BayernLB: „Politik des billigen Geldes verdrängt deutsche Strukturreformen“
Autor: Christian Fischer
Datum: 04.02.2016
BayernLB-Chefvolkswirt Michels im Interview mit dem BME über die EZB und Herausforderungen der deutschen Wirtschaft
Im Dezember versuchte die Europäische Zentralbank (EZB) das Wirtschaftswachstum durch Liquidität und Kreditvergabe zu erhöhen. Der BayernLB-Chefvolkswirt Dr. Jürgen Michels sieht dieser Entscheidung kritisch entgegen. Michels sagt in einem aktuellen Interview mit dem BME, gegen diese Politik des billigen Geldes sei zunächst nichts einzuwenden. Allerdings seien die schwerwiegenderen Probleme, wie beispielsweise die hohe Verschuldung von EU-Staaten, nicht positiv von den Plänen der EZB beeinträchtigt. Er kritisiert, dass die Banken durch die EZB in einer Art Dilemma stecken. Zum einen sollen mehr Geschäftsrisiken in Kauf genommen werden und zum anderen sollen eben diese Risiken vermieden werden. Michels ist der Meinung, dass die EZB zwar merklich zur Bekämpfung der Schuldenkrise beigetragen habe, allerdings noch Lösungen für andere Folgeprobleme gefunden werden müssten.
In Deutschland hat sich das wirtschaftliche Umfeld auf Grund von diverser internationaler Krisen verschlechtert. Michels vertritt die Ansicht, dass Deutschland sich trotz der Krisen gut gehalten hat. Nun bleibe abzuwarten, ob die Schwellenländer ihre wirtschaftliche Schwäche überwinden können. Dies gelte ebenso für Europa. In Deutschland müsse ein weiterer Wachstumstreiber neben dem Konsum gefunden werden. Der Konsum ist für Michels zu wenig und kann die Konjunktur nicht alleine tragen. Daher bestehe, dank nicht vorhandener Strukturreformen in Deutschland, Nachholbedarf in Sachen Investitionen. Nur dann kann nach Michels die Wachstumsrate auch in Zukunft hoch gehalten werden.
Die Krise der Schwellenländer begründet Michels mit einer Sonderkonjunktur, welche überaus günstige Finanzierung zulässt. Die Geldpolitik sei zu locker gewesen. Das solle sich jetzt allerdings ändern. Das Wachstum der Schwellenländer wird nicht mehr so stark steigen wie zuvor. Daher könne Deutschland keine allzu hohen Erwartungen an die Nachfrage der Schwellenländer mehr stellen. Selbiges gilt für China. „Es deutet auch im Reich der Mitte vieles darauf hin, dass die mittlerweile rückläufige Verschuldung zum Abklingen des Wirtschaftswachstums führt. Gleichzeitig findet ein Wandel der chinesischen Wirtschaftsstruktur statt – weg von der Produktions- und hin zur Dienstleistungsökonomie“, so Michels.
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