Chinas milde Wirtschaft
Autor: Than Duy Tran
Datum 18.09.2019
Ursprüngliche Wachstumsziele Chinas durch Unstimmigkeiten mit USA schwer einzuhalten
„Es ist eine ziemlich schwere Aufgabe für eine so große Volkswirtschaft wie China, schnelle Wachstumsraten von mehr als sechs Prozent vor dem Hintergrund der ungewissen internationalen Situation zu wahren“, sagte Premier Li Keqiang vor einem Besuch in Russland in einem Interview der russischen Nachrichtenagentur Tass.
Eigentlich hatte Peking ein Wachstum von 6 – 6,5 Prozent geplant, jedoch fiel es bereits im zweiten Quartal der zweitgrößten Volkswirtschaft auf 6,2 Prozent. Seit fast drei Jahrzehnten gab es solch einen geringen Wert nicht mehr. Als ob diese Zahlen genug Druck erzeugt hätten, zeigte das Statistikamt am Montag die neuesten Wirtschaftsdaten. Diese ergaben eine unerwartet schwache Entwicklung in der Industrieproduktion, den Investitionen in Sachanlagen und dem Einzelhandelsumsatz.
Um es zu verdeutlichen, zeigte die Industrieproduktion zum Vorjahreszeitraum nur 4,4 Prozent mehr und war damit geringer als im Juli. Dabei fand dort schon die geringste Wachstumsrate seit Anfang des vergangenen Jahrzehnts statt. Hinzu kommt, dass Experten damit rechneten, dass die Produktion wieder etwas steigt.
Sogar der Umsatz im Einzelhandel verminderte sich. Im Juli lag das Wachstum bei 7,6 Prozent und im August nur 7,5 Prozent. Auch hier haben Volkswirte einen höheren Anstieg erwartet. Auch im Bereich der Investition von Sachanlagen wurden Experten enttäuscht. Dort vermutete man einen Prozentsatz von 5,7 aber erwirtschaftet wurden nur 5,5 Prozent.
Trotz der Entwicklung gab sich Chinas Premier aber optimistisch und pries die „große Widerstandsfähigkeit, das Potenzial und die Möglichkeiten“ der chinesischen Wirtschaft an. Bei einem Rückblick auf die ersten acht Monate des Jahres sprach Li Keqiang insgesamt von einer „reibungslosen und nachhaltigen Entwicklung“. Die Hauptwirtschaftsdaten sollen innerhalb der Erwartungen liegen.
Allerdings wird vorausgesagt, dass die Notenbank und die Regierung bald zu weiteren Maßnahmen greifen werden damit die Wirtschaft neues Leben erhält. Selbst der Anstieg der Ölpreise, die von den Angriffen auf die Ölanlagen Saudi- Arabiens stammen und gleichzeitig eine der wichtigsten Öllieferanten Chinas sind, lassen den Druck wachsen.
Fachmänner erwarten keine besondere Unterstützung der Wirtschaft. Die Regierung Chinas stellt sich auf einen langen Konflikt mit dem US-Präsidenten Donald Trump ein und ist daher vorsichtig nicht zu schnell zur Tat zu schreiten.
„Was den politischen Spielraum angeht, glauben wir, dass sowohl die Zentralbank als auch das Finanzministerium viel Platz haben, aber die Frage ist, ob sie ihn nutzen wollen“, sagte Helen Qiao, China-Expertin der Bank of America Merrill Lynch, bei Bloomberg-TV. Sie sagt sie hätte Sorgen, dass die Politiker in Peking zu lange warten und dabei ins Abseits geraten könnten, weil die möglichen Auswirkungen nicht beachtet werden würden.
Von einer Lösung im Handelskrieg zwischen China und den USA ist man noch Meilen weit entfernt, auch wenn es schon positive Aussichten zum guten Willen gab. Im Oktober wollen sich die Unterhändler in Washington wieder unterhalten.
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