Fresenius lässt Übernahme in Milliardenhöhe platzen
Autor: Dimitri Lagun
Datum: 24.04.2018
Ermittlungen gegen US-Konzern Akorn
Der Medizinkonzern hat die geplante Übernahme des US-Konzerns Akorn abgesagt. Der Zukauf in Höhe von 4,4 Milliarden Euro wäre der zweitgrößte in der Firmengeschichte von Fresenius gewesen. Grund für die Absage sei, dass der Generikahersteller mehrere Voraussetzungen nicht erfüllt habe. Dies teilte der Dax-Konzern vor einigten Tagen mit.
Die Übernahme wurde sowieso kritisch betrachtet. Nun gab es zudem schwerwiegende Verstöße gegen Vorschriften der US-Gesundheitsbehörde FDA. Akorn habe gegen die Datenintegrität verstoßen. Entdeckt wurde dies durch eine von Fresenius eingeleitete, unabhängige Untersuchung. Akorn weist die Vorwürfe jedoch zurück und fordert die Einhaltung der Zusagen von Fresenius.
Laut Akorn ergaben die laufenden Ermittlungen keine Fakten, die einen negativen Einfluss auf Akorns Geschäft haben. Daher sieht der Generikahersteller keine Begründung für den Abbruch der Übernahme. Weiterhin sagte Akorn, er werde seine Rechte und Fresenius Pflichten der bindenden Übernahmevereinbarung in Anspruch nehmen.
Fresenius-Chef Stephan Sturm hat den geplanten Zukauf schon vor geraumer Zeit angezweifelt, sprach damals aber nur von „angeblichen Verstößen“. Fresenius erhielt anonyme Hinweise und ließ daraufhin Ermittlungen durchführen. Akorn wurde vorgeworfen, beim Zulassungsverfahren neuer Medikamente in den USA gegen Vorgaben der Gesundheitsbehörde verstoßen zu haben.
Konkrete Angaben zu den Ermittlungsergebnissen gab Fresenius nicht bekannt. Dies geschah auf Wunsch von Akorn, der auf die Einhaltung der gemachten Vertraulichkeitszusagen pochte. Fresenius hatte zuvor mehr Zeit gefordert, um die eigenen Entwicklungen weiterzuführen und von Akorn mehr Informationen zu erhalten. Dies lehnte der US-Konzern jedoch ab.
Nach dem Erwerb der spanischen Krankenhauskette Quironsalud wäre die Übernahme von Akorn der zweitgrößte Zukauf der Unternehmensgeschichte von Fresenius gewesen. Akorn stellt unter anderem Cremes und Salben her. Der Zukauf hätte das auf Flüssigmedizin spezialisierte Tochterunternehmen Kabi in den USA gefördert.
Eigentlich war der Abschluss der Übernahme bereits Anfang 2018 geplant, was sich durch eine kartellrechtliche Prüfung jedoch verspätete. Die Börse schätzte die Übernahme schon zuvor kritisch ein, da Akorn unter dem Preisdruck des Generikamarktes litt und nicht die gewünschten Ergebnisse liefern konnte.
Ein finanzieller Nachteil würde für Fresenius durch den geplatzten Deal nicht entstehen, so der Sprecher von dem Unternehmen. Der Übernahmevertrag beinhalte keine Auflösungsgebühr im Falle eines Scheiterns. Daraufhin veröffentlichte Fresenius seine Jahresprognose für Konzernergebnis und –umsatz.
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