Drohende Deindustrialisierung und Arbeitsplatzverluste

Autor: Marcus Schilling
Datum: 09.03.2023

Bundesweiter Aktionstag der Industriegewerkschaften

Der Standort Deutschland erscheint erheblich gefährdet zu sein. Massive Arbeitsplatzverluste bedrohen die bisher starke Wirtschaftsnation.

Von einer so großen Gefahr gehen zumindest die Industriegewerkschaften und offenbar auch zahlreiche Unternehmen aus. In der Wirtschaft geht stark die Angst der Deindustrialisierung des Standorts Deutschland um.

Hohe Energiekosten

Diese Entwicklung zeigen beispielsweise Ergebnisse der Analyse „How to approach rising energy costs“, die schon im Dezember von Strategy+, der Strategieberatung von PwC, veröffentlicht wurde. Dazu schreibt PwC in seinem Blog, dass Schlüsselsektoren der deutschen Wirtschaft unter Druck geraten und sie abwandern könnten. Weiter wird in dem Bericht auf die Bedrohung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und Europas durch die Energiekosten verwiesen.

Mögliche Standortschließungen – Arbeitsplätze in Gefahr

Für eine gemeinsame am 7. März veröffentlichte Pressemitteilung haben sich die drei Industriegewerkschaften IG Metall, IGBCE (Bergbau, Chemie, Energie), IG Bau (Bauen, Agrar, Umwelt) zusammengetan. Darin warnen sie, dass insbesondere in den energieintensiven Branchen wie der Stahl-, Chemie- oder Baustoffindustrie Arbeitsplatzverluste und Standortschließungen drohen.

Die drei Gewerkschaften fordern die Bundesregierung auf, für die energieintensiven Branchen einen speziellen Industriestrompreis einzuführen. Dieser solle dem europäischen Vergleich standhalten, international wettbewerbsfähig sein und langfristige Planbarkeit gewährleisten. Wie in der Pressemitteilung erklärt wird, ließen sich nur so Arbeitsplätze und Produktionsstandorte langfristig sichern.

9. März 2023 – Aktionstag

Ihrer Forderung wollen die Gewerkschaften am heutigen Donnerstag, dem 9. März 2023, mit einem bundesweiten Aktionstag Nachdruck verleihen. Es ist geplant, dass Beschäftigte im Rahmen dieses Tages für einen wettbewerbsfähigen Industriestrompreis und für die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze demonstrieren. Es werden der Pressemeldung zufolge zahlreiche öffentliche und betriebsöffentliche Aktionen und Kundgebungen organisiert.

Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, erläutert: „Die Bundesregierung muss beim Industriestrompreis lenkend eingreifen. Sonst droht die Stahlerzeugung, die Aluminiumindustrie und weitere energieintensive Branchen über kurz oder lang aus Deutschland zu verschwinden. Davon wären hunderttausende Arbeitsplätze direkt und indirekt betroffen.“

Michael Vassiliadis, Vorsitzender der IGBCE, gibt zu bedenken, dass die Branchen der IGBCE – etwa Chemie, Metalle, Glas oder Papier – am Anfang fast aller industriellen Wertschöpfungsprozesse stehen. Wenn sie aufgrund hoher Stromkosten Anlagen schließen und Produktion verlagern, sei das der erste Schritt zur Deindustrialisierung Deutschlands.