VW auf Milliardenhöhe verklagt
Autor: Duran Sarikaya
Datum: 24.04.2018
Prevent will Schadensersatz von VW
Die Prevent-Gruppe erhebt Anklage gegen VW. Schon vor zwei Jahren gab es einen bekannten Konflikt zwischen den zwei Unternehmen. Nun sind Prevent und VW wieder aneinander geraten. Zur Prevent-Gruppe gehören mehrere Firmen, die Autobauer mit Autoteilen beliefern. Ein Kunde davon ist Volkswagen.
Der Streit entstand, da VW vor kurzem mehrere Aufträge kündigte, wogegen Prevent sich nun wehrt. Ein Sprecher von Prevent verkündete, die Unternehmensgruppe arbeite derzeit an einer Klage auf Schadensersatz. Die Einreichung „wird in der nächsten Zeit geschehen“. Die genaue Höhe der Schadensersatzforderung sei noch nicht festgelegt, jedoch wird sich diese auf Milliardenhöhe belaufen, so der Sprecher. Weiterhin wird eine Strafanzeige aufgrund von „Eingehungsbetrug“ gestellt. Prevent wirft VW vor, nie die Absicht gehabt zu haben, die eingegangenen Vereinbarungen einzuhalten.
Bereits im Sommer 2016 stritten die beiden Unternehmen. Die Prevent-Gruppe stellte die Lieferung von Autoteilen an VW ein, weshalb einige der großen VW-Werke zum Stillstand gebracht wurden. Dies entschied die hinter Prevent stehende Investorenfamilie Hastor, die sich von VW betrogen fühlte. Der Lieferstreik bekam damals viel Aufmerksamkeit, da bisher noch kein Zulieferer einem der mächtigen Autokonzerne die Stirn bot.
Bisher scheint eine Einigung unwahrscheinlich zu sein. Laut VW sei die Milliardenklage ohne „jegliche Grundlage“. Die Prevent-Töchter ES Guss und Car Trim brachten 2016 VW durch einen „rechtswidrigen Lieferstopp“ in eine prekäre Lage. Eine Einigung wurde damals nur aufgrund der damaligen Zwangslage getroffen. Die weitere Zusammenarbeit mit der Prevent-Gruppe wurde über ein Eckpunktepapier getroffen. „Die Tatsache, dass wir die Vereinbarung für anfechtbar halten, haben wir der Prevent-Gruppe von Anfang an mitgeteilt“, so VW weiter. VW weist die Vorwürfe nach Eingehungsbetrug zurück.
Die Firmengruppe wurde vor Jahrzehnten vom Geschäftsmann Nijaz Hastor in Bosnien-Herzegowina gegründet. Momentan führen die Söhne Kenan und Damir in Niedersachsen die Firma. Die Hastors wurden im Rahmen ihrer engen Beziehung zu VW als „Zulieferer des Jahres“ ausgezeichnet. Später nahm die Anzahl der Verträge jedoch deutlich ab und die Konditionen wurden immer schlechter. Dies ließ die Hastor-Familie nicht auf sich sitzen. 2015 stellten Prevent-Firmen in Brasilien die Lieferung ein und verlangten bessere Bedingungen, was bei VW zu einem Produktionsstopp von rund 160 Tagen führte.
„18 000 Mitarbeiter waren im Zwangsurlaub. Dadurch haben wir 140 000 Fahrzeuge verloren und einen finanziellen Schaden in dreistelliger Millionenhöhe erlitten“, so VW. Ein Jahr später stellten die Prevent-Töchter ES Guss und Car Trim die Lieferung ein und legten so die Fabrik von VW in Wolfsburg still. VW bezeichnete die im August 2016 beschlossene Einigung als erzwungen. Jetzt, wo VW sich andere Lieferquellen gesucht hat, will der Autobauer gegen die Einigung vorgehen und kündigte die Lieferverträge mit Prevent fristlos.
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