Deutsche Wirtschaft bereitet sich auf einen No-Deal-Brexit vor

Autor: Thanh Duy Tran
01.07.2020

Umfrage des BDI

Nach den Ergebnissen einer Umfrage des Bundesverbandes der deutschen Industrie (BDI) in Zusammenarbeit mit Deloitte zeigt sich, dass dreißig Prozent der deutschen Unternehmen mit einem sogenannten harten Brexit rechnen – also einem Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union ohne Einigung über ein Abkommen bezüglich einer weiteren, partnerschaftlichen Zusammenarbeit.

Es handelt sich um den as 5. Brexit Survey von BDI und Deloitte. An dieser Umfrage nahmen 248 Unternehmen teil, die wirtschaftliche Verbindungen nach Großbritannien unterhalten. Im Fokus des Forschungsinteresses stand, welche Erwartungen die Unternehmen hinsichtlich der Verhandlungen und der
Brexit-Konsequenzen für den Standort Deutschland haben und wie sie selbst für den Brexit planen und sich vorbereiten.

Nach Aussage von einem Drittel der Befragten hemmt die Corona-Krise die Vorbereitungen des britischen Ausstiegs. Immerhin fühlen sich fast drei Viertel der Unternehmen mindestens gut dafür gerüstet.

Zu der aktuellen Situation sagt Dr. Alexander Börsch, Chefökonom bei Deloitte: „Ohne Verlängerung der Verhandlungsfrist bleiben nur noch etwa 180 Tage bis zum Ende der Übergangsperiode.“ Weiter erläutert er: „Wie auch immer der Brexit dann aussehen wird – ob mit Deal oder ohne: Die deutsche Wirtschaft fühlt sich zum Großteil auch auf einen ‚Worst Case‘ gut vorbereitet, dennoch erwartet eine beträchtliche Anzahl an Unternehmen hohe Schäden.“

Lieferketten und Verträge im Fokus

Handels- und lieferkettenbezogene Themen stehen im Mittelpunkt bei den durchgeführten und geplanten Maßnahmen der Unternehmen. Hierzu gehören beispielsweise die Überprüfung, welche Dienstleister und Zulieferer betroffen sind, und die Vorbereitung auf Zölle und Zollkontrollen. Ebenso gehört die Anpassung bestehender Verträge an die neuen Bedingungen zu den Maßnahmen.

Des Weiteren ist die mögliche Verlegung der operativen Steuerung von EU-Geschäften aus Großbritannien nach Europa für die Firmen interessant. Dieser Ansatz wird besonders von Technologieunternehmen angewandt. Ebenfalls spielt die Verlegung der Datenverarbeitung nach Europa bei einigen Unternehmen eine wichtige Rolle. Insgesamt haben schon 59 Prozent der befragten Firmen Verlagerungen (Produktionsstätten, Arbeitskräfte, Zielmärkte) durchgeführt. Hierbei war Europa das Hauptziel.