BME befragt Unternehmer zu ihrer Geschäftssituation

Autor: Thomas Wandler
Datum: 01.07.2020

88% betreiben kein Risikomanagement

Der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) hat zum dritten Mal in diesem Jahr eine Umfrage bei seinen Mitgliedsunternehmern über die Themen Einkauf, Logistik und Supply Chain durchgeführt. Olaf Holzgrefe, Leiter International des BME erklärt: „Zur Aufrechterhaltung der industriellen Produktion wenden viele Unternehmen unterschiedliche Shutdown-Strategien und -maßnahmen an“. Dies erschwert zusätzlich die Tätigkeiten im Einkauf. Dabei betont Holzgrefe, ihm falle es „zusehends schwer, Wertschöpfungs- und Lieferketten aufeinander abzustimmen“.

Bisher wurden keine Insolvenzen zwischen den Lieferanten der teilnehmenden Einkaufsmanagern festgestellt. Allerdings liegt die Befürchtung nahe, dass sich dies in der Zukunft ändern wird. Dabei ist die Corona-Krise weiterhin ein ausschlaggebender Faktor, wie hoch die Anzahl der zukünftigen Insolvenzen ausfallen wird. Aus der Umfrage geht hervor, dass nur noch zwei Prozent der befragten Unternehmen im Bereich des Einkaufs noch nicht betroffen sind. 45 Prozent konnten leichte Probleme feststellen und über 50 Prozent haben starke bis kritische Beeinträchtigungen im Betriebsablauf.

Die Liquidität leidet besonders

Der Umfrage nach scheint ebenfalls die Liquidität sämtlicher Unternehmen und Lieferanten unter der derzeitigen Situation zu leiden. Um diesem Problem entgegenzuwirken versuchten Unternehmen ihre indirekten Kosten zu senken. Währenddessen wurden Second-Source-Optionen ausgesucht oder die Backup-Lieferanten in Anspruch genommen. Unterschiede gibt es dabei im Lagerbestand. Während andere versuchen ihre Materialien zu verringern, wird das Lager bei anderen Unternehmen weiter aufgefüllt.

Carsten Knauer, Leiter Sektion Logistik beim BME betont: „Nur 22 Prozent der befragten Unternehmen haben ein Pandemie-Szenario in ihren Risikomanagement-Aktivitäten berücksichtigt und lediglich die Hälfte davon Maßnahmepläne entwickelt“. Daraus lässt sich erschließen, dass 88 Prozent aller Betriebe keine Vorbereitungen auf eine derartige Situation betreiben. Judith Richard erklärt weiterhin: „In Zukunft wird ein digitales Risikomanagement immer wichtiger werden, um einen transparenten Überblick über die gesamte Lieferkette erhalten zu können. Das haben ihre Gespräche mit Einkäufern, Logistikern und Supply Chain Managern bestätigt“.