkturschwäche zu schaffen. Aus diesem Grund hatte das Unternehmen seine Geschäftsziele in den letzten zwölf Monaten mehrfach nach unten angepasst.

Bereits Ende Juli sprach das Management von einem Programm, welches dem Unternehmen Stabilität bringen sollte. Auch hier wurde bereits erwähnt, dass die Standorte genauer unter die Lupe genommen werden. Seitdem laufen die Verhandlungen mit der Arbeitnehmervertretung darüber, wie das Sparprogramm in der Umsetzung genau aussehen soll. Weitere Informationen dazu sollen im Laufe des Jahres veröffentlicht werden. Eins steht jedoch schon fest: Betriebsbedingte Kündigungen sind keinesfalls auszuschließen, auch wenn dies wirklich das „allerletzte Mittel“ sei. Zuletzt lag die Mitarbeiterzahl bei rund 244.000.

Konzernbetriebsrat und Arbeitnehmervertreter skeptisch

Hasan Allak, Vorsitzender des Continental Konzernbetriebsrats, grenzt sich klar von den Plänen des Unternehmens ab: „Ich verurteile die Planungen des Vorstands auf das Schärfste!“. Seiner Meinung nach müssen nicht alle Entscheidungen auch technologische und disruptive Veränderungen mit sich ziehen. „Hier wurden auch in der Vergangenheit Managementfehler gemacht, für die jetzt teilweise Mitarbeiter die ‚Zeche‘ zahlen sollen“, so Allak.

Besonders wichtig sei es nun, dass das Management von Continental mit den Beratungs- und Konsultationsverfahren gemeinsam mit der Arbeitnehmervertretung beginne. „Ich erwarte, dass die Standorte unter Nutzung von personalpolitischen Instrumenten, wie zum Beispiel des konzerninternen Arbeitsmarktes und dem Anspruch auf echte Qualifizierungsmaßnahmen eine Alternative ausarbeiten können“, forderte Allak. Dieser Prozess sei eine ergebnisoffene Debatte – „daran messe ich am Ende den Vorstand!“

Autozulieferer rutschen immer tiefer in Krise

„Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat von Continental haben einer Schließung von Standorten in Deutschland nicht zugestimmt, sondern lediglich einer ergebnisoffenen Prüfung“, kommentiert Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Continental AG, den geplanten Umbau. „Den vom Vorstand geplanten gravierenden Stellenabbau werden sie nicht akzeptieren. Hier sollen allein die Beschäftigten für Managementfehler zahlen.“ Laut Benner sei neben der technischen Transformation auch die soziale Transformation von hoher Bedeutung.