Auftragsbestand der deutschen Industrie auf neuem Höchststand

Autor: Thanh Duy Tran
Datum: 19.08.2022

Gestörte Lieferketten und Auftragsstau

Das verarbeitende Gewerbe in Deutschland konnte im Juni 2022 seinen Auftragsbestand im Vergleich zum Mai 2022 um 0,5 Prozent erhöhen. Gegenüber dem Vorjahresmonat Juni 2021 handelt sich sogar um eine Steigerung von 14,1 Prozent.

Damit habe der Auftragsbestand des verarbeitenden Gewerbes einen neuen Höchststand seit Beginn der Erfassung im Jahr 2015 erreicht, teilt das Statistische Bundesamt (Destatis) mit.

Offene Aufträge

Die offenen Aufträge aus dem Inland stiegen im Juni gegenüber Mai um 2 Prozent. Diejenigen aus dem Ausland verringerten sich dagegen in dem Zeitraum um 0,3 Prozent.

Die Hersteller von Vorleistungsgütern konnten ein Wachstum des Auftragsbestands von 1,8 Prozent verbuchen. Bei den Herstellern von Investitionsgütern erhöhte sich der Auftragsbestand um 0,5 Prozent.

Lieferengpässe bei Vorprodukten und Rohstoffen

Das Destatis erwähnt, dass im verarbeitenden Gewerbe das Auftragseingangsvolumen im Juni 2022 wie in den Monaten zuvor weiterhin leicht höher als das Umsatzvolumen lag. Hierzu erklärt das Bundesamt, dass der Nachfrageüberhang vor allem auf die anhaltend hohe Knappheit an Vorprodukten zurückzuführen sein dürfte.

Gestörte Lieferketten infolge des Kriegs in der Ukraine und anhaltender Verwerfungen durch die Corona-Krise führen nach wie vor zu Problemen beim Abarbeiten der Aufträge, schreibt das Destatis.

Außerdem verweist die Behörde auf Forschungsergebnisse des Ifo-Instituts. Eine aktuelle Umfrage des in München ansässigen Instituts zeigt, dass die Beschaffung von Rohstoffen und Vorprodukten für die Industrie weiterhin ein großes Problem darstellt. So äußerten während dieser Umfrage im Juni 74,1 Prozent der Industrieunternehmen, dass es Engpässe gibt. Im Juli waren es dann immerhin noch 73,3 Prozent.

Reichweite der Aufträge

Für Juni 2022 nennt das Destatis eine Reichweite des Auftragsbestands von 8 Monaten. Im Mai lag sie leicht höher (8,1 Monate). Theoretisch müssten die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Auftragseingänge so viele Monate produzieren, um die vorhandenen Aufträge abzuarbeiten.