Britische Regierung: Unternehmen sollen sich auf No-Deal-Brexit vorbereiten

Autor: Marcus Schilling
Datum: 20.10.2020

„Ein Deal würde den Unternehmen mehr Klarheit bringen“

Großbritannien hat eine Aufforderung an die britischen Unternehmen veröffentlicht. In diesem wird appelliert, sich auf das Szenario eines No-Deal-Brexit vorzubereiten. Dabei wird ein Schreiben an ca. 200.000 Betriebe entsendet, die Handel mit der EU betreiben. In diesem werden die neuen Zoll- und Steuervorschriften näher erklärt.

Der britische Kabinettsminister Michael Gove appelliert: „Täuschen Sie sich nicht: In nur 75 Tagen gibt es Änderungen und die Uhr für die Unternehmen tickt“. Zusammenarbeit steht hier im Mittelpunkt, damit das Land die neuen Chancen nutzen könne, die sich „aus einer unabhängigen Handelsnation mit Kontrolle über ihre eigenen Grenzen, Hoheitsgewässer und Gesetze“ ergeben würden.

Regierung wird verantwortlich gemacht

Für die geringe Vorbereitung der Unternehmen macht die britische Handelskammer (BCC) die Regierung in der Schuld. BCC-Generaldirektor Adam Marshall erklärt: „Angesichts der dreifachen Belastung durch ein Wiederaufleben des Coronavirus, verschärfter Beschränkungen und eines ungeordneten Austritts aus der EU nach der Übergangszeit ist es kein Wunder, dass Unternehmen Schwierigkeiten haben, sich vorzubereiten“. Marshall hofft dennoch auf ein Abkommen mit der Europäischen Union. Denn „ein Deal würde den Unternehmen mehr Klarheit bringen, damit sie planen können.“

Johnson: EU muss ihre Stellung überdenken

Am vergangenen Freitag erklärte Premierminister Boris Johnson weitere Verhandlungen über ein Abkommen für aussichtslos, wenn die EU ihre Stellung nicht überdenken würde. Sollte keine Vereinbarung getroffen werden können, steht elf Monate nach dem EU-Austritt eine schwere Zeit für Großbritanniens Wirtschaft bevor. Im Rahmen des Brexits verlässt Großbritannien zum Jahreswechsel den EU-Binnenmarkt und die gemeinsame Zollunion.

Hauptthemen während der Verhandlungen sind faire Wettbewerbsbedingungen, die Kontrolle eines künftigen Abkommens sowie Fangrechte der EU-Fischer im britischen Raum.